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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Du siehst Justine, dieser Xanthippe, sehr ähnlich.«
    »Niemand hat je von dir verlangt, Justine zu lieben! Aber du warst ja nicht einmal in der Lage, die Liebe, die dein Vater meiner Mutter entgegenbrachte, zu achten!«
    »Vater konnte in diesem Punkt nicht klar denken. Sie hat mit ihm gemacht, was sie wollte, genau wie du! Aber das verstehst du ohnehin nicht.«
    »Nein, da hast du wohl recht. Ich werde nie begreifen, wie ein Mensch so böse sein kann. Hast du jemals geliebt, Étienne? Hast du jemals ein anderes Ziel gehabt, als alles zu zerstören?«
    Sie verzog das Gesicht und biss die Zähne zusammen. Er dachte über die Worte seiner Schwester nach, ließ dabei aber Alexander, der sich nicht zu rühren wagte, nicht aus den Augen.
    »Ich habe geliebt, Isa. Oh ja, ich habe geliebt.«
    Isabelle zog die Augenbrauen hoch, lachte und musterte ihren Bruder verächtlich.
    »Ach ja? Und wen? Perrine?«
    »Marie-Eugénie, die Mutter meiner Tochter.«
    »Das Dienstmädchen der Guillemins?«
    Étienne lief vor Zorn rot an.
    »Marie-Eugénie war vielleicht ein Dienstmädchen, so wie deine Marie, aber sie war auch die Frau, die ich geliebt habe! Doch sie war deiner Mutter nicht gut genug. Der Sohn eines der reichsten Kaufleute von Québec konnte unmöglich ein Dienstmädchen heiraten, und erst recht keine Indianerin! Undenkbar, skandalös!«
    »Marcelline hat mir erzählt, ihre Mutter sei tot …«
    »Tot? Gleich nach der Entbindung haben sie Marie-Eugénie verkauft wie eine Sklavin, Isa. Sie ist nicht tot. Deine Mutter hat es ausgenutzt, dass ich mich auf einer Expedition zu den Großen Seen befand, und hat die Guillemins ohne Wissen meines Vaters bestochen, damit sie sich ihrer entledigten. Als ich zurückkam, befand sie sich bereits auf einem Schiff, das ein unbekanntes Ziel in den amerikanischen Kolonien ansteuerte. Ich hatte nur Glück, dass der Käufer das Kind nicht haben wollte. Die Guillemins haben das kleine Mädchen danach bei einem kinderlosen Paar untergebracht. Vater hat das mit Marcelline nie gewusst. Ach, was soll’s! Ohnehin hätte er eher mich vor die Tür gesetzt und enterbt, als seine Justine nach La Rochelle zurückzuschicken.«
    Wie vor den Kopf geschlagen schaute Isabelle zu Boden. Als sie wieder aufsah, erkannte sie erschrocken, dass ihrem Bruder der Wahnsinn ins Gesicht geschrieben stand.
    »Geh fort, Étienne, und lass uns in Ruhe. Was willst du noch von uns? Das Gold ist…«
    »Zum Teufel mit diesem verdammten Schatz!«
    »Was ist es dann? Willst du dich an meiner Mutter rächen, indem du mir das Liebste nimmst, so wie sie es bei dir getan hat? Suchst du Rache, weil zwei Spitzbuben deiner Tochter Gewalt angetan haben? Oder willst du dich dafür schadlos halten, dass du das Gold des Hollandais’ nicht bekommst?«
    Alexander schaltete sich ein.
    »Ich glaube nicht, dass dein Bruder wirklich auf das Gold aus ist… Er ist vielmehr hinter einem Dokument her, einem Heft …«
    Étienne öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Er fasste seine Pistole fester und hob den Lauf leicht an.
    »Wovon redest du, Alex?«
    »Von einer sehr interessanten … Namensliste. Als ich sie überflog, habe ich begriffen, dass sie in den Händen eines … böswilligen Menschen eine große Gefahr darstellen könnte.«
    »Wo ist dieses Heft jetzt?«, verlangte Étienne mit dumpfer Stimme zu wissen.
    »Ich habe es verbrannt.«
    »Du Hund!«
    Eine schreckliche Detonation knallte durch die frühmorgendliche Stille und weckte den Hahn und die anderen Tiere. Wie erstarrt und mit entsetzt aufgerissenen Augen sah Isabelle, wie Alexander zu Boden sank. Dann, als Étienne die noch rauchende Waffe an den Kopf ihres Mannes setzte, stürzte sie sich schreiend auf ihn.
    »Neiiin!«
    Mit der ganzen Kraft, die ihr Zorn ihr verlieh, holte sie mit ihrem Gewehr aus, ließ es auf Étiennes Arm krachen und entwaffnete ihn. Stöhnend hielt er sich die angeschlagene Stelle.
    »Misch dich da nicht ein, Isabelle. Das ist eine Sache zwischen ihm und mir.«
    »Zu deinem Pech bin ich der Ansicht, dass sie mich durchaus auch angeht, Étienne Lacroix!«
    Mit diesen Worten kniete Isabelle neben Alexander nieder. Er lag auf dem Rücken; auf seiner Hemdbrust breitete sich ein Blutfleck aus. Aber er atmete noch.
    »Alex! Alex! Oh mein Gott, nicht schon wieder!«
    Niedergeschmettert, den Blick von Tränen verschleiert, hob sie behutsam seinen Kopf an und bettete ihn auf ihre Schenkel.
    »Wenn du glaubst, ich lasse dich so einfach davonkommen,

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