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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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bekannt?“
    „Ja. Einer der Stammgäste. Und ein abgewiesener Verehrer
der vielgeliebten Köchin. Jedenfalls ist mehr an der Sache dran. Die junge Amy
Pröstler, wie sie von allen genannt wurde, hat damals nämlich bald darauf ihre
Karriere hingeschmissen. Und die Mietwohnung in Wien gekündigt. Wann ist sie
im Wiesbachtal aufgetaucht?“
    „Läßt sich genau feststellen. Aber zwanzig Jahre
könnten so ungefähr hinkommen.“
    „Sehr schön und exakt auf den Punkt gebracht, wie
immer. Jedenfalls macht das eine kulinarische Vertiefung meiner Recherchen
notwendig. Sie hören von mir, Herr Kollege.“
    Mank legte den Hörer aufs Telefon und wischte sich
die schweißnasse Hand an der Hose ab. „Da sieht man wieder einmal, Simon, wie
segensreich sich gutes Essen auswirkt. Der Kratky war ja fast schon
sanftmütig.“
    „Recht so. Macht uns das Leben leichter. Bevor ich's
vergesse, Harald, Sonntag vormittag muß ich in die Kirche. Dienstlich.“
    „Den Pfarrer verhaften, oder wie?“
    „Mal nicht den Teufel an die Wand! Nein, natürlich
nicht. Der Bartl dreht durch, was weiß ich warum.“
    „Kaum zu glauben. Vielleicht tut ihm die Hitze nicht
gut? Bei dieser Gelegenheit: Vergiß nicht, Simon, daß wir uns auch um die
sogenannten Kleinigkeiten kümmern müssen. Vom gestohlenen Pfarrershahn bis zum
gemeuchelten Reh.“
    „Ich denke dran. Es gibt übrigens auch einen, der
irgend etwas darüber weiß, Franz Fürst. Nur war er ziemlich verstockt neulich.
Aber inzwischen ist ja allerhand passiert. Vielleicht denkt er jetzt anders.
Ich könnte es noch einmal versuchen mit ihm, heute nachmittag, recht so?“
    „Jaja.“ Harald Mank war nicht bei der Sache, weil er
ein Jausenpaket öffnete, das ihm seine Frau mitgegeben hatte. „Ist sie nicht
lieb, meine Angetraute?“ Er hielt eine grünlich-braune Kugel hoch. „Sogar eine
Beschreibung liegt bei: Kichererlsen-Dinkel-Bällchen! Und was da noch alles
drin ist! Bertram gegen Verschleimung, Galgant zur Stärkung des Herzens und der
Potenz, Kreuzkümmel gegen Käseunverträglichkeit und Muskat gegen Unbegabtheit
und Trübsinn. Magst kosten, Simon? Könnte auch dir nicht schaden.“
    Polt lehnte dankend ab, und sein Vorgesetzter legte
das wundertätige Nahrungsmittel mit spitzen Fingern in die geöffnete
Schreibtischlade zurück.
     
    Als der Gendarm den Kirchenwirt erreichte, verspürte
er plötzlich Hunger. Er lehnte sein Fahrrad neben die Eingangstür und trat
ein. „Grüß dich, Franzgreis. Was Kleines, Schnelles, wenn's geht.“
    Der Wirt griff ungefragt zum Zapfhahn. „Darf's eine
Haussulz sein, mit Essig, Ol und viel Zwiebel? Oder siehst du heute noch die
Karin?“
    „Glaub ich eher nicht.“
    Ein gute halbe Stunde später war der Gendarm wieder
unterwegs. Das Essen und das Bier hatten ihn müde gemacht, und es kam ihm so
vor, als dauerte dieser Tag schon viel zu lange. Polt mochte den Sommer, und
die Hitze gehörte eben dazu. Aber der seit Wochen unerbittlich blaue Himmel
fing an, ihn zu ärgern. Der sonst dunkle Boden zwischen den Rebstöcken war
grau, das Grün der Blätter wirkte stumpf, und die Wiesen waren braun. Immerhin
hatten sich heute im Süden ein paar Wolken ins Blau geschoben, und leichter
Wind war aufgekommen.
    Das mit zufällig wirkenden Anbauten versehene Preßhaus,
in dem man Franz Fürst wohnen ließ, war dicht von Bäumen und Büschen umwachsen,
bewegte Blätter strichen mit leisem Geräusch über die Dachziegel.
    Die Wiese, auf der Franz Fürst gelegen war, als ihn
Polt das erste Mal besucht hatte, war diesmal leer.
    Der Gendarm betrat einen roh gezimmerten Vorbau an
der Preßhausmauer. An den Wänden waren viele Fotos zu sehen. Franz Fürst mit
Lehrerkollegen, umringt von Schulkindern, die ihn bewundernd anschauten, oder
Franz Fürst, der sich mit einem riesigen schwarzen Hund um einen Holzstock
balgte. Polt sah die Prüfungszeugnisse des Lehrers, Dankschreiben von Eltern
und Vorgesetzten, es gab Fotos, die ihn am Fußballplatz zeigten, auf
Berggipfeln oder als offenbar begabten Turmspringer im Schwimmbad. Bilder, auf
denen er mit Frauen zu sehen war, gab es natürlich auch. Polt stutzte: Bei
einer davon, sie umarmte den Lehrer von hinten und hielt ihm die Augen zu, war
es durchaus vorstellbar, daß sie Amalie Pröstler in jungen Jahren war.
    Der Gendarm ging weiter, ins eigentliche Preßhaus.
Es war recht dunkel hier, und er ließ den Strahl seiner Taschenlampe
umherwandern. Erinnerungsstücke noch und noch, Sperrmüll dazwischen, Bücher

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