Hilfe, ich habe Urlaub
sich der Sultan bei dem ganzen Geld nicht wenigstens ein vernünftiges Klo leisten können?
Katalogversprechungen
Zu der einfallsreichsten Belletristik, die heute geschrieben wird, gehören die Reisekataloge. Sie rangieren da gleich neben James Michener oder Ken Follett.
»Abends lehnen Sie sich zurück und genießen eine romantische Gondelfahrt in Venedig.« Das ist der Traum, der Menschen vorschwebt, die jeden Morgen im Stau stehen und Kaffee aus einem Styroporbecher trinken.
Wir träumen davon, in einem Boot zu liegen, in den Armen unseres Mannes (der in der
Abenddämmerung zwanzig Jahre jünger wirkt), während ein Gondoliere, der aussieht wie Placido Domingo, eine Serenade für uns singt.
Wahrscheinlich ist im Prospekt einfach vergessen worden, darauf hinzuweisen, daß diesen Sommer Touristen und Gondoliere Atemschutzmasken tragen, um den Geruch verfaulender
Algen auszufiltern, an denen die Fische sterben.
In Katalogen ist der Reisebus immer ein »Superluxusbus«, Hotelzimmer bieten immer
Meerblick, und jedes Restaurant hat ein ganz besonderes Flair.
Die folgenden Sätze habe ich direkt aus dem Reisekatalog entnommen. Keiner hält, was er verspricht.
»AUF DER KREUZFAHRT DURCH NORWEGENS FJORDE GENIESSEN SIE
GERÄUMIGE SUITEN.«
Daneben ist das Bild einer Frau im Abendkleid zu sehen, die an einem kleinen Tisch sitzt, während ihr Mann im Smoking ihr ein Glas Sekt einschenkt. Was das Foto nicht zeigt, ist die Tatsache, daß Sie den Tisch auf das Sofa hieven müssen, bevor Sie die Kabinentür öffnen können, daß der Mann auf dem Klodeckel sitzt, daß der Raum unter der Wasserlinie liegt, hinter den Fenstervorhängen kein Bullauge, sondern eine Wand ist und die beiden nicht größer sein können als Gartenzwerge.
»BRINGEN SIE AUSREICHEND FILMMATERIAL MIT, HIER WERDEN SIE DAS
LETZTE JAVANASHORN FOTOGRAFIEREN. WILDSCHWEINE, TIGER, AFFEN UND
200 VOGELARTEN ERWARTEN SIE.«
Nichts als Versprechungen! Ich habe es mir entgehen lassen, eine Kuh aufzunehmen. Schade, denn das war das einzige Tier, das ich zu Gesicht bekommen habe.
»MAN KÖNNTE LEICHT MEHRERE TAGE DAMIT VERBRINGEN, DIE MEHR ALS
86 000 AUSSTELLUNGSSTÜCKE DES MUSEUMS ZU BESICHTIGEN.«
Schade, schade - denn unser Bus hat hier bloß zwanzig Minuten gehalten.
»LATEINAMERIKANER HABEN EINEN ANDEREN LEBENSRHYTHMUS ALS WIR
AUF DER NÖRDLICHEN HALBKUGEL.«
Stellen Sie sich zum Abendessen besser den Wecker.
»DER SATZ FÜR »BRINGEN SIE MIR BITTE TRINKWASSER< LAUTET >LETE MAJI
YA TAFADHALI KUNYUA<.«
Wenn Sie sich diesen Satz merken können, sind Sie sicher auch schlau genug, das Wasser nicht zu trinken.
»DEN NACHMITTAG HABEN SIE FREI FÜR EINEN EINKAUFSBUMMEL.«
Das ist ein Widerspruch in sich. Einkaufen bedeutet Arbeit, wenn man es richtig macht.
»ESSEN FÜR ABENTEUERLUSTIGE.«
Das können Sie auch bei mir zu Hause bekommen, wenn mein Mann mal kocht.
»SCHWIMMEN SIE NIEMALS ALLEIN RAUS, WENN SIE HAIE IN DER NÄHE
VERMUTEN.«
Also was machen Sie? Mieten sich einen Kumpel, der aufaßt?
Besonders achtgeben muß man, wenn Reisen im Prospekt mit dem Zusatz »FÜR
INDIVIDUALISTEN« angepriesen werden.
Fast ein Jahr lang hat mein Mann einen Katalog studiert, in dem eine Expedition nach Alaska angeboten wurde.
Man würde auf einem Boot fahren, wilde Tiere sehen und fischen. Auf der Fahrt würde uns ein Buckelwal vorwegschwimmen. Wir würden die Paarungszeit der Robben erleben und Inseln besichtigen, die reich an Wasservögeln waren. Riesige Lachse würden ins Boot springen und Bären und Elche am Strand Spalier stehen, um uns im Vorbeifahren zu winken.
Mein Mann war wie ein Kind, das Weihnachten nicht mehr erwarten konnte.
Mein mißtrauischer Blick fiel immer wieder auf das Kleingedruckte »BITTE BEACHTEN
SIE« auf der letzten Seite des Katalogs. Da stand: »Auf dieser Expedition werden einzigartige, teils unerforschte Gebiete besichtigt. Deshalb können, wo notwendig, Änderungen im
Reiseverlauf eintreten, falls das für Komfort und Wohlergehen der Passagiere ratsam sein sollte.
Ihr Führer ist ein erfahrener Expeditionsleiter und wird eine gute Alternative anbieten, falls eine Änderung notwendig ist.«
Jedesmal, wenn ich das las, überlief es mich kalt.
Out of Alaska
Ich esse wirklich gerne Lachs, aber muß man deswegen gleich eine Expedition nach Alaska machen? Nachdem ich schon beim Lesen des Reiseprospektes ungute Gefühle bekam, hätte ich mich niemals auf das Unternehmen »Lachsexpedition« einlassen dürfen. Nun
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