Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hilfe, ich habe Urlaub

Hilfe, ich habe Urlaub

Titel: Hilfe, ich habe Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
Vom Netzwerk:
war es zu spät.
    Auf der Fahrt von der Insel der Trübseligkeit ins Land des Vergessens legte unser Schiff kleine Zwischenstops in Langweil-City und St. Schnarchsack ein, die Passagiere waren ständig kurz davor, zu meutern, und der Kapitän kümmerte sich einen Dreck um uns.
    Mein Mann hatte uns eine Passage auf diesem öden Schiff gebucht, weil ihn allein das Wort
    »Expedition« zu Begeisterungsstürmen hinriß. (Sie erinnern sich doch noch an den
    Reiseprospekt?) Er stellte sich wahrscheinlich vor, er sei Bernhard Grzimek, der vom Hubschrauber aus mit einem Betäubungsgewehr auf ein Nashorn zielte. In seinen Träumen war er Jacques Cousteau, wie er windzerzaust auf der Calypso steht und in Tahiti einläuft. Als die wirklich schlimmen Halluzinationen einsetzten, war er Robert Redford im Bett mit Meryl Streep in dem Film »Out of Afrika«.
    Mir wäre »Out of Alaska« ebenso recht gewesen. Ich hätte diese Reise gern ausgelassen. »Sei nicht albern«, sagte Robert Redford. »Du mußt ja nicht fischen. Es gibt noch zwei andere Gruppen: die >Wildlife Explorers< und das >Flora-und-Fauna-Team<. Das wäre doch was für dich.«
    »Das hört sich an wie ein Sketch von Monty Python«, bemerkte ich.
    »Du spinnst! Glaub mir, das wird bestimmt ganz toll. Wir reden hier ja nicht von einem stinkigen Fischerboot. Das ist doch ein Luxusschiff mit Fitneßraum, großartiger Küche und freien Tagen nur zum Entspannen.«
    An dem Tag, als unsere roten Allwetterparkas mit den Abzeichen ankamen, dazu Rucksäcke, Schirmmützen und wasserfeste Stiefel, dachte ich, er fällt vor Freude gleich in Ohnmacht.
    Ich selbst stellte mich in voller Montur vor den Spiegel.
    Ich konnte mich kaum aufrecht halten - geschweige denn mich bewegen. Von hinten sah ich aus wie ein Mumienschlafsack auf zwei Beinen.
    Die Reise war vom ersten Tag an zum Scheitern verurteilt.
    Fairerweise muß ich sagen, daß es kaum dem Reiseveranstalter anzulasten war, als Stürme uns schon in Nome daran hinderten, an Bord zu gehen. Die Einheimischen öffneten uns ihr Herz und ihre Häuser und stellten sogar Busse zur Verfügung, damit wir Nomes einzigen Baum sehen konnten, der im Wind noch aufrecht stand. Am nächsten Morgen wurden wir in Bussen nach Teller gebracht.
    Das Schiff lag vor der Küste vor Anker und stampfte so schlimm, daß wir buchstäblich angeseilt mit Aufzügen und Kränen an Bord gehievt werden mußten. Am ersten Abend war keine Zeit für freundliche Floskeln. Uns allen war so übel, daß wir nur noch den Kopf übers Klo halten konnten. Über Lautsprecher wurde uns mitgeteilt, daß in fünf Minuten eine Übung an den Rettungsbooten stattfinden sollte. Drei Leute fanden sich ein. Ich gehörte nicht dazu.
    An diesem ersten Abend gab es niemand, der den Kapitän aufrecht stehend hätte begrüßen können.
    Als wir uns früh am nächsten Morgen noch an unsere Betten klammerten, kam wieder eine wichtige Ankündigung über den Lautsprecher. Da so viele von uns den Rettungsboot-Probealarm am Tag zuvor verpaßt hatten, wurde uns geraten, uns die Schwimmwesten zu schnappen, sobald wir die Schiffsglocke fünfmal läuten hörten, und uns darauf vorzubereiten, das Schiff zu räumen.
    Am zweiten Tag krabbelten wir alle aus unseren Kabinen und versuchten, gesellig zu sein.
    Das war nicht einfach.
    Das Schiff war in drei grundverschiedene Interessengruppen gespalten. Die Amateurzoologen trugen Feldstecher um den Hals und schleppten ständig Notizbücher mit sich herum. Einer von ihnen erzählte mir mit leuchtenden Augen, daß er drei Jahre lang auf sein Mittagessen verzichtet und das Geld gespart hätte, um auf dieser Expedition einen Fregattvogel beim Balzritual zu sehen. (Ich machte mir ehrlich gesagt Sorgen, als ihm sein Steakmesser ausgehändigt wurde.) Die Pflanzenfreunde schleppten Kameras mit sich herum, deren Objektive
    Kanonenrohrformat hatten. In ihren Rucksäcken trugen sie großformatige Bildbände über Blumen und Bäume.
    Die Angler hatten Haken in ihren Hüten stecken und verglichen Köder wie kleine Jungs, die Frösche in der Tasche hatten.
    Laut Katalog sollten alle drei Gruppen auf ihre Kosten kommen. Den Amateurzoologen war eine Unmenge an seltenen Tieren versprochen worden: sie sollten Wale, Seeotter und Bären sehen. Die Pflanzenfreunde waren gekommen, um durch den Regenwald des Nordens zu stapfen und die Küste von Alaska auszukundschaften. Den Anglern war garantiert worden, sie würden mehr Lachse fangen, als sie im Leben überhaupt essen

Weitere Kostenlose Bücher