Highlander und die Hure
Angreifer vorgehen zu können, war er auf eine Weise öffentlich bloßgestellt worden, dass er sich nur noch durch eine überhastete Hochzeit aus der Affäre hatte ziehen können. Wie würde Connor darauf reagieren?
Als er hörte, dass Connor die Treppe heraufkam und offenbar von Rurik begleitet wurde, zwang sich Duncan, sich zu konzentrieren, damit er für das anstehende Gespräch gewappnet war. Dass er Angst verspürte, war für ihn etwas völlig Neues und Unerwartetes. Nie zuvor war er Connor mit einem solch seltsamen Gefühl in der Magengegend gegenübergetreten. Wenn Verhandlungen nicht wie geplant verliefen und wenn die Ergebnisse nicht alle Erwartungen der Clanältesten und des Lairds erfüllten, dann war es eben so. Solange Duncan bei der Vorbereitung und bei der Ausführung sein Bestes gab, konnte er mit reinem Gewissen vor seinen Laird treten.
Diesmal jedoch … diesmal war es völlig anders verlaufen als alles, was er bislang erlebt hatte. Vielleicht wusste Connor ja Rat, wenn er ihm die Situation schilderte. War er einmal in der Vergangenheit mit einem Scheitern konfrontiert worden, dann hatte er aus seinen Fehlern gelernt. Diesmal jedoch hatte er nicht einmal eine Ahnung, wo sich der Fehler in seine Einschätzung oder in seine Vorbereitung eingeschlichen haben könnte, und deshalb sah er sich außerstande, die Lage angemessen zu beurteilen. Er war so in seine Gedanken vertieft, dass er gar nicht merkte, wie Connor und Rurik vor ihm stehen blieben.
„Duncan?“ Es war nicht Connors Stimme, die ihn aus seinen Überlegungen riss, sondern dessen Hand, die auf seiner Schulter lag und ihn grob durchschüttelte.
„Du siehst so aus, als ob es dir nicht gut geht“, meinte Rurik, während Connor die Tür öffnete und sie alle eintraten. „Marian wirkt allerdings gesund, also wird es wohl nichts Ansteckendes sein.“
Duncan stellte die Holztruhe auf den Tisch nahe dem Fenster, legte die Ledertasche daneben und schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht krank, Rurik. Und bei welcher Gelegenheit hast du Marian gesehen?“ Er machte sich nicht die Mühe, ihm zu erklären, dass er wegen der schlaflosen Nacht so schlecht aussah, weil dieses Geständnis nur weitere Fragen nach sich gezogen hätte.
Auch wenn Rurik verheiratet war, in Kürze zum zweiten Mal Vater werden und Margriet niemals untreu werden würde, besaß er doch eine gewisse Macht über Frauen, die sich in seiner Gegenwart sehr schnell benahmen, als hätten sie den Verstand verloren. Duncan hatte es bei Rurik so oft erlebt, dass er längst nicht mehr mitzählen konnte, und als er ihm Marian am Abend zuvor vorgestellt hatte, da war es ihm so vorgekommen, als hätte er wieder dieses ganz besondere Funkeln beobachtet.
Marians Augen hatten diesen eigenartigen, sanften Ausdruck angenommen, als sie ihn im Schein der Fackeln zum ersten Mal zu sehen bekam – genau den Ausdruck, den fast jede Frau erkennen ließ, die seinem halb schottischen, halb nordischen Cousin begegnete, der der Erbe des Earl of the Orkneys hätte sein können, wenn seine Entscheidung entsprechend ausgefallen wäre. Die Gefahr bei Rurik bestand darin, dass er Frauen auf eine Weise liebte, die von ihnen wahrgenommen werden konnte. Auch wenn er lieber sterben würde als Margriet zu betrügen, redete er mit anderen so, als wäre jede von ihnen die Einzige auf der ganzen Welt.
Das Schlimmste daran war diese brennende Eifersucht bei der Vorstellung, sie könnte Ruriks lässige, umgängliche Art seinem eigenen, immer etwas verhaltenen Wesen vorziehen.
„Gerade eben erst“, antwortete Connor an Ruriks Stelle. „Sie arbeitet mit Jocelyn im Garten.“
„Das sollte zwei Probleme auf einen Streich lösen“, sagte Duncan und erklärte angesichts Connors fragender Miene: „Sie hindert Jocelyn daran, zu viel zu tun. Was deine Frau wohl gegen deine ausdrückliche Anweisung versuchen dürfte, wenn ich mich recht an ihre letzte Schwangerschaft erinnere.“ Connor reagierte mit einem leichten Nicken. „Und die Laune des Kochs wird sich bessern, der sich ständig darüber beklagt, dass ihm die Gewürze fehlen, seit du Jocelyn die Arbeit im Kräutergarten untersagt hast.“
Rurik lachte über Duncans Bemerkung. Er beklagte sich schon seit Langem darüber, dass die Speisen in Lairig Dubh fade geworden waren, seitdem Connors Ehefrau sich wegen der Schwangerschaft nicht mehr um den Garten kümmerte. „Ich hätte nichts dagegen, wenn der Koch wieder glücklich und zufrieden ist.“
Nachdem Connor
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