Highland Secrets
Moment um, in dem ich Adams Hand wegstieß. Doch Adam, dieser Halunke, grinste Molly frech und siegessicher an, so dass diese sofort gespielt missbilligend die Stirn in Falten legte. »Dachte ich es mir doch.«
Ich schob meinen Teller beiseite, trank meinen Kaffee mit einem Zug aus und stand auf. Ich würde der alten Frau nie wieder in die Augen sehen können. Als ich mit einem grimmigen Blick auf Adam die Küche verließ, klingelte es stürmisch an der Tür.
»Da hat es aber jemand eilig«, murmelte ich und ging, um zu öffnen, damit derjenige endlich den Finger vom Klingelknopf nehmen konnte. Ich riss die Tür auf, machte ein vorwurfsvolles Gesicht, das mir gleich wieder entglitt, als ich die Frau vor der Tür sah, die nervös von einem Bein auf das andere trat.
»Brauchen Sie eine Toilette?«, begrüßte ich sie unwirsch.
»Ist … ist Adam da?«, wollte sie wissen und überging wohl die Begrüßung, weil ich sie auch übergangen hatte.
Ich sah über die Schulter zurück und rief laut nach Adam, gab mir Mühe es gelangweilt klingen zu lassen, aber in Wirklichkeit krampfte mein Magen und mein Herz zog sich zusammen. Bestimmt war sie eins von Adams Betthäschen. Ich musterte die Frau, sie sah südländisch aus, hatte aber nicht den ausgeprägten Dialekt der Italienerin, die zuletzt hier war. Trotzdem bestand eine gewisse Ähnlichkeit. Die langen dunklen Haare, die schlanke Figur, unglaublich erotische, schokoladenbraune Augen.
Als Adam sich näherte, wandte ich mich von der Tür ab, ohne ihn auch nur anzusehen, und ging betont gleichgültig die Treppen hinauf, um in die Galerie zu gehen. Ich hatte keine Lust zu hören oder zu sehen, was sich zwischen den beiden abspielte.
Ich arbeitete gerade an einem Landschaftsgemälde, das sehr alt wirkte. Die Hügel und der Wald im Hintergrund kamen mir bekannt vor. Vielleicht war der Wald dichter und bedeckte die Hügel noch weiter, als heute, aber ich war mir sicher, das Gemälde stellte dieses Grundstück dar. Nur das Haus sah noch etwas anders aus. Auf diesem Bild gab es nicht nur die zwei eckigen Türme an den Außenseiten des Mittelteils, sondern auch noch einen Turm in der Mitte, der die anderen beiden überragte. Wahrscheinlich war er irgendwann abgerissen worden.
Alfred trat ein, und trug ein Tablett mit einer
bauchigen Kanne und einer Tasse. »Ich dachte, ich bringe Ihnen etwas Tee.«
»Danke, Alfred. Stellen Sie es doch bitte dort auf die kleine Kommode.«
Alfred tat, worum ich ihn gebeten hatte, und blieb hinter mir stehen. »Diese Hose steht Ihnen gut, Mädchen.«
Ich sah ihn kurz an, dann tippte ich auf das Bild und ließ seine Bemerkung unkommentiert. Der alte Mann lebte eindeutig schon zu lange mit Adam unter einem Dach. Ich tippte auf das Bild vor mir. »Wo ist dieser Turm hin? Wissen Sie das?«
»Abgebrannt. Ich glaube, etwa um 1900. Ein Blitzeinschlag.«
»Wirklich schade, er sah hübsch aus«, murmelte ich mehr zu mir als zu Alfred. »Ist der Besuch wieder gegangen?«, fragte ich so beiläufig wie es nur ging, aber ich bezweifelte ernsthaft, dass Alfred das Zittern in meiner Stimme wirklich überhört hatte.
»Nein, Linda. Er hat sie mit auf sein Zimmer genommen.«
Ein Fausthieb traf mich im Magen. Ich schloss die Augen, atmete tief ein und brachte mich mit Gewalt wieder unter Kontrolle. Ich hatte gewusst, dass er so war. Und ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass er, nur weil er mich geküsst hatte, seinen Lebensstil ändern würde. Trotzdem schmerzte und enttäuschte es mich, zu wissen, dass er mich so schnell vergessen konnte, wenn eine andere an der Tür klingelte. Aber was hatte ich denn erwartet? Alles, was er von mir wollte, war Sex. Es war also nicht so, als würde er sich Sorgen um meine Gefühle machen, wenn er eine andere Frau mir vorzog.
»Er war nicht immer so. Es braucht nur die richtige Frau, um das zu beenden«, sagte Alfred und ging.
Ja, die richtige Frau, aber die war nicht ich. Wäre ich die Richtige, dann würde er jetzt nicht mit einer anderen die Dinge tun, die er in meiner Fantasie seit Tagen mit mir tat. Ich schluckte schwer, schüttelte den Kopf und machte mich wieder an die Arbeit. Die Gemälde Stück für Stück vom Zahn der Zeit zu befreien, würde mich entspannen. Nicht daran denken, was Adam gerade machte, betete ich mir vor.
Einige Minuten später, es konnte nicht viel Zeit vergangen sein, der Tee war noch lauwarm, betrat Adam den Raum. Ich gab mir Mühe ihn nicht zu bemerken, aber das war unmöglich.
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