Highland Secrets
an.
Die zog einen Mundwinkel nach oben und schüttelte den Kopf. »In der Nachbarschaft erzählt man sich, dass die Opfer vor ihrem Tod längere Zeit gefoltert worden wären.«
Ich rieb mir über die Oberarme, um die Gänsehaut, die sich dort gebildet hatte, zu vertreiben und schluckte schwer.
»Wie gruselig«, warf Kathrin ein.
»Gefoltert. Ich mag mir das gar nicht vorstellen, wie schlimm das für diese Frauen gewesen sein muss.«
»Hmm, alle Frauen waren junge Dinger wie Sie. Am Ende haben sie sich bestimmt gewünscht, dass es endlich vorbei ist«, fügte Molly an und sah bedeutungsschwer in die Runde. An den betretenen Gesichtern konnte ich erkennen, dass nicht nur ich einen Stein im Magen liegen hatte.
»Ob er noch lange schläft ?«, fragte Kathrin Minuten später und in ihre Augen war ein verträumter Glanz getreten, der so gar nicht zu dem schockierenden Zeitungsartikel passte. Wie konnte sie diesen Artikel so schnell verdrängt haben? Ich für meinen Teil beschloss, das Anwesen vorerst nicht allein zu verlassen.
» Der Herr hat das Haus vor etwa dreißig Minuten verlassen«, sagte die rundliche Haushälterin und diesmal schien ihr Lächeln echt zu sein. Nur war es kein freundliches Lächeln, sondern eher ein zufriedenes.
Ihr Mann kam in die Küche, warf seiner Frau unter zusammengekniffenen Lidern einen warnenden Blick zu und dann sah er mich an. »Ms Sands, wie wäre es, wenn ich sie etwas herumführe und ihnen dann die Gemälde zeige, die sie restaurieren sollen?«
Erleichtert , aus der Küche zu kommen und damit weg von den Frauen, deren Nacktheit mir immer wieder vor Augen stieg, nickte ich glücklich und bedankte mich im Hinausgehen bei der Haushälterin für das Frühstück.
Ich folgte Alfred in die große Halle, in der er stehenblieb und sich zu mir umwandte. Etwas blitzte in seinen Augen auf, als er mich kurz musterte und lächelte. Dann winkte er mich an sich vorbei, damit ich vor ihm die Treppen hinaufsteigen konnte. Als ich über die Schulter zurücksah, konnte ich nicht umhin , zu bemerken, dass der alte hagere Butler seinen Blick auf meinen Hintern gerichtet hatte. Er zwinkerte verlegen, als er bemerkte, dass ich ihn ertappt hatte.
So ein Lustmolch, dachte ich mir und lächelte in mich hinein. Böse konnte ich ihm aber nicht sein , immerhin war es ein Kompliment, wenn ein Mann, auch wenn er alt genug war mein Vater zu sein, mich attraktiv fand.
Als wir an der Tür zu dem Zimmer vorbeikamen, in dem ich in der vergangenen Nacht Kathrin und Mel mit, wie ich jetzt wusste, dem Hausherren beobachtet hatte, spürte ich, wie Hitze in mein Gesicht schoss. Verschämt wandte ich mich ab. Keiner wusste, dass ich hier gestanden hatte und alles gesehen hatte, trotzdem schämte ich mich dafür, denn ich wusste es. Ich hätte nicht stehenbleiben dürfen. Und obwohl ich bereute, dass ich zugesehen hatte und es eindeutig als falsch empfand, kam mit den Erinnerungen auch die Erregung wieder.
Ich lenkte mich ab, indem ich darüber nachgrübelte, was der Butler mir hier oben zeigen wollte. Ich war davon ausgegangen, dass es in der oberen Etage nur Schlafzimmer gab.
Alfred öffnete die Tür rechts des Bades und ließ mir wieder den Vortritt. »Das ist der Lieblingsraum des Professors gewesen«, sagte er ernst und ich erfasste sofort warum.
Überall an den Wände n befanden sich Gemälde: Porträts, Stillleben, Landschaften. Staunend und mit klopfendem Herz betrachtete ich die Kunstwerke. Wenn ich irgendwo auf Gemälde traf, dann ergriff mich immer so eine innere Aufregung und Freude. Besonders alte Bilder hatten es mir angetan. Eigentlich liebe ich alles, was alt ist; Schränke, Häuser, Bücher … All diese Gegenstände sind Fenster in eine Vergangenheit, die wir Menschen von heute nie voll und ganz begreifen würden. Sie erzählen Geschichten von Menschen, die längst nicht mehr existierten. Sie zu betrachten war, als würde man trotz der Jahrhunderte, die zwischen uns lagen, einen Teil ihres Lebens mit ihnen teilen.
» Die meisten dieser Gemälde hat Mr MacLeod auf Flohmärkten erstanden, ein paar sind schon lange im Besitz der Familie und ein paar hat er selbst gemalt.«
Alfred blieb vor dem Gemälde einer Frau in mittleren Jahren stehen und deutete darauf. Die Frau hatte dunkles wallendes Haar, das bis auf ihren Rücken r eichte. Sie war seitlich porträtiert worden und blickte verträumt aber auch traurig in die Ferne. Sie saß in einem geblümten Sommerkleid auf einer Parkbank, im Hintergrund
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