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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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waren. Sie hatte keine Ahnung, wie viel von ihrer Mitgift noch übrig war, nachdem auch Pauls juristisches Studium in Hamburg zum größten Teil davon bezahlt wurde. Er würde wohl noch eine Weile brauchen, gerade vor einem Monat war er wieder einmal durch eine Prüfung gefallen.
    » Wir bleiben in jedem Fall beieinander, Klara. Aber wenn ich Christian heirate, dann leben wir in einer schönen Wohnung, haben das Geschäft und den Markt gleich vor der Nase, und du brauchst nicht mehr zu nähen.«
    Klaras Hände begannen zu zittern. Sie zog sie von Charlottes Schultern und setzte sich auf den hohen Sessel des Großvaters, in dem sie fast verschwand. In ihrem schmalen Gesicht spiegelte sich ein innerer Kampf, als müsse sie sich sehr überwinden, um etwas auszusprechen, das eigentlich ungehörig war.
    » Es… es soll wohl nicht sehr schön sein. Es soll auch wehtun, sagt man. Ettje hat behauptet, es sei ganz furchtbar gewesen. Aber es gehört eben dazu, wenn man heiratet…«
    » Ach, du meinst… die Hochzeitsnacht?«
    Klara nickte errötend. Weder ihre Mutter noch die Großmutter hatten je über solch peinliche Dinge gesprochen. So etwas erwähnte man nicht, Ettje hatte früher einmal für eine neugierige Frage eine kräftige Ohrfeige erhalten. Das hatten sich die anderen gut gemerkt.
    » Es spielt sich dort unten ab, da, wo man nicht hinfassen soll…«, flüsterte Klara.
    Charlotte warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. So viel wusste sie inzwischen auch, obgleich sie noch vor vier oder fünf Jahren geglaubt hatte, die Kinder entständen beim Küssen. Es war naheliegend, denn alle Romane endeten damit, dass das Liebespaar heiratete, er sie küsste und sie Kinder bekamen. Ein solcher Kuss war ihr als etwas unsagbar Frivoles erschienen, und sie hatte diese Stellen immer wieder gelesen, um den süßen Schauer des Verbotenen zu spüren. Inzwischen war Charlotte jedoch klar geworden, dass außer dem Kuss noch etwas anderes passieren musste, das weder in den Romanen noch im wirklichen Leben jemals erklärt wurde. Es hatte mit der Hochzeitsnacht zu tun, um die immer ein fürchterliches Gewese gemacht wurde. Seltsam war das schon, sollte der Hochzeitstag doch der schönste Tag im Leben einer Frau sein. Der dazugehörigen Nacht allerdings haftete ein Schrecken an, als würde die arme Braut in ein schamloses, gruseliges Folterkabinett geführt.
    » Meine Güte– so schlimm kann es doch nicht sein, Klara. Alle Ehefrauen, die ich kenne, haben es überlebt.«
    » Natürlich. Ich wollte dir auch keine Angst machen.«
    Klara schwieg beschämt, da sie fürchtete, zu weit gegangen zu sein.
    » Man muss es wohl über sich ergehen lassen und sich dabei nicht anstellen– dann gewöhnt man sich daran.«
    In der Schule war manchmal über diese Sachen geflüstert worden. Einige der Mädchen schienen mehr darüber zu wissen und gefielen sich darin, die Ahnungslosen zu beeindrucken. Es war krauses Zeug gewesen, ganz und gar unvorstellbare Dinge, die mit dem » Teil« zusammenhingen, das ein Mann besaß, eine Frau aber nicht. Charlotte konnte sich daran erinnern, wie sie neben der Kinderfrau gestanden hatte, als diese ihren kleinen Bruder badete. Auch sie selbst war damals noch klein gewesen, gerade mal drei Jahre älter als Jonny, aber sie hatte gesehen, dass er ein Schwänzlein besaß, mit dem er zum Entsetzen der Kinderfrau ins Badewasser gepieselt hatte. Hinter dem Schwänzlein war noch etwas anderes gewesen, ein rosiges Gebilde wie ein Geschwür, ein wenig schrumpelig und nicht eben hübsch; sie hatte den armen Jonny damals bedauert, dass er ein solches Ding mit sich herumschleppen musste.
    Das Geheimnis mochte in diesem seltsamen » Teil« liegen. Nur konnte sie sich nicht vorstellen, dass ein Mann seiner Frau mit einem so weichen, empfindlichen Schwänzchen wehtun konnte. » Es ist vielleicht aber auch ganz anders«, sagte Klara. » Vor allem, wenn man sich aufrichtig liebt. Vielleicht ist es dann ja auch wunderschön.«
    Klara hatte den bedenklichen Ausdruck auf Charlottes Zügen gesehen, und nun kam sie sich richtig schlecht vor. Nein, es war nicht recht von ihr, Charlotte solche Sachen zu erzählen, nur weil sie selbst viel lieber hier im Haus der Großeltern geblieben wäre. Christian Ohlsens Wohnung war sicher sehr schön, und sie würde dort– so hatte Charlotte gesagt– ein eigenes Zimmer für sich allein bekommen. Dennoch fürchtete sie sich davor. Sie fürchtete sich auch vor Christian Ohlsen, vor der lärmenden

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