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Hilfe, ich habe Urlaub

Hilfe, ich habe Urlaub

Titel: Hilfe, ich habe Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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zwitscherte meine Tante. »Noch mal würfeln.«
    Ich gebe zu, manchmal kann ich ein Spielverderber sein.
    Aber das war es nicht allein. Als die Abende vorangingen, begann uns das viele
    Aufeinanderhocken ein wenig zu nerven.
    Eines Abends zog meine Mutter die Frage: »Welche Körperfunktion kann die
    halsbrecherische Geschwindigkeit von dreihundertzwanzig Kilometern in der Stunde erreichen?«
    Ohne groß zu überlegen, antwortete sie: »Die Füße meines Mannes auf dem Weg zur Toilette, wenn ich mit Tüten voller Lebensmittel nach Hause komme.«
    Mein Vater fand das nicht komisch. Er meinte, wenn sie so schlau sei, warum hätte sie dann keine Ahnung, wieviel Sterne es im Gürtel des Orion gebe. Bei Joan Collins’ Gürtel hätte sie es gewußt.
    Und ich war wütend auf meinen Mann, weil er die Antwort auf die Frage nicht wußte: »Wo hat die beliebte Schriftstellerin Erma Bombeck ihr Herz verloren?«
    Alles in allem waren wir uns einig, daß wir mehr aus dem Haus mußten.
    Der Vorteil beim Urlaub im Ferienhaus ist ja gerade der, daß jeder so ziemlich tun und lassen kann, was er möchte.
    Deswegen ist diese Art Urlaub so herrlich entspannend. Unsere Söhne und ihr Freund fuhren jeden Morgen los, um die Costa Brava rauf und runter nach Oben-ohne-Badestränden
    abzusuchen. Meine Eltern und die Tante spielten Karten, und mein Mann und ich kletterten über die Felsen zu unserem »Privatstrand« und blickten auf das blaue Mittelmeer. Mein Mann fischte ein wenig am Strand, und ich strickte. Als wir eines Tages zu unserem idyllischen Plätzchen kamen, hörten wir Stimmen. Es waren zwei vollkommen nackte Gestalten, die gerade zum Wasser gingen. Volle fünf Minuten erstarrten wir zu Salzsäulen. Dann ließen wir uns nieder.
    Vor uns ging die junge nackte Frau fröhlich ihres Weges. Einmal räusperte sich mein Mann, und ich dachte, er wolle etwas sagen, aber er schwieg.
    Schließlich war die Nymphe im Wasser und schwamm zu einem nahegelegenen Felsen, wo
    sie sich faul ausstreckte, um etwas Sonne abzubekommen. Mein Mann drehte sich zu mir und sagte: »Hast du das gesehen! Die trägt keine Badeschuhe. Sie könnte sich an diesen Felsen die Füße aufschürfen.«
    »Du bist wohl nicht ganz zurechnungsfähig, oder?« entgegnete ich angriffslustig. »Diese Schlampe macht sich an unserem Strand breit, und du achtest nur auf ihre zarten Füße!«
    »Wieso ist sie eine Schlampe?« fragte er versonnen. »Sie sieht aus, als hätte sie ein nettes Wesen.«
    »Die hat soviel Charakter wie ein Pudding.«
    »Das kannst du doch gar nicht wissen«, warf er mir vor.
    »Wer im Salzwasser sein Fußgelenkkettchen anläßt, ist nicht besonders helle.«
    »Na, sie kommt aber offensichtlich aus einer guten Familie.«
    »Wie im Himmel kommst du denn auf so was?«
    »Ihre Haltung. Sie ist wahrhaft königlich.«
    »Männer sind einfach zu dumm! Du wünschst dir also, daß dein Sohn ein Mädchen mit einer tätowierten Ente auf dem Hintern heiratet.«
    »Das war keine Ente. Vermutlich eine Art Familienwappen.«
    »Na klar. Und Prinz Charles hat zwei Löwen auf den Bizeps tätowiert. Wieso machst du so ein Theater wegen diesem Weibsstück, das hier splitternackt durch die Gegend läuft?«

    »Und weshalb bist du so gehässig und voller Vorurteile gegen eine Frau, die du noch nie angezogen gesehen hast? Ich sähe es gern, wenn sie ein Mitglied unserer Familie wird.«
    »Wenn die einen Fuß über unsere Schwelle setzt, bin ich weg!« schrie ich und rammte mein Strickzeug in die Tasche.
    »Ist das ein Ultimatum?«
    »Darauf kannst du Gift nehmen.«
    Genau in diesem Moment machte die andere Figur, ein nackter Mann, der nichts als einen Ehering am Leib trug, einen Sprung ins Wasser und gesellte sich zu unserer Badenixe.
    »Der Typ ist ja vielleicht schmierig«, bemerkte mein Mann.
    »Komisch«, sagte ich, »mir kommt er vor wie jemand, der bestimmt sehr nett zu seiner Mutter ist.« Dann sagte keiner von uns mehr etwas. Die Eiseskälte zwischen uns hielt bis zum Abendessen an.
    Als Marguerita uns die Suppe brachte, tippte ich ihr auf den Arm und machte eine
    Pantomime, wie jemand, der alle seine Kleider auszieht, deutete zum Strand und machte Schwimmbewegungen.
    »Sie versteht dich nicht«, sagte meine Tante.
    »Gibt es das Wort >Flittchen< auch in Ihrer Sprache?« schrie ich.
    Marguerita sah verwirrt aus, lächelte dann und ging in die Küche. Als sie zurückkam, zeigte sie ein Bild von dem Mann und der Frau, die wir am Strand ausgezogen gesehen hatten. Sie

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