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Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Titel: Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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dazukaufen wollen? Wie du weißt, grenzt es direkt an Linderwies. Es hat einen hervorragenden Viehbestand und einige prächtige Mutterstuten. Die Ackerfläche für Kartoffeln und Futterrüben gibt einen hübschen Ertrag und der Mischwald eine Menge Holz.« Er hatte voller Begeisterung gesprochen, aber plötzlich unterbrach er sich und begann laut zu lachen. »Warum erzähle ich dir das bloß? Du interessierst dich doch nicht die Bohne für Ackerbau und Viehzucht.«
    Auch Ferdinand musste lachen. »Du hast ja recht, mein Junge, aber glaub mir, ich bin trotzdem sehr beeindruckt von dem allem, was du mir da erzählst und zeigst. Und eins interessiert mich wirklich: Wieso steht denn Schernuppen zum Verkauf? Gehört es nicht seit Generationen den Overbecks?«
    »Doch, aber der alte Overbeck ist vor kurzem gestorben, und sein Sohn Kurt, du wirst ihn sicher von früher kennen, hat überhaupt kein Interesse an der Landwirtschaft.«
    »Ja, dazu muss man wohl geboren sein. Dafür bin ich mit Sicherheit das beste Beispiel.« Sie waren inzwischen wieder am Haupthaus angekommen.
    Aglaia kam ihnen strahlend entgegen, den kleinen Hund auf dem Arm. »Ist er nicht süß, der kleine Kerl?«, rief sie. »Er schläft schon seit einer Stunde auf meinem Schoß!«
    »Was ist eigentlich mit Jeskos Jagdhund?«, fragte Ferdinand. »Ich habe ihn noch gar nicht gesehen. Er und mein Bruder waren doch unzertrennlich.«
    »Kurz nach Mamas Tod ist er an Altersschwäche gestorben. Papa wollte partout keinen neuen Hund. Erst Mama und dann Hasso, das war zu viel für ihn. Papa ging ja nicht einmal mehr zur Jagd.« Die Erinnerung an diese traurige Zeit ließ Eberhard kurz innehalten. »Aber dann tauchte Tante Elvira auf! Das war ein Glück, wirklich. Sie hat ihn aus seinem schwarzen Loch geholt und das Lachen zurück nach Birkenau gebracht. Du siehst ja, Onkel Ferdinand, Papa ist schon wieder ganz der Alte.«
    »Dann sollte er auch wieder einen Hund haben!«, rief Ferdinand. »Warum nehmen wir ihm nicht auch einen aus dem Wurf mit?«
    Basedow hatte den Einspänner vorfahren lassen und hörte die letzten Worte. »Aber gern«, sagte er »suchen Sie sich einen aus.«
    »Sieh nur, was wir dir mitgebracht haben.« Eberhard war ganz aufgeregt, als er seinem Vater das kleine, braune Wollknäuel auf den Schoß setzte. »Wir sind alle der Meinung, dass es an der Zeit ist, dass du wieder einen Jagdhund bekommst, wenn du wieder auf die Jagd gehst … und das willst du doch, oder?«
    Jesko wusste im ersten Moment nicht, was er sagen sollte. Etwas hilflos streichelte er den Kopf des kleinen Tieres. Das drehte sich ein paarmal im Kreis, ließ sich mit einem tiefen Seufzer fallen und machte es sich auf seinem Schoß gemütlich. »Tja, das soll dann wohl so sein«, lächelte er etwas unsicher.
    »Sieh nur Papachen«, sagte Aglaia. »Ich habe den Bruder dazu. Ist das nicht nett, zwei aus einem Wurf? So werden sie sich nicht einsam fühlen.« Glücklich strahlte sie ihren Schwiegervater an. »Wie willst du denn deinen nennen?«
    »Meine Hunde hießen immer Hasso«, meinte Jesko, »und dabei werde ich es auch belassen. Und du, was hast du für einen Namen für deinen?«
    Während Aglaia überlegte, sagte Elvira: »Was hältst du von Paul?«
    »Ja, warum nicht« Aglaia erhob sich. »Dann komm, Paulchen, wir werden jetzt mal ein bisschen spazieren gehen.« Sie nahm Jesko den Hund vom Schoß. »Dir wird ein wenig Bewegung wohl auch nicht schaden, Hasso«, sagte sie, als spräche sie mit einem Kind. »Also kommt ihr beiden, los, los, keine Müdigkeit vortäuschen.«
    Während Willi den ersten Portwein servierte und Ferdinand begeistert von Linderwies berichtete, betrachtete Elvira mit Entzücken, wie Aglaia auf der Wiese mit den beiden Welpen herumtollte. ›Was ist sie doch für ein reizendes Geschöpf, meine kleine Schwiegertochter. Was für ein Wunder bei dieser Mutter.‹ Sie konnte nicht verstehen, dass Wilhelmine immer noch nicht gekommen war, um ihre schwangere Tochter zu besuchen.
    Die täglichen Spaziergänge mit den Hunden trösteten Aglaia darüber hinweg, dass sie ihre geliebte Hortensie nicht mehr reiten durfte. Sie verschwanden für Stunden im weitläufigen Park, und wenn sie erhitzt und müde nach Hause kamen, fielen die beiden Hunde zu ihren Füßen in Tiefschlaf. Aber sowie Aglaia auch nur die kleinste Andeutung machte, sich zu erheben, sprangen sie auf und folgten ihr. Nachts schliefen sie zusammengerollt auf einer Decke vor der Tür ihres Boudoirs und

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