Hier und jetzt
die Leidenschaft, die zwischen ihnen nicht abzuleugnen war. Für ihn war das nichts für immer und ewig. Noch vor drei Tagen war sie erleichtert gewesen zu hören, dass er sie nicht liebte. Wie konnte sich in so kurzer Zeit so viel verändern?
„Wenn Sie jetzt bitte die Hand ausstrecken?”
Sie bekam kaum mit, dass ihr der Juwelier einen Ring auf den Finger schob.
Letzte Nacht war es ihr leicht gefallen, Ja zu sagen. Sie liebte Jacob. Er brauchte sie. Mit der Zeit würde er sie vielleicht auch lieben. Letzte Nacht waren sie zusammen gewesen, und in der Dunkelheit war ihr alles klar erschienen. Bei Tageslicht wirkte nichts mehr einfach.
Claire krümmte leicht die Finger.
„Ist der Ring nicht nach Ihrem Geschmack?” fragte Martin.
„Ach … oh ja, er ist sehr hübsch.”
„Hübsch”, wiederholte Martin behutsam. „Ja, es ist ein hübscher Stein. Zwei Komma sechs Karat, lupenrein.”
Der Diamant war herrlich und sehr groß, sogar größer als die Diamantohrringe, die Ada beim Putzen des Hauses trug und für die Jacob bestimmt ein Vermögen ausgegeben hatte.
Er war zur Liebe fähig, sogar in höchst ungewöhnlicher Form. Ein Beispiel dafür war, was er für Ada und Cosmo tat.
„Möchtest du einen größeren Stein?” fragte Jacob. „Vielleicht mit einem anderen Schliff oder einer anderen Fassung?”
„Wäre der Diamant noch größer, musste ich mit Cosmo trainieren, bevor ich ihn heben könnte. Der Ring ist sehr schön. Ich bin nur …” Sie sah ihn an. Er betrachtete sie forschend.
Er nahm den Ringkauf und überhaupt die ganze Hochzeit nicht so leicht, wie es den Anschein hatte.
Plötzlich wusste sie, was sie wollte, und legte ihm die Hand auf den Arm. „Hättest du etwas dagegen, wenn wir auf den Verlobungsring verzichten und nur zwei schlichte goldene Ringe kaufen?”
„Wenn du das lieber hast”, erwiderte er beiläufig, doch unter dem Hemd spannten sich die Armmuskeln an. „Es hätte mir allerdings gefallen, dass du meinen Ring trägst.”
Wie sollte sie eine rein gefühlsmäßige Entscheidung erklären? „Die Eheringe sind ein Symbol für die wahren Versprechen, die wir leisten werden. Nur sie zählen. Ein Verlobungsring - nun ja, er ist wie das Versprechen, ein Versprechen zu machen. Es kommt mir so vor, als wollte ich mir noch eine Hintertür offen lassen, damit ich es mir doch noch anders überlegen kann.” Sie drückte seinen Arm fester. „Das tue ich aber nicht.”
Sekundenlang sagte er nichts, und seine Miene blieb undurchdringlich. Er sah sie nur an, als wollte er ihr auf den Grund der Seele blicken. Endlich entspannte er sich und lächelte leicht. „Dann schlichte goldene Ringe, obwohl ich hoffe, dass du dir trotzdem von mir einen Diamanten schenken lässt.” Leise und intim fügte er hinzu: „Einen, den du mir vorführen kannst - später.”
Ihr wurde heiß - im Gesicht und tief im Inneren.
Martin hielt sich perfekt und ließ sich keine Enttäuschung anmerken, weil ihm ein so gutes Geschäft entging. Er zeigte ihnen etliche Eheringe mit der gleichen Höflichkeit und Aufmerksamkeit, die er bei dem großen Diamanten geboten hatte. Und er wur de sofort eine Spur lebhafter, als Jacob nach der Entscheidung für zwei Ringe aus schwerem Gold nach einem Kollier fragte.
„Es soll mit Steinen besetzt sein, die schön glitzern”, fügte er hinzu.
Claire verließ mit neuer Hoffnung den Laden. In ihrer Handtasche lag ein wunderschönes, kostbares Kollier.
Es war ein Risiko, Jacob zu lieben, doch darauf hatte sie sich bereits eingelassen. Ihn zu heiraten stellte ein noch größeres Risiko dar. Kein Wunder, dass sie nervös war. Er liebte sie zwar nicht, aber sie bedeutete ihm etwas. Vielleicht liebte er sie irgendwann einmal. Er war nicht wie sie gefühlsbetont und impulsiv. Trotzdem schaffte er es immer wieder, hoffnungslos romantische Wünsche in ihr zu wecken.
Er war es wert, geliebt zu werden. Und er brauchte Zeit, um zu vertrauen und sich an die Liebe zu gewöhnen. Er war kein Mann, der sich wie sie kopfüber in aufwühlende Gefühle stürzte. Das akzeptierte sie.
Doch es war auch beängstigend, ganz allein in Gefühlen zu schwelgen.
11. KAPITEL
Alles klappt, sagte Jacob sich, als er sich ans Steuer setzte. Claire war ihm jetzt versprochen, auch wenn sie seinen Ring erst nach der Hochzeit tragen wollte.
Sie war an diesem Nachmittag allerdings sehr still. Bestimmt war sie sich seiner noch nicht sicher. Er machte sich nichts vor. Es war nicht gut, dass er sie so zur
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