Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)
schwärmt Emma. »Die wären vielleicht auch für dich hilfreich, Iris.«
Auch wenn ich ihre neue Lebenseinstellung eigentlich ernst nehmen will, muss ich grinsen.
»Emma, wie oft pro Sitzung sagt diese Elke eigentlich ›hilfreich‹?«
Sie sieht mich einige Sekunden todernst an.
Dann grinst sie plötzlich.
»Sehr oft! Aber …«, das Lachen verschwindet wieder, »aber das ist mir ganz egal. Verstehst du?«
»Ja, das verstehe ich.« Ich nicke zur Bekräftigung.
»Und ich glaube wirklich, dass es sinnvoll für dich sein könnte, eine Probesitzung bei ihr zu besuchen, Iris«, sagt Emma.
O Gott! Allein die hundert Euro – falls ich überhaupt mit diesem Sonderpreis rechnen dürfte – sind für mich ausreichende Abschreckung.
»Schau doch nicht so entsetzt«, sagt Emma. »Ich meine es nur gut mit dir.«
»Tut mir leid«, murmle ich und nehme zur Buße einen ordentlichen Schluck von meinem eiskalten Tee.
Ich sollte es wirklich mehr schätzen, dass Emma sich in ihrer eigenen Misere auch noch Gedanken um mich macht.
»Komm doch einfach heute Abend mal mit«, schlägt Emma vor.
»Heute Abend? Du gehst da doch nicht etwa jeden Tag hin?«
Das wird ja unheimlich teuer.
»Nur in der ersten Woche!«, sagt Emma leichthin. »Dann alle zwei Tage. Außer am Wochenende.«
Oje.
»Sprichst du mit dieser Elke eigentlich auch mal über deine finanzielle Situation?«
»Ja. Jedes Mal. Sie sagt«, Emma überlegt kurz, »sie sagt, in meinem Heilungsprozess ist Geldverschwendung das Symbol für mein hungriges inneres Kind.«
»Für dein hungriges inneres Kind?«
»Ganz genau. Ich muss lernen, es anders zu nähren«, sagt sie weise. »Nicht mit Geld.«
»Ah.«
Da wird Emma auch nichts anderes übrig bleiben, wenn ihre Rest-Finanzen größtenteils bei Elke landen.
»Und? Kommst du heute Abend mit?«, hakt Emma nach.
»Nein, lieber nicht«, sage ich. »Ich habe ohnehin schon etwas anderes vor.«
Emma fasst sich an die Stirn.
»Na, klar! Hätte ich mir eigentlich denken können«, ruft sie und lächelt. »Frisch verliebt, wie du bist!«
Wie gerne hätte ich mich mit Niklas verabredet! Hätte wieder einen lauschigen Spaziergang mit ihm gemacht, und er hätte mich heute vielleicht sogar richtig geküsst. Wie ich es ehrlich gesagt gestern schon voller Herzklopfen erwartet hatte, als wir vor der Haustür standen – als ich lediglich mit einem unnötig zurückhaltenden Kuss auf die Wange verabschiedet wurde.
Aber ich habe Bruno versprochen, dass ich heute Abend mit Felix rede. Und Hackfleisch-Kartoffel-Auflauf esse.
»Ich bin heute bei den Felds eingeladen.«
Genauso habe ich das auch zu Niklas gesagt, der zwar etwas pikiert war, dass ich keine Zeit für ihn habe, aber zum Glück angenommen hat, dass es sich bei ›den Felds‹ um ein Ehepaar handelt – sonst hätte er sicher wieder unter seiner unsinnigen Eifersucht auf Felix gelitten.
»Was! Ausgerechnet heute? Kann Bruno nicht ausnahmsweise selber sein wie auch immer geartetes Haushaltsmalheur beheben?«, regt Emma sich wirklich rührend auf. »Was hat er denn diesmal vermurkst?«
»Nicht er«, sage ich. »Felix.«
Emma zieht ihre Augenbrauen hoch, die bald nicht mehr so perfekt gezupft und gefärbt sein werden, da regelmäßige Besuche bei der Kosmetikerin bestimmt nicht zu ihrem neuen, schlichten Lebensstil passen.
»Felix und seine unsinnige Verlobung«, sage ich genervt bei dem Gedanken an meine merkwürdige Mission. »Stell dir vor, er ist wild entschlossen, bei dieser Melanie zu bleiben! Bruno hat schon alles versucht, ihn davon abzubringen. Ohne Erfolg. Jetzt hat er natürlich Angst, dass Felix diese Person ebenso spontan ehelicht, wie er sich mit ihr verlobt hat.«
Emma guckt mich erwartungsvoll an.
»Okay«, sagt sie langsam. »Und was sollst du heute Abend tun?«
Ach, ja.
»Ich soll natürlich versuchen, Felix zur Vernunft zu bringen«, sage ich, als sei das eines meiner anerkannten Spezialgebiete.
»Oho!« Emma guckt noch erwartungsvoller.
Gut, dass ich ihr nie etwas von Felix’ Liebeserklärung erzählt habe! Oder von seinem ritterlichen Auftritt nach meiner Flucht vor den Nienabers. Sonst würde sie mir jetzt sicherlich vorschlagen, Felix’ gesammelte Zuneigung für mich einfach noch ein bisschen anzuheizen, um ihn von Melanie loszueisen.
»Emma, ich kann vollkommen verstehen, dass Bruno sich große Sorgen um Felix macht«, sage ich streng.
Sie zuckt ungerührt mit den Schultern und nimmt endlich einen Bissen von ihrem
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