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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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hat.“
    Polt neigte bedenklich den Kopf, sagte aber nichts,
hob grüßend die Hand und schob sein Fahrrad neben sich her, bis er die
asphaltierte Kellergasse von Burgheim erreicht hatte. Dort bemerkte er, daß der
grüne Geländewagen von Christian Wolfinger vor Sepp Räuschls Preßhaus stand.
Der Gendarm schaute auf seine Armbanduhr. In kaum dreißig Minuten war die
Dienstzeit zu Ende. Ganz abgesehen davon sollte er sich ja umhören. Alles
interessiert uns, hatte sein Vorgesetzter gesagt. Und nicht zuletzt verspürte
Simon Polt heftige Sehnsucht nach einem Keller, der nach Wein und Fässern roch
und nicht nach Tod und Verderben.
    Die Preßhaustür stand offen, also war es gestattet
einzutreten. Obwohl nur wenige Stufen in Sepp Räuschls kleinen Keller führten,
war es herrlich kühl hier. Polt sah die zwei Männer an einem winzigen Tisch
sitzen, der früher Teil einer Nähmaschine gewesen war. Räuschl hielt einen noch
halb gefüllten Weinheber an die rechte Schulter gelehnt und Wolfinger, der
Jäger, war am Erzählen. Als die beiden Simon Polt erblickten, füllte der
Weinbauer ein drittes Glas. „Was macht der Beruf, Herr Inspektor?“
    „Es ist schon besser gelaufen. Dieser Heinz Hafner
hat sich abgesetzt. Damit macht er sich natürlich verdächtig. Aber das scheint
ihm egal zu sein. Vielleicht rede ich noch mit diesem Paratschek, der kennt ihn
ja von früher.“
    Wolfinger lehnte sich zurück und verschränkte die
Arme vor der Brust. „Der Paratschek! War Pressefotograf in Wien, behauptet er
wenigstens. Als er ins Wiesbachtal gekommen ist, war er gleich einmal in allen
Vereinen Mitglied, damit er es überall besser wissen kann. Es hat ihm aber
keiner zugehört. Dann ist ihm auch noch seine Frau davon. Jetzt war er gern mit
allen gut Freund, steht überall dabei, trinkt überall mit. Wird ihm aber auch
nicht viel helfen. - Was Interessanteres: als du gekommen bist, Simon, hab ich
grad von den Wilderern früher erzählt. Schlaue Burschen gewesen, damals. Und
aus Bosheit haben sie es auch nicht getan. Bei einem kleinen Bauern mit einem
Haufen Kinder im Haus ist kaum einer satt geworden. Mein Vater hat mir von
einem erzählt, der abends immer seine Weintraubenbutte mit der Öffnung nach
unten heimgetragen hat - wie man das eben tut, wenn die Arbeit vorbei ist.
Innen aber sind die toten Hasen gehangen, durch die Löffel angenagelt. Das ist
so lange gut gegangen, bis mein Vater hinter dem Burschen eine feine
Schweißspur, also Blut, entdeckt hat.“
    Sepp Räuschl beugte sich verschwörerisch vor. „Ein
Stück weiter oben in der Kellergasse haben früher ein Jäger und ein Wilderer
ihre Preßhäuser nebeneinander gehabt. In der gemeinsamen Mauer war sogar eine
Verbindungsluke. Einmal war sich der Jäger ganz sicher, daß sein Nachbar
gewilderte Hasen im Preßhaus liegen hat. Wütend klopft er an die verschlossene
Tür, es wird ihm aufgemacht, aber nichts ist zu finden, rein gar nichts.“
    Polt nahm vergnügt einen Schluck vom Veltliner. „Und
des Rätsels Lösung?“
    „Ganz einfach. Während der Suche waren die Hasen in
einem Sack an der anderen Mauerseite, im Jägerpreßhaus. Praktisch, so ein
Loch, nicht wahr?“
    Wolfinger hob anerkennend sein kleines Kostglas und
trank es dann mit einem Schluck leer. „Nicht schlecht, alle Achtung! Aber heute
schaut's anders aus. Wenn ich an dieses tote Reh am Grünberg denke, kommt mir
noch immer die Wut hoch. Das war die pure Lust am Töten.“
    „Vielleicht ging's aber auch darum, den Jägern
irgendwas heimzuzahlen. Fällt dir dazu was ein, Christian?“
    „Vielleicht der Herr Paratschek?“ Wolfinger lachte
boshaft. „Der wartet bis heute vergeblich auf eine Jagdeinladung. Aber im
Ernst: Ich sag's nicht gern, Simon. Wenn einer dazu aufgelegt war, uns einen
blöden Streich zu spielen, war's der Fürst Franz. Angeblich aus Tierliebe. Und
jetzt, wo er sich schön langsam nicht mehr auskennt, im Kopf...“
    Polts gute Laune war verflogen. „Hast du irgendeinen
konkreten Hinweis darauf?“
    „Nichts besonderes. Jedenfalls kennt er den Grünberg
gut, weil er dort immer seine Trainingsrunden gelaufen ist. Mit Vorliebe am
Abend, wenn wir auf den Anstand gegangen sind. Hat nicht nur einmal Streit
gegeben. Da war übrigens was Komisches in den Baum mit der Drahtschlinge
geritzt. Kann es nicht deuten. So eine Art Hut.“
    „Um Himmelswillen“, murmelte Polt. „Revolit.“
     
    Himmelwärts
die Herzen
     
    Am folgenden Samstag wachte Simon Polt gegen sieben
Uhr auf. Er

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