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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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dazu
als Pfarrersköchin. ,Der Herr Pfarrer wird schon wissen, was er an ihr hat',
war meistens die Antwort vom Vater, und dann hat's für eine Weile dicke Luft
gegeben zu Hause.“
    „Aber es ist still um sie geworden, nicht wahr?“
    „Klar, die Zeit. Aber eine ansehnliche Person ist
sie geblieben.“
    „Und Verehrer gab's wohl immer noch, den Firmian
Halbwidl zum Beispiel.“
    „Mein Gott, der! Ein gescheiter Kopf und ein netter
Kerl, auch wenn er einem auf die Nerven gehen kann mit seiner Besserwisserei.
Versteht sogar was vom Wein. Der hätte sich ein anderes Leben verdient. Als die
Amalie jung war, soll er übrigens nicht der einzige gewesen sein, der ihr
nachgestiegen ist. Ein paar Frauen im Dorf wünschen unsere schöne
Pfarrersköchin wahrscheinlich heute noch zum Teufel, obwohl sie's nicht zeigen.
Die sind bestimmt nicht traurig darüber, daß es sie nicht mehr gibt.“
    Polt legte einen sorgsam geschälten Erdapfel in die
Schüssel und stand auf. „Wir sehn uns übrigens morgen in der Kirche!“
    „Bist du fromm geworden?“
    „Nein. Mißtrauisch.“
     
    Am Sonntag verließ Simon
Polt kurz vor zehn seine Dienststelle. Unterwegs zur Kirche wurde er von
Aloisia Habesam angesprochen. „Wohin geht's denn, Herr Gendarm? Ins Wirtshaus,
wie üblich?“
    „Nein. In die Kirche.“
    Die stets umfassend informierte
Gemischtwarenhändlerin, an sich durch keine noch so haarsträubende Neuigkeit
zu erschüttern, war dermaßen überrascht, daß Polt die Gunst des Augenblicks zur
Flucht nutzen konnte.
    Die Kirche war ziemlich voll. Nur neben Bruno Bartl,
bei dem niemand sitzen wollte, fand der Gendarm Platz. Ein paar Reihen weiter
hinten erblickte er Franz Fürst. Der ehemalige Lehrer hatte es doch tatsächlich
zu einer gewissen Eleganz gebracht. Er war rasiert, seine langen Haare waren
gewaschen und gekämmt, er trug eine ordentliche Jacke, und das Hemd darunter
war so gut wie weiß. Nur die blaue Blume im Knopfloch kam Polt wie eine bewußte
Geschmacklosigkeit vor. Auch Bartl wirkte recht manierlich, hatte aber stark
gerötete Augen, und auf seiner Stirn stand Schweiß. Er warf Simon Polt einen
ängstlichen Blick zu und schaute dann zu Boden.
    An der Sakristeitür wurde die kleine Glocke
geläutet. Die Orgel erklang, drei Ministranten und der Pfarrer zogen ein. Als
Virgil Winter den Bartl und Franz Fürst unter den Gläubigen sah, glaubte Simon
Polt ein kurzes Erschrecken in seinem Gesicht zu erkennen. Oder war es Ärger?
    Der Herr sei mit euch.
    Und mit deinem Geiste.
    Polt schaute auf Bartls Hände. Obwohl sie sich an
der Kirchenbank festklammerten, zitterten sie. Die Lesung, das Evangelium.
    Bartl hörte wie verzückt zu, der Mund stand ihm
offen, immer wieder schluckte er.
    Die Predigt. Pfarrer Winter schaute unsicher umher,
dann schloß er kurz die Augen. „In wenigen Tagen wird es hier in Burgheim ein
Begräbnis geben. Wir alle wissen, was geschehen ist, wenn auch wohl niemand von
uns eine Erklärung dafür findet. Amalie Pröstler hat nicht nur unendlich viel
für mich und die Pfarrgemeinde getan, ich habe sie auch als einen Menschen
erfahren, der die Kraft zur Läuterung hatte, ohne sich selbst oder anderen,
die sie mochte oder liebte, untreu zu werden.“
    Bartls Mund war jetzt geschlossen. Er starrte mit unbewegtem
Gesicht den Pfarrer an. Verstohlen drehte sich Polt zu Franz Fürst um und
erschrak. Nie im Leben hätte er ihm ein dermaßen dreckiges Grinsen zugetraut.
Dann stand der Lehrer auf, verneigte sich leicht, klatschte zum Pfarrer hin
Beifall und verließ die Kirche.
    Alle schauten ihm nach, leise wurde geredet. Der
Priester hob besänftigend die Arme. „Lassen wir es gut sein, wir wollen für die
arme Verstorbene beten.“
    Die Feier des Gottesdienstes nahm ungestört ihren
Fortgang.
    Als die Kommunion nahte, wollte auch Bartl zum Altar
gehen. „Nichts da, mein Lieber.“ Simon Polt hielt ihn am Unterarm fest.
    Nach der Kommunion klang die Orgel freudig auf, der
Kirchenchor sang, die Gemeinde stimmte ein.
    Meerstern ich dich grüße!
    „Hast du das Messer bei
dir?“ flüsterte Polt.
    Bartl duckte sich.
    Oh Maria, hilf!
    Jetzt schaute Bartl Simon
Polt stumm ins Gesicht. Gottesmutter süße! Oh Maria, hilf! Bartl schwieg noch
immer, aber er weinte lautlos. Oh Maria, hilf uns allen aus unserer großen Not!
    „Na?“
    Bartl nickte.
    „Komm jetzt, Bruno, wir gehen!“ Polt machte verlegen
ein Kreuz, als sie die Kirche verließen.
    Draußen wischte sich Bartl mit einem erstaunlich
sauberen

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