Hilf mir, liebes Hausgespenst!
auch nicht böse, weil du Gaby vergrault hast. Vielleicht war es sogar ganz gut so, sie ist wirklich nicht die richtige Freundin für mich. Aber leid getan hat sie mir doch. Na ja. Jedenfalls bin ich jetzt todmüde und wünsche bis morgen früh durchzuschlafen. Halt! Amadeus, ich habe mich noch nicht bedankt, daß du mir bei den Jungen so tatkräftig geholfen hast. Bist schon ein Prachtbursche! Gute Nacht, mir fallen die Augen zu... geh in die Ruine spielen!“
Amadeus gab kein Zeichen, aber sie nahm an, daß er sie trotzdem gehört hatte. Sie hatte die Erfahrung gemacht, daß es ihm selten entging, wenn man mit ihm oder auch nur über ihn redete.
Sie las noch ein bißchen und schlief dann ein, ohne bis zum Morgen gestört zu werden. Auch alle anderen Hausbewohner hatten eine ruhige Nacht.
Gleich nach dem Frühstück begann Herr Schmidt den Krippentisch zu mauern, und Monika durfte ihm dabei Handlangerdienste leisten. Liane war zu ihrer Freundin Esther nach München gefahren, und Peter durchforschte mit Georg, der die Nacht bei sich zu Hause verbracht hatte, die Gegend. Auch Ingrid ließ sich nicht blicken, so daß Monika ganz allein mit ihrem Vater war. Aber das war ihr nur recht. Sie reichte ihm die Ziegel und sah zu, wie geschickt er die Kelle benutzte, Stein auf Stein mit Mörtel bestrich und aufeinander setzte.
„Wie du das kannst!“ sagte sie bewundernd. „Eigentlich schade, daß du nicht Maurer geworden bist.“
Er lachte. „Ganz unrecht hast du nicht. Ein handwerklicher Beruf würde mir wahrscheinlich mehr Spaß machen, als die Büroarbeit. Aber man kann nicht alles haben.“
„Wieso nicht?“
„Das ist nun mal so im Leben. Wer weiß, wenn ich Handwerker geworden wäre, würde ich heute vielleicht die Männer mit den weißen Hemden und den sauberen Fingernägeln beneiden.“ Er spannte einen Faden, um festzustellen, ob sein Bauwerk auch lotrecht gerade wurde.
„Wenn ich nur schon wüßte, was ich werden soll!“
„Du hast ja noch viel Zeit.“
Monika seufzte. „Das sagst du so! Aber schon im nächsten Jahr muß sich entscheiden, ob ich aufs Gymnasium gehe.“
„Möchtest du gern?“
„Ich weiß nicht. Eigentlich wollte ich auf der Hauptschule bleiben... oder fändest du das schlimm?“
„Nein, gar nicht. Zwei Kinder auf dem Gymnasium genügen mir.“
Monika atmete erleichtert auf. „Das ist schon sehr gut zu wissen.“
„Hast du Angst, daß du es nicht schaffst?“
„Die Tests und so schon! Aber wenn ich sehe, wie Liane und Peter schuften müssen. Ich weiß nicht, ob das das richtige für mich ist.“
„Na, dann bleibst du eben auf der Hauptschule und siehst zu, daß du einen guten Abschluß schaffst.“
„Ach, dazu wird es gerade noch reichen, nur...“ Sie stockte. „Erzähl mir, was du auf dem Herzen hast!“ ermunterte der Vater sie.
„Ich habe in der Klasse keine Freundin. Ich wollte auch keine haben, weil ich doch Gaby hatte. Und nun ist das mit Gaby aus.“
„Dann kannst du dich jetzt doch nach einer anderen Umsehen.“
„Das sagst du so! Ich hab mir das schon überlegt. Eigentlich kommt nur Ingrid in Frage. Mit der habe ich mich von Anfang an gut verstanden.“
„Ich sehe da kein Problem.“
„Aber doch, Vati! Ingrid geht bestimmt aufs Gymnasium. Du weißt doch, ihr Vater ist Lehrer am Gymnasium in Ottobrunn. Ihre Eltern würden sie nie in Geretsried lassen.“
„Du hast also Angst, daß du dann solo dastehst?“
„Genau. Und daß sich eine Freundschaft nicht halten läßt... oder, sagen wir mal, fast nicht halten läßt... wenn man nicht mehr in die gleiche Klasse und in die gleiche Schule geht, das habe ich schon spitzgekriegt.“
„Die Frage ist also... hier Ingrid, da Hauptschule?“
„Die Sache ist noch komplizierter.“
Herr Schmidt hatte inzwischen fleißig gemauert, und Monika reichte ihm unermüdlich die Steine zu.
Jetzt richtete er sich auf und sah sie lächelnd an. „Ich wußte gar nicht, daß du ein so kompliziertes Seelenleben hast!“
„Du darfst mich nicht auslachen, es ist wirklich schwierig. Wenn ich auf der Hauptschule bleibe, kommt es mir so vor, als würde ich mich selber isolieren. Denn mal abgesehen davon, daß Ingrid die einzige ist, die zu mir paßt, ist sie auch die einzige, die in der Nähe wohnt. Zwei aus unserer Klasse sind aus Geretsried selber, und die sind so dick miteinander, daß sie niemand an sich heranlassen. Und alle anderen werden mit dem Bus von wer weiß woher geholt.“
Herr Schmidt setzte mit großer
Weitere Kostenlose Bücher