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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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der Einzige war, der ihn hören konnte. Die Männer links und rechts von ihm waren eingenickt. Jan öffnete seine Wasserflasche und beugte sich verstohlen vor, als wolle er sich die Schuhe zubinden. Dann goss er ein paar Tropfen Wasser in den blutigen, zerschlagenen Mund des Gefangenen. Dieser blinzelte zwei Mal mit den Augen, ein stummer Dank für diesen kleinen Gnadenakt. Jan richtete sich wieder auf, trank aus seiner Whiskyflasche und lehnte sich gegen die Plane und das Gestänge des Lastwagens. Als er die Augen schloss, spürte er, wie ihm schon jetzt der Sand unangenehm auf der Haut und in den Haaren klebte. Am besten war es, wenn er jetzt schlief. Dann würde er den Gefangenen nicht weiter ansehen müssen. Eine Weile kniff er die Augen so fest zu, dass ihm davon die Lider wehtaten. Allmählich döste er ein.
    Er war wieder in der Dunkelheit. Ein Feuer flackerte, und er hörte schrille Schreie. Er wollte davonlaufen, aber seine Beine waren zu schwer. Er wollte hinschauen, aber er wagte es nicht. Irgendwo außerhalb seines Gesichtsfelds war das, wovor er sich am meisten fürchtete. Er begriff, dass es ein Traum war, den er schon öfter gehabt hatte. Doch dieses Wissen konnte seine Angst nicht lindern. Verzweifelt versuchte er aufzuwachen und zu fliehen, und er sträubte sich, als die Gestalt immer näher kam und die Hand aus dem Schatten nach ihm ausstreckte, um ihn mit schraubstockartigem Griff zu umfassen und ihm den Kopf herumzudrehen, damit er sah, was er nicht sehen wollte …
    »Hallo, Jan, immer mit der Ruhe, Mann!«
    »Was ist?« Als Jan die Augen aufschlug, bemerkte er, dass Faanie ihn laut lachend an der Schulter rüttelte.
    »Du hast um dich geschlagen, als hätte dich eine Bulldogge gepackt. Oder vielleicht ein gottverdammter terr . Das muss es sein. Du hast davon geträumt, was du mit den verfluchten Kaffern anstellst, wenn wir sie kriegen. Hör mal, das hat aber verdammt gefährlich ausgesehen!«
    Inzwischen musterten die anderen ihn argwöhnisch. Jan wischte sich den Angstschweiß von der Stirn.
    »Offenbar ist mir das Abendessen nicht bekommen«, sagte er und war erleichtert, als alle auflachten. Faanie klopfte ihm auf den Rücken. Jan trank noch einen Schluck Whisky und nahm die angebotene Zigarette an, während der Lastwagen weiter durch Staub und Hitze ratterte. Während der Nacht wechselten sie sich am Steuer ab, und sie hielten nur an, um aufzutanken oder einen Happen zu essen. Als der Bedford am Basislager stoppte, sprang Kobus aus dem Führerhaus.
    »Ab hier geht es zu Fuß weiter«, verkündete er. »Jetzt fängt der Spaß erst richtig an.«
    Die Männer stiegen aus und suchten ihre Ausrüstung zusammen, froh, endlich etwas unternehmen zu können. Faanie zerrte den verletzten Gefangenen von der Ladefläche, schleppte ihn über den felsigen Boden und band ihn an einen Baum. Eigentlich war es überflüssig, dieses zitternde Bündel Mensch zu fesseln, da der Mann ganz sicher nicht in der Lage war zu fliehen. Jan hörte seinen keuchenden Atem. Rosige Blasen quollen aus dem verzerrten Mund. Der Mann würde sterben, und es war besser, ihn von seinen Leiden zu erlösen. Was konnte er ihnen in diesem Zustand noch sagen? Jan wandte sich ab, als Kobus sich einen Spaß daraus machte, dem Todgeweihten noch ein paar letzte Informationen abzupressen. Die anderen Männer traten näher, um sich an dem Schauspiel zu weiden, während Jan sich ein paar Schritte enfernte. Er zwang sich, auf die Geräusche des Busches, das Rascheln kleiner Tiere, den Vogelgesang, das Summen der Insekten und das Rauschen des heißen Windes in den Dornenbüschen zu lauschen. Als Kobus nach ihm rief, kehrte er zu den Männern zurück und entfaltete die Karte, um ihnen den Weg durch den Busch zu zeigen, den er ausgesucht hatte. Der Gefangene lag reglos in der stickigen Hitze. Seine halb offenen Augenlider zuckten, und seine Arme und Beine zitterten, obwohl er kaum noch bei Bewusstsein war.
    »Wir marschieren in Dreiergruppen los«, sagte Jan. »Ich übernehme die Führung. Zwischen unserem momentanen Standort und der Stelle, wo wir uns auf die Lauer legen wollen, gibt es genug Möglichkeiten, in Deckung zu gehen. Jeder, der seinen Posten erreicht hat, rührt sich nicht von der Stelle. Von jetzt an wird nicht mehr geraucht, geredet oder herumgealbert. Kapiert? Einige dieser terrs sind ausgezeichnete Fährtenleser, und wenn sie uns bemerken, machen sie sich in Windeseile aus dem Staub.«
    »Also ganz leise«, fügte Kobus hinzu.

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