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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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den Händen hättet? Überlegt.«
    Dann kramte der Pelzhändler in einer Innentasche seines Kapuzenmantels und reichte dem Schotten ein zerknittertes Papier, das mit einem Gekritzel aus Zahlen und Buchstaben bedeckt war.
    »Was ist das?«
    »Ein Plan der Stelle, an der das Gold versteckt ist.«
    Alexanders Herz pochte heftig, und seine Finger verkrampften sich. Langsam hob er den Kopf und begegnete dem forschenden Blick seines Dienstherrn.
    »Hinter uns, zur Rechten dieses Birkenwäldchens, befindet sich ein Pfad, der unter Dornenranken und Farn verborgen ist. Wenn man ihn einschlägt, gelangt man an eine Art kleine Bucht am Nordufer. Eine Wegstrecke von ein paar Minuten. Von dort aus sieht man direkt gegenüber eine Insel. Wenn Ihr schwimmen könnt, dürftet Ihr keine Schwierigkeiten haben, sie zu erreichen. Der Fluss ist an dieser Stelle nicht breit. Am äußersten Nordende dieser Insel steht eine verlassene Holzhütte. Die Angaben auf diesem Papier führen zu dem Versteck. Die von Buchstaben gefolgten Zahlen geben die Anzahl der Schritte an, von denen jeder ungefähr drei Fuß lang ist, und die einzuschlagende Richtung. Schaut … hier«, fuhr er fort, zog die Laterne heran und wies mit dem Finger auf ein Zeichen. »8 S-N bedeutet ›acht Schritte gen Norden‹. Ein ziemlich einfacher Code. Aber um den richtigen Ort zu finden, muss man von der rechten Stelle ausgehen.«
    »Und die wäre?«, fragte Alexander einfach, ohne den Blick von dem Papier zu wenden.
    »Hinter der Hütte steht ein dicker, einzelner Ahorn. Ihr könnt ihn gar nicht verfehlen. Man braucht sich nur mit dem Rücken zum Stamm zu stellen und in Richtung der zweiten Flussinsel zu sehen, der Katzeninsel.«
    »Katzeninsel. Ja, das ist wirklich einfach.«
    »Ich führe eine Kopie dieser Wegbeschreibung mit mir«, erklärte der Hollandais leise. »Behaltet dieses Papier bei Euch. Falls mir etwas zustößt …«
    Aufgeschreckt vertrieb Alexander die Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, und wandte sich dem Pelzhändler zu. Zehntausend Pfund… Wenn ihm etwas zustieß, hätte er dieses ganze Geld für sich. Eine geradezu beängstigende Vorstellung! Er konnte nicht leugnen, dass dieser Schatz ihn lockte. Herrgott, jedem anderen Menschen wäre das ebenso ergangen! Er seufzte laut und verfluchte den Hollandais, der ihm solche moralischen Qualen aufbürdete.
     
    Alexander lag auf dem Rücken und sah zum Sternbild Kassiopeia auf, das vom Schleier der Milchstraße umflossen wurde. Er konnte nicht schlafen. Das Geheimnis, das van der Meer ihm anvertraut hatte, ließ ihm keine Ruhe. Zehntausend Pfund … Zehntausend Pfund  … sagte er sich immer wieder lautlos. Mit der Wegbeschreibung, die er besaß, wäre es so einfach, sie zu stehlen … Auf der anderen Seite, würde er in der Lage sein, mit der Last einer solchen Tat zu leben? Und außerdem würde der Hollandais ihn bestimmt verfolgen. Er würde ihn töten müssen… Allmächtiger Gott! Er konnte nicht glauben, dass ihm solche Gedanken durch den Kopf gingen. Gewiss, er hatte in seinem Erwachsenenleben auch schon gestohlen, sogar getötet. Aber wirklich nur, wenn er keine andere Wahl gehabt hatte. Aber heute Nacht hatte er die Wahl. Und die Entscheidung, vor der er stand, war furchteinflößend.
    Er drehte sich auf seinem Lager um, erschlug eine Mücke, die auf seinem Hals saß, und betrachtete Munros Rücken. Sollte er ihm davon erzählen? Was würde er dazu sagen? Sie könnten sich das Geld teilen … Er ballte die Fäuste, biss die Zähne zusammen und rollte sich gequält zusammen. Er fand einfach keinen Schlaf. Zehntausend Pfund … Mit einer solchen Summe könnte er nach Schottland zurückkehren, wieder vor seinen Vater treten … Sein Sohn, ein reicher Mann! Aber wo blieb bei alldem sein Stolz? Dieser Stolz war alles, was er noch besaß. Würde er ihn auch noch verspielen, indem er einen so schändlichen Diebstahl beging?
    Mit unsicherer Hand zog er das Papier hervor, das er in sein Hemd gesteckt hatte, und rieb es zwischen den Fingern. Er hörte es knistern und wiederholte lautlos die Codes, die darauf standen. Dann setzte er sich auf.
    Nächtliches Vogelzwitschern und das monotone Zirpen der Grillen umgaben ihn. Die Mücken surrten ohne Unterlass. Die Wellen plätscherten leise ans Ufer. Laubwerk raschelte sanft. Da war der süßliche Duft des Mais 18 , der in einem Topf über der Glut köchelte und den es zum Frühstück geben würde. Alles um Alexander herum wirkte ruhig, doch in seinem

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