Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)
wäre doch toll! Und total spontan von dir!« Sie ist ganz stolz auf ihre fabelhafte Idee.
Ich schüttle den Kopf. Auf keinen Fall. Ich will doch nicht den ganzen Abend zusehen, wie die beiden turteln, und mir anhören, welche wundersamen Fingerzeige sie vielleicht sonst noch zusammengeführt haben.
Eine Ausrede muss her. Und zwar schnell.
Ich lächle Melanie an. Und Felix auch.
Er scheint keineswegs erbaut von Melanies Vorschlag.
Da fällt es mir ein: Ich brauche gar keine Ausrede!
Ich muss ja nicht erwähnen, dass ich Niklas nur zum Kaffee treffe – außerdem ergibt sich ja vielleicht, dass wir auch den Abend miteinander verbringen.
»Oh, danke für die Einladung. Aber leider kann ich heute nicht«, erkläre ich. »Ich bin schon verabredet.«
Wohliges Erschauern überkommt mich kurz.
Ach, Niklas …
Mein Hoffnungsschimmer.
»Kein Problem!«, ruft Melanie. »Bring deine Verabredung einfach mit! Felix und ich sind da super unkompliziert. Nicht wahr, mein Schatz?«
Und spontaaan , füge ich fast hinzu.
Melanie blickt ihren Verlobten fragend an.
Der guckt auf den Boden.
Sie zuckt ungerührt mit den Schultern.
»Wer ist denn deine Verabredung eigentlich, Iris?«, fragt sie. »Erzähl!«
Ich hole scharf Luft.
Erzähl!
Meint sie, sie sei plötzlich meine gute Freundin? Bloß weil sie Felix’ Verlobte ist?
Andererseits … was macht es schon, wenn ich ihre Frage beantworte? Eigentlich bin ich doch sogar ein bisschen, wie soll ich sagen, stolz auf meine Eroberung. Schließlich ist Niklas ohne Zweifel ein ganz ungewöhnlicher Mann.
»Meine Verabredung ist jemand, den ich vor kurzem kennengelernt habe«, erkläre ich Melanie. »Er heißt Niklas. Du wirst verstehen, dass er und ich unser erstes … Rendezvous lieber zu zweit verbringen möchten.«
Aus dem Augenwinkel sehe ich Bruno missbilligend den Kopf schütteln.
»Also, ich kann’s verstehen«, sagt Felix. »Ich wünsche dir viel Vergnügen, Iris. Solange keiner aus Niklas’ schrecklicher Familie auftaucht, wird es sicher auch richtig romantisch.«
Er lächelt mich unfreundlich an.
»Wieso denn schrecklich?«, fragen Bruno und Melanie unisono.
Immerhin hat Felix Bruno wohl nichts von meinem Desaster bei den Nienabers erzählt. Das halte ich ihm zugute. Aber dass er so einen merkwürdigen Ton mir gegenüber anschlägt, das nehme ich ihm langsam übel. Was habe ich ihm denn getan?
»Also ich muss jetzt arbeiten!«, sage ich.
Ich lasse Bruno und das glückliche junge Paar einfach stehen und eile Richtung Büro. Die drei haben heftiger an meinen Nerven gezerrt, als ich es in meiner Situation zulassen darf.
»Ach! Bevor ich es vergesse!«, rufe ich und drehe mich kurz um, bevor ich in mein Amtszimmer entschwinde. »Meine besten Glückwünsche den Verlobten. Und dem angehenden Schwiegerpapa!«
Zwanzigstes Kapitel
N ichts ist so nützlich beim Verdrängen unangenehmer Gedanken wie die Gewissheit, dass man später noch einen Menschen treffen wird, der einen versteht und mit dem man über alles sprechen kann. Umso mehr, wenn es sich bei diesem Menschen um einen gut aussehenden Mann handelt.
Sobald sich Jörgs Verrat, meine prekäre Wohnsituation, Emmas Finanzmisere oder Brunos dreiste Zweifelei an meiner Partnerwahl in mein Bewusstsein schleichen, denke ich rasch an später .
Sogar als mir kurz ein paar kleine, heiße Tränen kommen, nämlich bei der Vorstellung, wie sich Jörgs Neue inzwischen in seinem Haus einnistet, während ich nicht mal eigne Möbel habe, brauche ich nur dran zu denken, dass ich Niklas alles nachher bei einem Kaffee anvertrauen werde – und ich kann mich gleich wieder trockenen Auges über die Akte vor mir auf dem Schreibtisch beugen und weiterarbeiten.
In der Mittagspause gehe ich nicht wie sonst raus zu einem kleinen Spaziergang, sondern bleibe lieber in der Abgeschiedenheit meines Büros und esse am offenen Fenster stehend zwei von den Äpfeln, die Gesine mir empfohlen hat.
Sie sind tatsächlich ausgesprochen saftig.
Nachdem ich diese Frau in natura getroffen habe, interessiert es mich, wie sie und Niklas sich kennengelernt haben. Schließlich hat Niklas mir bisher nur vom Ende ihrer Beziehung erzählt. Wie gemein Gesine ihn hat sitzenlassen.
Nachdenklich kaue ich weiter.
Irgendwie wäre es mir lieber, aus Niklas’ Mund auch etwas Nettes über seine Ex zu hören.
Natürlich nicht gleich heute.
Wer weiß, ob ich das bei aller Neugier schon verkraften könnte.
Ich schaue auf die Jörg-losen Bilderrahmen auf
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