Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
vergessen!«
»Das ist nicht komisch! Du machst dich lustig über mich, Alex!«
Sie machte sich von ihm los, aber er umfasste ihre Schultern und hielt sie fest.
»Es ist mir ernst, Isabelle.«
»Ja, natürlich! Soll Munro wieder die Trauung vornehmen? Wahrscheinlich hast du ja schon einen Termin festgelegt?«
»In der Tat. Ich hatte an den 23. September gedacht.«
Er durchwühlte seine Tasche und hielt ihr dann einen zerknitterten Umschlag hin.
»Was ist das?«
»Eine Kopie des Ehevertrags … er gilt aber erst, wenn du ihn unterschreibst. Ich habe den Juristen des Handelspostens gebeten, einen rechtsgültigen Text aufzusetzen. Es fehlen nur noch deine Unterschrift und die unserer Trauzeugen. Wenn du möchtest, ist das alles, was du zu tun brauchst! Ich wollte eigentlich bis nach dem Essen warten … Aber dieser Moment ist auch nicht übel.«
Die Idee zu heiraten war ihm einfach so gekommen, als er an der Kapelle vorbeigekommen war, aus der gerade zwei Frischvermählte traten. Isabelles Trauerzeit war vorüber, und Élisabeth hatte offiziell keinen Vater … Außerdem könnte er sonst Gabriel nicht adoptieren.
Isabelle sah aus feuchten Augen zu ihm auf.
»Oh, Alex! Natürlich möchte ich! Warum hast du nicht früher etwas gesagt? Weiß sonst noch jemand davon?«
»Nein. Ich wollte erst deine Entscheidung kennen, ehe ich etwas sage. Und ich wusste nicht, ob dir die kleine Kapelle in der Mission recht sein würde …«
»Der 23. September… Aber das ist ja schon in drei Wochen! Ich habe kein passendes Kleid und … Herrgott, Alex! Ich habe seit Montréal keinen Fuß mehr in eine Kirche gesetzt! Gabriel ist alt genug für die Erstkommunion, und Élisabeth muss getauft werden! Wir haben damit schon viel zu lange gewartet! Ich muss zur Beichte gehen und …«
Panik überwältigte Isabelle mit einem Mal. Alexander versuchte, sie ein wenig zu beruhigen.
»Schon gut, schon gut! Mach dir keine Sorgen! Du kannst vor der Trauung mit dem Priester sprechen, und wir lassen die Kleine taufen. Aber vielleicht können wir ja mit Gabriels Erstkommunion noch ein wenig warten.«
»Aber nicht länger als bis Weihnachten, Alex. Und ich möchte, dass er in Notre-Dame zur Kommunion geht.«
Alexanders Miene verdüsterte sich, und er nickte schweigend. Er hatte keine Lust, jetzt das heikle Thema ihres Abschieds von Red River Hill anzuschneiden. Die Aussicht, die Ansiedlung verlassen zu müssen, bedrückte ihn zutiefst, sodass er nicht das geringste Bedürfnis spürte, das Versprechen zu halten, das er gegeben hatte. Nachdem er so viele Jahre in der Wildnis gelebt hatte, wo nur das Gesetz des Überlebens galt, fragte er sich, wie er es fertigbringen sollte, sich in die Zivilisation einzufügen, die Isabelles Welt war.
Sie war bereit gewesen, noch einen Sommer vergehen zu lassen, damit Alexander so viele Pelze wie möglich zusammenbringen konnte. Dann würden sie nach Montréal zurückkehren und vorübergehend in das Haus in der Rue Saint-Gabriel ziehen, bis sie etwas anderes gefunden hatten. So war es abgemacht. Nun hatten sie Anfang September. Isabelle hatte gewartet, wie sie es vereinbart hatten. Jetzt war er an der Reihe, sein Wort zu halten.
»Ich fürchte, ich werde gewinnen und du verlieren«, flüsterte sie ihm scherzhaft ins Ohr und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen.
»Ja … möge das Glück des einen das Unglück des anderen lindern«, gab er zurück und schlang einen Arm um ihre Taille.
Élisabeths Gewimmer setzte ihrem Gespräch ein Ende. Eilig löste Isabelle sich aus Alexanders Armen und ging zu der heftig schwankenden Wiege, als ihr Brandgeruch in die Nase stieg. Während sie ihre Tochter hochnahm, überlegte sie, dass Munro das abendliche Feuer ziemlich früh angezündet hatte. Dann schwebte ein grauer Rauchfaden durch das Fenster und erinnerte sie plötzlich daran, dass sie den Backofen angeheizt hatte.
»Mein Brot!«
Erschreckt von ihrem Ausruf begann das Kind zu weinen. Panisch drückte Isabelle die Kleine ihrem Vater in die Arme und rannte aus der Hütte. Sie zog das Brett weg, mit dem die Tür des Backofens geschlossen wurde, und fuhr mit dem hölzernen Schieber in den Qualm, der herausquoll, um ihre Brote zu retten. Der erste Laib war schwarz wie Kohle, und auch der zweite schien kaum noch genießbar zu sein. Wenigstens der dritte war nur leicht verbrannt, sodass man ihn noch essen konnte, wenn man die Kruste abkratzte. Ein geringer Trost.
»Verflixt!«
Alexander stand
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