Hilfe, ich habe Urlaub
war in Gedanken bei Avas Film »Mogambo« mit Clark Gable und Grace Kelly.
Mir fiel wieder ein, wie Grace Kelly sich bei einem Spaziergang vom Lager entfernte und Clark Gable um ihre Sicherheit fürchtete und ihr nachlief und vor Erleichterung darüber, daß ihr nichts zugestoßen war, vergaß, daß sie jemand anderem gehörte, und sie sich unter dem leuchtenden afrikanischen Himmel küßten, gegen den sich die Akazien abzeichneten.
Ich wurde wieder in die Wirklichkeit gerissen. Die Fotografen am Tisch gaben lautstark mit den Trophäen an, die sie an diesem Tag »geschossen« hatten. Zusammengenommen hatten sie das Hinterteil eines Kaffernbüffels ergattert, möglicherweise den Schwanz eines scheuen Stummelaffen, drei Warzenschweine, einen Massai-Hirten und drei Marabus beim Stochern im Müll vor der Hotelküche.
Ich entschuldigte mich und wollte in mein Zimmer gehen, als Vern meinem Mann zurief:
»Bei den ganzen wilden Tieren wirst du doch deine Frau nicht draußen allein im Dunkeln herumlaufen lassen, oder?«
Mein Mann erhob sich. »Natürlich nicht«, sagte er. Mein Herz schlug höher. Er bedeutete einem der Wildhüter mit Pfeil und Bogen an der Tür, mich in mein Quartier zu begleiten.
»Fotogelegenheit!« schrie June. »Nicht verpassen.« Die Gruppe lief durcheinander wie aufgescheuchte Ameisen. Kameras erschienen, und alle Fotografen drehten an ihren Objektiven und stellten die Belichtung ein, um den Wildhüter mit Pfeil und Bogen dabei aufzunehmen, wie er Erma in ihrem Kostüm aus der Dschungelboutique zu ihrem Zimmer begleitete.
Als das Dia später auf unsere häusliche Leinwand geworfen wurde, schrien unsere Kinder nicht gerade vor Begeisterung auf. »Mami sieht nicht gerade glücklich aus«, bemerkte eines.
»Das liegt daran, daß sie an ihre armen Kinder dachte, die zu Hause sitzen, Fertiggerichte essen und geistig verarmen.«
»Genau!« meinte das andere. »Das sind die Schuldgefühle. Aber das läßt sich ganz leicht ändern. Nächstes Mal kommen wir mit!«
Sie würden schon sehen, was sie davon hatten.
Terminplanung für die Familienreise
Wie wär’s mit der ersten Ferienwoche im Sommer?
»Da kriege ich keine Vertretung fürs Zeitungaustragen.«
Die zweite Woche?
»Da macht mein Chef Ferien.«
Dritte Woche?
»Fängt das Footballtraining an.«
Vierte Woche?
»Da habe ich Karten für ein Konzert.«
Fünfte Woche?
»Ich kann den Zahnarzttermin nicht schon wieder verschieben.«
»Und ich muß hier sein, wenn die Anstreicher kommen.«
Sechste Woche?
»Ganz schlecht. Da fahren die Prestons weg, und ich paß auf ihr Haus auf.«
Siebte Woche?
»Wer ist denn so bekloppt und fährt an einem Feiertagwochenende?«
Achte Woche?
»Da ist mein nächstes Gehalt noch nicht da, und ich habe kein Geld.«
Neunte Woche?
»Da wollte ich endlich mal den Wagen zur Inspektion bringen.«
Zehnte Woche?
»Da ist Hochbetrieb bei uns im Drive-in-Restaurant. Die würden mich umbringen.«
Elfte Woche?
»Da fahren doch die Cramdens, und die hatten sich bereit erklärt, auf unseren Hund
aufzupassen.«
Zwölfte Woche?
»Zu heiß.«
»Außerdem hätten wir an dem Morgen nach unserer Rückkehr gleich wieder Schule.«
»Dann habe ich keine Zeit mehr, um die ganze Wäsche zu erledigen.«
»Müssen wir überhaupt wegfahren?«
»Also jetzt reicht’s. Wir fahren in unseren gemeinsamen Familienurlaub. Davon wird
niemand, aus welchem Grund auch immer, befreit. Wir werden alle zusammen fahren und dabei Spaß haben, oder ich reiße euch allen den Kopf ab!«
Floßfahrt durch den Grand Canyon
Wir standen am Südrand des Grand Canyon, und unsere Familie sah aus wie eine Werbung für Verstopfung. In meinem Leben hatte ich keine mißmutigeren oder unglücklicheren Menschen gesehen.
Unsere Tochter war sauer, weil es vier Uhr früh war und sie lieber woanders gewesen wäre.
Ihre Brüder stritten, weil der eine den anderen blöd angesehen hatte, und mein Mann hatte keine Ahnung, wie er sechs Tage im Schlauchboot auf dem Colorado mit nur einer Sporttasche voll Anziehsachen durchstehen sollte. »Glauben die denn, ich komme mit einer Badehose, einem Paar Shorts und drei Garnituren Unterwäsche aus? Ich nehme mir ja mehr Wäsche mit, wenn ich ins Schwimmbad gehe.« Ich war wütend, weil ich allen eingeschärft hatte, sich vernünftige Wanderschuhe anzuziehen, und sie dann in Riemchensandalen ankamen, die sich bereits nach den ersten Metern der Dreizehnkilometerwanderung über steinige Pfade in ihre
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