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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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vor der Hütte und wiegte die kleine Élisabeth, die jetzt mit einem ledernen, mit trockenen Erbsen gefüllten Beißring spielte. Er biss die Zähne zusammen und seufzte, als er sah, wie Isabelles gute Laune in dem Rauch aufging, der in der Abenddämmerung aus dem Backofen quoll. Der Brief, den er ihr aus der Mission mitgebracht hatte, konnte ruhig bis morgen warten. Nachrichten aus der Zivilisation versetzten sie immer in mürrische Stimmung … Er mochte nicht noch weiter zu ihrer Ernüchterung beitragen.
    Alexander schaute nach Osten, wo der Himmel in Flammen stand, und ließ einen Moment lang die Schönheit der Landschaft auf sich wirken. Er wollte sich schon abwenden, um zurück in die Hütte zu gehen, als er eine Gestalt aus dem Wald treten sah. Instinktiv dachte er an sein Gewehr, aber er wagte nicht, Élisabeth auf der Erde abzulegen. Nervös beobachtete er den Mann, der auf ihn zukam. Nach seiner Statur und seinem Gang zu urteilen, war es nicht Lavigueur. Er zog die Augen zusammen.
    »Nonyacha?«
     
    Bei dem Essen, das sie zusammen mit Alexanders huronischem Freund einnahmen, war die Stimmung angeregt und fröhlich. Doch Nonyacha war ein geheimnisvoller und wenig redseliger Mensch. Mehrmals hatte Isabelle den finsteren Blick aufgefangen, mit dem er sie kühl musterte. Sie ging zwar ganz in ihrem neuen Glück auf und dachte nur daran, wie sie ihr schönstes Kleid für ihre Hochzeit ändern würde, und was sie ihren Kindern anziehen sollte, aber so empfindsam war sie nun doch.
    In der Mitte der Tafel thronten auf einem Teller nebeneinander die Gerippe zweier gebratener Rebhühner. Während sie ihr drittes Butterbrot genoss, betrachtete Isabelle das Muster des Worchester-Porzellans und träumte. Die beiden Männer neben ihr diskutierten über den Tauschwert von Pelzen und den Kurs der verschiedenen Währungen.
    »… die Engländer versuchen, die französischen Werte zu vernichten, das ist offensichtlich«, erklärte Nonyacha, die Ellbogen auf den Tisch gestützt. »Warum sollten sie sie sonst überbewerten?«
    »Das wird nicht lange dauern«, meinte Alexander und rieb sich nachdenklich das Kinn.
    Isabelle bemerkte das Aufleuchten in seinem Blick. Neugierig geworden riss sie sich aus ihren Träumereien und lauschte dem Gespräch diskret.
    »Es wird so lange weitergehen, wie an den Börsen noch Kronen und Dollars des alten Regimes kursieren. Doch da die Krone eineinviertel Penny über ihrem wirklichen Wert gehandelt wird, verschwindet sie sicher bald in den Geldbeuteln unserer englischen Herren. Der Louis d’Or wird sogar um zweieinhalb Pence überbewertet!«
    »Du irrst dich, Nonyacha. Wenn die Engländer die französischen Devisen von den Börsen verdrängen wollen, in dem sie sie zu hoch bewerten, dann sicherlich, um ein neues Währungssystem aufzubauen. Was sollen sie auf dem europäischen Markt, wo ihr Wert geringer ist, mit all diesen Talern, Kronen und Louis d’Ors anfangen? Nein, ich glaube, sie wollen der Ökonomie neuen Atem einhauchen. Angesichts der dreizehn Kolonien im Süden, die sich immer weiter ausbreiten, und des Aufblühens von Louisiana brauchen sie dringend liquide Mittel. Die Armee kostet Großbritannien viel Geld. Finanziell ein Fass ohne Boden…«
    Alexander verstummte. Mit einem Mal bekam er Nonyachas letzte Information nicht mehr aus dem Kopf: Der Louis d’Or war zweieinhalb Pence mehr wert als die englische Guinee 53  … Lieber Gott, um wie viel mochte der Schatz des Hollandais’ im Wert gestiegen sein? Seit einigen Tagen musste er ständig daran denken, dass er dieses Gold vielleicht doch benutzen könnte, um Isabelle nach der Hochzeit den Komfort zu bieten, auf den sie bis jetzt bei ihm hatte verzichten müssen … Sicher, er hatte im Laufe der letzten Jahre fast eintausendzweihundert Pfund zusammengebracht und würde mit seiner nächsten Lieferung Pelze bestimmt weitere dreihundert verdienen. Doch die Summe war immer noch weit entfernt von den fünftausend Pfund, die er brauchte. Der quälende Wunsch, dieses Geld zu nehmen, das ihm nicht gehörte, erfasste ihn und erstickte schleichend seine Rechtschaffenheit.
    Schroff griff er nach der Weinflasche und wollte sich nachschenken. Doch dann knallte er sie stöhnend auf den Tisch.
    »Och! Already empty! Komm mit mir, mein Freund! Munro hat bestimmt noch einen guten Tropfen für uns. Wir müssen doch unser Wiedersehen feiern, oder?«
    Er schob seine Bank zurück. Dann wandte er sich Isabelle zu, die sich zugleich mit Nonyacha

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