Hilfe, ich habe Urlaub
Besonderes einfallen lassen mußte, und entschloß mich, den Heiligen Vater auf Polnisch zu begrüßen - seiner Muttersprache.
Ich kannte nur einen Menschen, der Polnisch sprach - eine Schneiderin, die für mich ab und zu Kleider änderte. Also bat ich sie: »Erklären Sie mir, wie ich den Papst auf Polnisch begrüße.«
Am Abend vor seiner Ankunft übte ich meine Rede vor einigen polnischen Priestern, die die Veranstaltung leiten sollten. Vor meinem großen Finale atmete ich tief durch und sagte dann:
»Arizona wita ojca swietego Jana Pawla drugiego.«
»Wie kommen Sie darauf, daß der Papst sein Gepäck verloren hat?« fragte einer der Priester erstaunt.
Seitdem habe ich es aufgegeben, Fremdsprachen zu lernen.
Spanien
Manchmal verblüfft es mich selbst, wie energiegeladen ich bin.
Ich hatte den unterschriebenen Mietvertrag für die spanische Ferienvilla in meiner
Handtasche. Ich hatte es mit strategischer Feinarbeit hingekriegt, daß sich acht Mitglieder unserer Familie auf dem Flughafen von Barcelona trafen. Die Mietwagen standen für uns bereit, um damit in den kleinen Ort Palafrugell zu fahren, wo uns richtiges Personal erwarten würde: Gärtner, Haushälterin und Köchin. Ich hatte wirklich an alles gedacht: Unser Traumurlaub an
»Spaniens wilder Küste« konnte beginnen!
Als wir vor der Traumvilla eintrafen, kam uns das Personal entgegen wie in einer Szene aus einem englischen Roman. Die ältere der beiden Frauen lächelte breit und streckte ihre Hand zum Willkommensgruß aus. »Buenos dias, Señora.«
»Hi«, erwiderte ich herzlich und drückte ihre Hand.
»Espero que tinguis un bon viadge.«
»Genau. Also - wo sollen wir das Gepäck abstellen?«
»Si teniu alguna pregunda som aqui per a servirvos.«
»Sie sprechen doch Englisch, oder?«
»Voldrieu una copa de vi i una mica de formadge?«
»Die sprechen kein Englisch«, flüsterte mein Mann.
»Natürlich sprechen die Englisch«, sagte ich. Jetzt schlug ich den Ton an, den ich gewöhnlich im Gespräch mit Ausländern verwende. Ich stellte mich breit vor sie hin, hob die Stimme und sagte ganz laut und deutlich: »DO-YOU-SPEAK-ENGLISH?«
»Die sind nicht schwerhörig«, meinte mein Mann. »Das sind bloß Spanier.«
Jetzt hatte das Personal begonnen, untereinander zu reden. Ich mischte mich noch einmal ein.
»Hablas Inglès, por favor?«
Alle drei schüttelten vehement den Kopf. »No, no, Seňora.
Hablamos Catalan.«
»Was bedeutet Catalan?« fragte ich meinen Mann.
»Eine Sprache, die in Spanien gesprochen wird. Verwandt mit Spanisch, aber nicht dasselbe.«
»Die verstehen kein Englisch«, verkündete ich meiner Sippe.
»Was ist mit dem Spanischkurs, den du mal besucht hast?«
»Ich kann mich nur noch an das Vaterunser erinnern.«
»Das wäre einen Versuch wert«, meinte mein Vater.
Ich konnte nicht begreifen, wie ich so etwas Wichtiges hatte übersehen können. In größeren Städten gibt es meistens jemand, der Englisch spricht. Aber hier auf dem Land gab es eben niemand.
Mein Mann nahm mich zur Seite. »Kannst du mir mal bitte erklären, wie wir die nächsten drei Wochen in einem Haus verbringen sollen, wo die einzige Art der Verständigung das Gebet ist?«
»Mir fallen schon noch ein paar Brocken Spanisch ein«, log ich. »Außerdem stehen sicher hinten im Reiseführer ein paar Sätze.«
An diesem Punkt muß ich hinzufügen, daß es mich sprachlos macht, welche Redewendungen die Autoren solcher Bücher für wichtig halten. Ein Beispiel: »Kann ich eine Kiste Apfelsinen haben?« Wie viele Leute laufen mit derartigem Vitaminmangel herum? Hier ist noch ein lebenswichtiger Satz: »Ich habe den Schlüssel zu meinem Tagebuch verloren.« In welchem Jahrhundert wurde das geschrieben? Ein Glossar, das ich benutzte, enthielt die Frage: »Wollen Sie mich bitte zu der Frivolität geleiten?«
Mit so einem Spruch kann man bei uns schnell in U-Haft landen.
Was man im Ausland wirklich braucht, ist ein Universalausdruck für die Frage: »Ist dieses Wasser trinkbar?«
Dennoch - ich wollte mir den Spanienurlaub nicht durch solche Lappalien verderben.
Wenn es mit dem sprachlichen Ausdrucksvermögen haperte, nahmen wir eben Hände und
Füße zur Hilfe. Ich habe schon immer gesagt, wenn Gott gewollt hätte, daß wir eine
Universalsprache sprechen, hätte er uns nicht zehn Finger gegeben. Als Maria, die Köchin, wissen wollte, wann wir die nächste Mahlzeit essen wollten, tat sie, als füttere sie sich selbst. Ich hielt acht Finger hoch,
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