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Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Titel: Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Nelle
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Kaffeegartens angekündigt hat, ruft Niklas mich im Amt an. Und wie beim letzten Mal ruft er früh an. Punkt acht. Ich habe gerade die Bürotür hinter mir geschlossen, als mein Telefon losklingelt. Ohne meine Handtasche an die Garderobe zu hängen, stürze ich mich auf den Apparat und presse den Hörer ans Ohr.
    »Hallo. Ich bin’s«, meldet Niklas sich schlicht.
    Seine Stimme klingt angespannt.
    Kein Wunder. Genau genommen habe ich ihm gestern ja eine herbe Abfuhr erteilt. Auch wenn er so getan hat, als hätte er es nicht gemerkt.
    »Halloho!«, rufe ich. »Guten Morgen!«
    Wie schön, dass mein blödes Unbehagen verflogen ist.
    Aber der arme Niklas. Er weiß noch nicht, dass ich inzwischen viel offener für seine wagemutigen Pläne bin. Und er sich ruhig entspannen kann. Ich höre, wie er tief Luft holt.
    »Hast du dir die Unterlagen noch mal in Ruhe angeschaut?«, fragt er und räuspert sich.
    Er muss extrem angespannt sein. Sonst würde er das Gespräch herzlicher beginnen. Nicht so geschäftlich.
    »Sicher! Ich habe sie auch Emma schon gezeigt«, sage ich umso herzlicher. »Nachdem ich das Ganze auf Papier gesehen habe, würde ich es mir gerne mal in natura anschauen!«
    Ich setze mich hin und stelle meine Handtasche vor mich auf die Schreibunterlage. Für etliche Sekunden bleibt es still in der Leitung.
    »Sicher?«, fragt Niklas, als erwarte er, dass ich nur einen Scherz mit ihm treibe.
    »Ja. Ich möchte mir das Haus auf jeden Fall anschauen«, bestätige ich und schlage die Beine übereinander.
    »Das heißt, das heißt, du ziehst es ernsthaft in Erwägung, ja?«
    Ernsthaft in Erwägung ziehen! Er formuliert das so kühl wie ein Immobilienmakler. Wo er mir doch im Grunde mit seinen Plänen nichts weniger als einen Heiratsantrag gemacht hat!
    »Ja«, sage ich keck. »Freust du dich?«
    »Natürlich freue ich mich!« Niklas lacht erleichtert. »Ganz riesig! Ich bin total erfreut!«
    »Hast du heute Mittag Zeit?«, frage ich kühn im Rausch meiner Verwegenheit. »Für eine kleine Besichtigung?«
    Niklas schnappt nach Luft.
    Was für ein tolles Gefühl! Forsch statt fade. Mit meiner neuen Philosophie bringe ich Niklas vollkommen aus dem Konzept.
    »Heute Mittag?«, sagt er.
    »Ja. Das würde mir sehr gut passen«, antworte ich mit einem Lächeln. Es gibt so viele Möglichkeiten, forscher zu sein: Ich könnte mir die Haare wachsen lassen, hübsche Kleider statt praktischer Jeanshosen tragen, mir eine neue Handtasche kaufen, einfach nur, weil ich meine alte nicht mehr schick finde, und nie wieder einen Sonntagskuchen backen.
    Na ja. Oder nur noch ab und zu.
    »Wollen wir uns um halb eins treffen?«, fragt Niklas vorsichtig.
    »Prima«, sage ich. »Wir können uns dann alles ganz in Ruhe anschauen, ich werde mir einfach den Nachmittag freinehmen«, füge ich spontan hinzu.
    Warum nicht! Ich habe keine Termine mit Amtsbesuchern, aber etliche Überstunden, die ich vor mir herschiebe. Bruno kann also nichts dagegen haben. Und da ich mir am Abend eine Wohnung ansehen muss, kann ich einen freien Nachmittag in angenehmer Gesellschaft gebrauchen.
    »Das ist, das ist großartig«, sagt Niklas.
    Hm.
    Er klingt, als fände er es gar nicht so großartig.
    O nein. Womöglich hält er mich für aufdringlich!
    »Hast du schon andere Pläne für den Nachmittag?«, frage ich hastig.
    »Nein, nein, jedenfalls nicht wirklich.«
    Was soll das bedeuten?
    »Wenn du nachmittags schon etwas anderes vorhast«, beginne ich.
    »Ach, weißt du …«, fällt mir Niklas sofort ins Wort. »Das macht eigentlich gar nichts. Ich denke gerade, dass wir beides sogar wunderbar miteinander verbinden können.«
    »Beides?«, frage ich.
    Ich spüre, wie sich die feinen Haare in meinem Nacken aufstellen.
    »Ja.« Niklas räuspert sich. »Ich habe meinen Eltern versprochen, ihnen heute am frühen Nachmittag das Haus zu zeigen.«
    Mein Magen zieht sich zusammen.
    »Sie sind natürlich schrecklich neugierig auf das Haus«, sagt Niklas.
    Ich schlucke.
    Natürlich, wenn sie etwas sind, dann schrecklich.
    »Das verstehst du doch sicherlich, Iris?«, fragt Niklas sanft.
    Meine eine Hand krallt sich um den Telefonhörer, die andere ballt sich zur Faust: nein, nein, nein! Das verstehe ich nicht! Schließlich wollen ja nicht sie in das Haus ziehen!
    Oje.
    Ich halte erschrocken inne.
    Wenn ich mich weiter so aufrege, kann ich gleich keinen klaren Gedanken mehr fassen.
    Ich seufze in mich hinein, um mich etwas zu beruhigen.
    Wirklich kaum zu fassen, wie

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