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Highland Secrets

Highland Secrets

Titel: Highland Secrets Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena MacKenzie
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das Anwesen der Familie. Obwohl sie auf dem Gemälde lächelte, wirkte sie wehmütig. Das ganze Bild hatte eine schwermütige Atmosphäre, so als wäre der Künstler in trauriger Stimmung gewesen, als er es gemalt hatte.
    » Mr MacLeod hat es gefertigt, als seine Frau schon von uns gegangen war. Sie hat oft auf dieser Bank gesessen und dem Springbrunnen zugesehen. Er wollte sie wohl so in Erinnerung behalten«, erklärte Alfred und wirkte selbst etwas bedrückt.
    Ich betrachtete das Bild genauer und musste Alfred recht geben, auch wenn die Frau auf dem Gemälde wehmütig wirkte, sie wirkte auch lebendig und voll Liebe, so als hätte der Künstler sie aus ihrem Leben herausgeschnitten, um sie für alle Zeiten in diesem Kunstwerk festhalten zu können, damit sie niemals in Vergessenheit geraten konnte.
    » Dies ist das Gemälde, mit dem Sie wohl die meiste Arbeit haben werden«, sagte Alfred und deutete auf das Porträt daneben. Ich riss mich von der Frau auf der Parkbank los und als mein Blick auf das Nachbarbild viel, verflog auch der letzte Funke Wehmütigkeit. Ich stöhnte erschrocken auf.
    »Was ist denn damit passiert?« , entfuhr es mir, weil es mich so wütend machte, dass jemand auf so unfassbare Weise mit dem Werk eines Künstlers umgegangen war.
    Das Porträ t zeigte den Professor. Er war jünger, als ich ihn gekannt hatte. Etwa im Alter der Frau auf der Parkbank, vielleicht Ende Fünfzig. Obwohl das Gemälde also noch nicht so alt sein konnte, dass es eine Restaurierung benötigt hätte, war es in keiner guten Verfassung. Es befand sich ziemlich eindeutig nicht mehr im Originalzustand. Ein hässlicher schwarzer Fleck verdeckte die rechte Gesichtshälfte des Professors. Es sah so aus, als hätte jemand mit Schmutzwasser danach geworfen und die Farbe hatte sich in langen und kurzen Nasen über das halbe Werk verteilt. Ich war entrüstet über diese offensichtliche Misshandlung.
    »Wer war das?« , hakte ich zornig nach.
    » Der Professor selbst. Am Tag, als seine Frau die Diagnose Brustkrebs erhielt.«
    Plötzlich verstand ich die Frustration und Wut, die zu dieser Zerstörung geführt hatte. Er musste sich vollkommen hilflos gefühlt haben. Man fühlt sich verlassen und verloren, wenn man erfährt, dass man einen Menschen verliert, den man liebt. Vielleicht hat er sich sogar selbst die Schuld gegeben. Mich wunderte diese Reaktion nicht einmal, ich hatte selbst auch mit Dingen um mich geworfen, weil ich es nicht wahrhaben wollte, als man mir sagte, dass meine Eltern beide das Zugunglück nicht überlebt hatten. Ein Teil von mir hatte gehofft, wenn ich sauer genug auf sie sein würde und genug zerstört hatte, um sie wütend zu machen, dann würden sie zurückkommen. Aber sie kommen nicht zurück. Niemals. Alleingelassen zu werden war ein großer Bestandteil meines Lebens.
    Tränen brannten in meinen Augen, als die Erinnerungen mich einholten. Ich wischte sie fort und dachte an den Professor. Ich kannte ihn nur als ruhig, besonnen und zurückhaltend, aber er war oft auch ernst und nachdenklich gewesen. Und er hatte ein großes Herz gehabt. Es würde mir helfen, dass ich ihn gekannt hatte, wenn ich sein Gesicht rekonstruieren würde.
    Alfred führte mich noch in die Bibliothek, das Wohnzimmer und ein Arbeitszimmer. Danach überließ er mich mir selbst. Ich ging auf mein Zimmer und holte den Koffer mit meinen Arbeitsmaterialien.
    Nachdem ich erleichtert festgestellt hatte, dass der Professor keine Farbe nach seinem Gemälde geworfen hatte, sondern nur Schmutzwasser, das wohl aus einem Becher stammte, den er zum Ausspülen seiner Pinsel benutzt hatte, machte ich mich an die Arbeit, alles auf der kleinen Kommode herzurichten, das ich brauchen würde, um den Schaden zu beheben, den das Wasser angerichtet hatte. Ich war gerade fertig geworden, als hinter mir die Tür geöffnet wurde. Neugierig wandte ich mich um und blickte in eisblaue Augen. Mein Herz begann, zu klopfen und in meinen Magen trat ein Flattern.
    » Wie unerwartet dich hier wiederzusehen, nachdem du gestern so schnell von meinem Maskenball verschwunden bist. Und ich muss gestehen, dass ich nicht erwartet hätte, dass du die Studentin meines Vaters sein könntest.«
    Mein aufgeregtes Herzklopfen verwandelte sich in ein verängstigtes, bei dem v erhassten Blick und Tonfall, die mir Adam zuwarf. Für einen Augenblick hatte ich gehofft, dass diese blauen Augen die des Jeanshosenträgers waren, aber an der dunklen rauchigen Stimme erkannte ich Adam wieder.

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