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Himmel und Hölle

Titel: Himmel und Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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den Augen, weil ich nie länger als zwei Stunden schlief.
    Die beiden Parkplätze vor dem Eingang zu unserer Wohnung waren mit den schnellen Schlitten des Sultans - dem Grafen von Adelhausen - und seines Großwesirs Stefan besetzt. Meine praktische Familienkutsche parkte ganz bescheiden auf dem öffentlichen Kundenparkplatz. Ich hatte immer ein Parkticket im Portemonnaie, mit dem dann auch die Kundenschranke aufging. Manchmal ertappte ich mich dabei, wie ich ordnungsliebend und hilfsbereit die Einkaufswagen
zusammenschob, da mich der Blick auf herrenlos herumstehende Wägelchen aus meinem Wohnzimmerfenster störte.
    Ich war eine ganz normale, übernächtigte, überforderte, glückliche junge Mutter. Manchmal schielte ich sehnsüchtig zu meiner Facharzt-Literatur hinüber. Aber die Bücher und Akten staubten in einer Umzugskiste vor sich hin.
    Wenn ich mit meiner erschöpften Minimaus zur Entspannung durch den Großmarkt schlenderte und es draußen schneite und stürmte, lernte ich wie nebenbei sämtliche Sonderangebote und Artikelnamen des Billigmarktes auswendig. Schade eigentlich, dass man über so etwas keine Doktorarbeit schreiben kann. Ich hätte sie aus dem Ärmel geschüttelt!
    Muttern hatte mal gesagt: »Alles hat seine Zeit.«
    Und jetzt wurde mir klar, wie recht sie damit hatte.
     
    »Du bist doch nicht schon wieder schwanger?«
    »Doch!«
    »Das kann doch einer Gynäkologin nicht passieren!« Stefan war ganz schön stolz. »Treffer, versenkt!«
    »Typisch Mann«, grummelte ich. »Das Vergnügen hast du, und die Arbeit habe ich. Dann darf ich also auch weiterhin die Sonderangebote im Großmarkt auswendig lernen, während ich zwei kleine Mäuse im Maxi-Cosi durch die Gänge schiebe!«
    »Ach, Liebste«, sagte Stefan und lachte glücklich. »Das kriegen wir auch noch hin! Da wird unsere Mini wenigstens keine verzärtelte Prinzessin!« Er küsste
mich, und ich konnte ihn gerade noch daran hindern, mich ins Schlafzimmer zu ziehen. »Ich hatte immer den Eindruck, das Vergnügen sei auf beiden Seiten …?«
    Acht Monate nach der Geburt unserer Mini war ich tatsächlich schon wieder guter Hoffnung. Wenn ich mich heute frage, wie das passieren konnte, muss ich ganz ehrlich sagen: Wir haben uns einfach geliebt. Das Büro und die Wohnung lagen sehr dicht beieinander, besser gesagt übereinander. Und Stefan schaute halt recht oft vorbei …
    Stefan freute sich auf einen Sohn. Die moderne Vorsorge kann schon in der zwölften Woche Auskunft darüber geben, ob das Kind gesund ist. Und auch über das Geschlecht.
    Wir einigten uns auf Konstantin, das passte. Obwohl zu unserer Maus eher ein einsilbiger Kurzbeller gepasst hätte wie Mark, Frank, Tim, Tom oder eben Max. Aber wir beide lieben die etwas längeren Namen, bei denen man Mühe hat, sie sich zu merken. Das müssen unsere Kinder ihren Lehrern später wert sein, dass die ihre grauen Zellen mal ein bisschen anstrengen! Wie schön, dass die Lehrerin heute zufällig auch eine Oberpfälzerin ist!
    Nun war ich also eine studierte Hausfrau mit der dringenden Ambition, endlich meine Doktorarbeit fertig zu schreiben. Während ich mit Mini schwanger war, hatte ich ja schon mit der Krebsforschung angefangen. Meinen großen Traum, mein ZIEL, hatte ich noch nicht aus den Augen verloren! Ich wollte dazu beitragen, den Krebs zu verhindern. Aber durch die
beiden rasch aufeinanderfolgenden Schwangerschaften wurde mir mit einem Schlag bewusst, dass es eben doch immer die Frauen trifft!
    Ein junger VATER wäre täglich in die Klinik gegangen und hätte seine Ausbildung abgeschlossen. Besonders, wenn er so kurz vor dem Ziel gestanden hätte wie ich. Wie gern wäre ich wieder in meine geliebte Klinik gegangen und hätte gearbeitet! Aber ich war bald Mutter zweier kleiner Kinder und inzwischen auch nicht mehr die Jüngste: immerhin bald dreiunddreißig. Und damit trotz jahrelanger harter Schufterei an das Supermarktdach gefesselt.
    Während Stefan nach wie vor beruflich wahnsinnig viel unterwegs war und von einem Termin zum anderen hetzte, lag ich wieder mal schwanger zu Hause auf dem Sofa. Natürlich musste ich wieder vorzeitige Wehen bekämpfen und gleichzeitig ein unternehmungslustiges Krabbelkind beaufsichtigen.
    Erst jetzt begriff ich, was die Natur den Frauen zumutet: Einerseits ist es das größte Glück, Kinder zu bekommen und sie zu hegen und zu pflegen - aber haben Frauen denn keinen Grips in der Birne?! Stefan zog auf die Jagd, während ich Muttertier in der Höhle lag und auf

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