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Himmelsdiebe

Himmelsdiebe

Titel: Himmelsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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ernsten Namen. Soll ich ihn aussprechen, damit du Vernunft annimmst?«
    »Halt sofort den Mund, ich warne dich!« Laura sprang auf, und ohne auf die Pinsel zu achten, nahm sie Geraldine in den Arm und drückte sie an sich. »Bitte, du musst mir helfen. Du bist meine einzige Freundin.«
    »Ach Laur a …«
    Unsicher erwiderte Geraldine ihren Blick. Doch bevor sie etwas sagen konnte, wurden draußen Schritte laut, und im nächsten Moment flog die Wohnungstür auf.
    Laura fuhr herum. Herein rauschte ein in Tränen aufgelöster Tüllengel, zusammen mit einem bocksbeinigen Teufel, dem zwei Hörner aus der Stirn zu wachsen schienen. Ihre Eltern.
    »Gott sei Dank«, riefen die zwei wie aus einem Munde und stürzten sich auf sie. »Gott sei Dank, du bist noch da!«
    9
    Wo war Laura?
    Ihre Freundin Geraldine, die mit ihrem Pagenkopf und dieser entsetzlichen Vernünftigkeit in ihrem Pferdegesicht auf Harry wie die Erzieherin eines Mädchenpensionats wirkte, hatte ihn benachrichtigt, dass seine Windsbraut nach London zurückgekehrt se i – in die Obhut ihrer Eltern. Sie habe auch den Vauxhall mitgebracht, hatte Geraldine hinzugefügt und ihm den Schlüssel gegeben. Der Wagen stehe in der Garage am Piccadilly Circus und könne dort jederzeit abgeholt werden.
    Würde er die Windsbraut jemals wiedersehen?
    Er hatte Laura aufsuchen wollen, um zu erfahren, was geschehen war. Er konnte nicht glauben, dass sie freiwillig zu ihren Eltern zurückgekehrt wa r – das wäre glatter Verrat gewesen. Doch die zwei Polizisten, die ihn rund um die Uhr bewachten, bis er das Land verließ, hatten ihm unter Androhung einer Geldstrafe, die seine finanziellen Mittel überstieg, verboten, sich dem Schloss, in dem William Lloyd Paddington seine Tochter gefangen hielt, auf weniger als hundert Schritt zu nähern.
    Harry hatte nur eine Möglichkeit, sich zu rächen: durch Entzug seiner Kunst. Zusammen mit Bertram Amrose, dem Kurator seiner Ausstellung und Besitzer der Galerie, hängte er nun unter Aufsicht der zwei Polizisten seine Bilder von den Wänden, um sie in Kisten zu verpacken und zurück nach Paris zu expedieren.
    »Wollen Sie die Ausstellung wirklich abbrechen?«, fragte Bertram Amrose, der mit seiner schwarzen Hornbrille, dem schwarzen Anzug und den glänzenden schwarzen Haaren aussah wie ein Hornkäfer auf zwei Beinen. »Bitte, Mr. Winter, ich beschwöre Sie! Lassen Sie Ihre Verehrer nicht büßen für die Ungerechtigkeit, die man Ihnen angetan hat.«
    »Ein Land, das mich wie ein Ungeheuer behandelt, hat meine Bilder nicht verdient«, sagte Harry. »In Deutschland fing es auch damit an, dass man mir Pornografie vorwarf. Dabei hatte ich nur Adam und Eva zitier t – ein Bild von Albrecht Dürer! Deshalb bin ich ausgewandert, lange bevor dieser österreichische Anstreicher in Deutschland an die Macht kam.«
    »Aber London ist doch nicht Berlin!«
    »Wenn Sie mich fragen, steht England heute genauso am Rand des Faschismus wie damals Deutschland. Das gilt übrigens auch für Frankreich. Da wurde ich auch schon verfolgt, von meinem eigenen Schwiegervater! Er hat einen Steckbrief auf mich ausstellen lassen!«
    »Florences Vater? Ich wusste gar nicht, dass er Politiker ist.«
    »Er ist ein hohes Tier bei der Pariser Polizei, also sozusagen Faschist von Beruf. Obwohl Florence und ich nie heiraten wollten, hat er uns zu der Ehe gezwungen, deren Ende wir in Ihrer Galerie begangen haben. Weswegen ich jetzt wiederum Ihres Landes verwiesen werde. Ja, die Kreise schließen sich, die Schlinge zieht sich immer weiter zu. Wie eine Seuche breitet die Barbarei sich aus, in ganz Europa.«
    »Werden Sie von London direkt nach Madrid reisen?«
    »Wenn es nach mir ginge, würde ich lieber heute als morgen die Uniform anziehen, um mit meinen Kameraden in Spanien zu kämpfen«, erklärte Harry. »Kunst und Geist gegen die Barbarei! Aber vorher muss ich noch nach Köln.«
    »Um Himmels willen«, rief Bertram Amrose. »Was wollen Sie in Deutschland? Die Nazis haben Sie auf die Liste der entarteten Künstler gesetzt.«
    »Das betrachte ich als die ehrenvollste Auszeichnung, die heutzutage einem Maler zuteilwerden kann!«
    »Sie sollten es lieber als Warnung betrachten! Wenn Sie Angst vor dem Faschismus in England habe n – die Deutschen werden Ihnen zeigen, was Faschismus wirklich heißt.«
    »Ich fahre nicht zum Vergnügen dorthin zurück. Ich will mich von meinem Sohn verabschieden. Seine Mutter, meine erste Frau, ist Jüdin. Bis jetzt hat Bobby bei seinen

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