Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)
dass ich das Gefühl habe, du bist nicht mehr für mich da. Du kommst mir insgesamt so, so anders vor.«
Wahrscheinlich weil ich Emma neuerdings in wichtigen Dingen nicht mehr die Wahrheit sage. Ich werde rot.
»Man verändert sich eben, wenn der Partner einen plötzlich gegen eine andere austauscht, weil er einen fade findet«, sage ich. »Womöglich will ich einfach nicht mehr die fade Iris sein.«
»Hm. Womöglich.« Emma hört sich nicht wirklich überzeugt, aber immerhin viel friedfertiger an. »Hast du denn schon eine kleine Wohnung gefunden? Oder soll ich dir bei der Suche helfen? Ich habe da so meine Verbindungen«, fügt sie mit schwachem Lächeln hinzu.
Genau wie Niklas.
Nur dass er gleich ein ganzes Haus an der Hand hat.
»Ich habe keine Wohnung. Aber ein Haus. Wenn ich will«, sage ich, ehe ich widerstehen kann.
Es ist einfach eine solche Genugtuung, dass gleich, nachdem Jörg mich ausrangiert hat, mich der nächste Mann bekniet, ein Reihenhaus mit ihm zu kaufen! Ich lächle stolz in Emmas überraschtes Gesicht.
»Ein Haus? Du alleine?«, fragt sie.
Ich schüttle grinsend den Kopf.
»Nicht alleine«, sage ich wohlig erschauernd.
Auch wenn es wegen meiner Bedenkzeit wahrscheinlich gar nichts damit wird.
Emmas Mund formt sich zu einem stummen O.
»Du meinst, du meinst zu zweit?«
Ich nicke. Dann schüttle ich schnell den Kopf.
Emma sieht mich verwirrt an.
»Niklas hat ein Haus für uns gesucht. Das wir kaufen könnten. Wenn wir uns gleich entscheiden. Aber ich brauche natürlich Bedenkzeit. Also wird’s wohl nichts damit.«
»Nein?«
»Nein.« Ich hebe bedauernd die Schultern. »Ich brauche einfach mehr Zeit …«
»Also, ich verstehe dich nicht, Iris!«, braust Emma auf. »Du und dein Sicherheitsdenken! Überleg doch mal! Wie oft hast du schon bereut, dass du eine Verwaltungslehre gemacht hast, anstatt Geschichte zu studieren? Wie oft hast du dich bei mir beklagt, dein Leben mit Jörg sei stinklangweilig, und dich dann damit getröstet, dass er immerhin solide ist?«
Emma sieht mich wütend an.
Ich blinzle erschreckt.
Ich dachte, sie fände es gut, wenn ich mir mit Niklas Zeit lasse!
»Sieh doch, wohin dich dein ständiges Zaudern gebracht hat, Iris«, ruft meine beste Freundin. »Willst du wirklich so weitermachen?«
Was ist denn plötzlich mit Emma los?
»Sag mal«, frage ich stirnrunzelnd. »Hat das irgendwie mit dieser Elke zu tun, dass du …« Dass du vielleicht etwas zu beseelt davon bist, komplette Lebenseinstellungen mal eben über Bord zu werfen? »Dass du denkst, ich sollte jetzt nicht lange überlegen?«
Emma zieht genervt die Augenbrauen hoch. »Und wenn schon?«, fragt sie. »Meinst du etwa, dass es automatisch falsch sein muss, wenn es mit Elke zu tun hat?«
Ich zucke mit den Schultern.
So weit würde ich nicht gehen …
»Nein, natürlich nicht«, beginne ich langsam. »Aber …«
Emma blickt mich besorgt an.
»Mein Gott, worauf genau willst du denn warten, Iris?«, unterbricht sie mich. »Niklas und du, ihr habt euch auf den ersten Blick verliebt! Du bist begeistert von seiner Familie! Er hat für euch ein Haus gesucht! Der Mann ist verrückt nach dir! Reicht dir das nicht?«
Ich atme tief durch.
Abgesehen von der Begeisterung über die Nienabers stimmt ja alles, was Emma aufgeführt hat.
»Aber, aber ich kenne Niklas doch kaum«, sage ich.
»Auch wenn du ihn länger kennst, wird es keine Garantie geben! Oder?«, sagt Emma voller Überzeugung und nimmt aus Versehen ein kräftigen Schluck Tee. Wieder verzieht sie das Gesicht.
»Ja, schon«, räume ich leicht benommen ein – ich kann es immer noch nicht fassen, dass ausgerechnet Emma mich überzeugen will, auf Niklas’ Vorschlag einzugehen.
»Ja, sicher!«, erklärt Emma mit der Gewissheit, die ich schon so oft bei ihr erlebt habe. »Und was ist schon ein Hauskauf, Iris? Mal genau genommen. Wenn es mit euch doch nicht passen sollte, dann könnt ihr das Haus wieder verkaufen! Und euch trennen!«
Das stimmt natürlich.
Trotzdem hält mich irgendetwas zurück.
Ich schüttle frustriert den Kopf.
»Ich kann so was einfach nicht, Emma.«
Sie blickt mich verärgert an.
»Ach, du kannst so was einfach nicht«, sagt sie streng. »Du möchtest lieber warten. Bis du zu alt bist für deinen Traum.«
Zu alt. Um eine Familie zu gründen, meint Emma.
Ich merke, wie mir Tränen in die Augen steigen.
»Iris«, sagt Emma etwas sanfter. »Ich weiß doch, wie sehr du dir die ganzen Jahre gewünscht hast,
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