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Himmelsdiebe

Himmelsdiebe

Titel: Himmelsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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jemanden belogen, egal was ich gemacht habe.«
    Noch während er sprach, löste sich seine Zerknirschung schon wieder auf. Plötzlich kam Bobby ein Gedanke. Konnte es sein, dass sein Vater sich vielleicht selbst ein Fremder war? Ein Mann, der sich staunend dabei beobachtete, irgendwelche Dinge zu sagen oder zu tun, die er selbst befremdlich oder gar zweifelhaft fand? Weil er einfach in einer anderen Welt lebte, in einer anderen Realität als der Rest der Menschheit?
    »Übrigens, damit du dir keine Vorwürfe machst«, sagte Harry und zog triumphierend ein Formular aus seinem Jackett. »Meine Aufenthaltserlaubnis. Die hat Florence ihrem Polizistenpapa abgeschwatzt.«
    »Gott sei Dank!«, sagte Bobby. »Auch wenn ich nicht wusste, was dahintersteckte, als Monsieur Philibert in Köln anrief, hatte ich klammheimlich gehofft, dir irgendwie zu schaden.«
    »Was ich bestens verstehen kan n …«
    »Allerding s …«
    »Allerdings was?«
    Bobby zögerte einen Moment. Er wusste nicht, wie er es sagen sollte. »Wenn Florence das für dich getan hat, dann bedeutet das, du bist wieder mit ihr zusammen? Obwohl ihr geschieden seid?«
    »Ja«, bestätigte sein Vater. »Das heiß t – nein. Die Sache ist ziemlich kompliziert. Wie soll ich dir das erklären? Was zwischen einem Mann und einer Frau passiert, ist nie eine einfache Frage von ja und nein.«
    »Du meins t – wegen Laura?«
    » WAS – die kennst du auch schon?« Harry musste laut lachen. »Hast du schon mal daran gedacht, Detektiv statt Schauspieler zu werden? Mit dem Riecher hättest du eine große Zukunft.«
    »Um Laura zu finden, war kein Riecher nötig«, erwiderte Bobby. »Schließlich lebt sie in der Wohnung, an der dein Namensschild steht. Herrgott noch ma l – sie ist kaum älter als ich! Sie könnte deine Tochter sein!«
    »Allerdings. Deshalb hat sie sich auch in einen Stierkämpfer verliebt. Sie hat mir am Telefon gesagt, sie will mit ihm nach Mexiko reisen. Am Telefo n – das stell dir mal vor!« Harry drehte sein Glas in der Hand und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Na ja, wer weiß, wozu es gut ist. Vielleicht finde ich dann endlich die Ruhe, die ich brauche, um wieder zu malen. Im Moment bin ich so durcheinander, dass mir nichts mehr einfällt. Rein gar nichts! Als wäre mein Gehirn ausgetrocknet . – Aber sieh nur«, unterbrach er sich, »da kommt ja deine Mutter!«
    13
    Harry war aufgestanden, um seine ehemalige Frau mit einer Umarmung zu begrüßen.
    »Woher wusstest du, dass wir hier sind?«
    »Wo soll man dich sonst suchen, wenn nicht hier? Etwa in Notre-Dame?«
    Mathilde erwiderte seine Umarmung mit gleicher Herzlichkeit. Bobby konnte sich nur wundern. Offenbar gab es nicht den geringsten Groll zwischen seinen Eltern.
    »Wie immer eine Tasse Schokolade?«, fragte Harry.
    »Ja, gerne, mit einer ordentlichen Prise Pfeffer! Schwarzwälderkirschtorte haben sie hier ja nicht.«
    »Das ist das Schöne an di r – dass du dir immer treu bleibst.«
    Während Harry die Bestellung aufgab, nahm Mathilde an ihrem Tisch Platz. Obwohl sie seine Mutter war, musste Bobby zugeben, dass sie äußerlich weder Florence noch Laura das Wasser reichen konnte. Im Vergleich zu ihnen wirkte Mathilde mit ihrer braven Ponyfrisur, dem rundlichen Gesicht und der untersetzten Statur wie eine Volksschullehrerin aus dem Gürzenich. Kein Mensch würde glauben, dass sie studierte Kunsthistorikerin war. Eine Weile fragte Harry sie nach ihren Verhältnissen aus. Mathilde lebte von Deutschstunden, die sie französischen Geschäftsleuten gab, außerdem schrieb sie ab und zu für Schweizer Zeitungen über Kunstausstellungen in Paris.
    »Und die Liebe?«, wollte Harry wissen.
    Während Mathilde von ihrem neuen Freund erzählte, einem emigrierten deutschen Journalisten namens Carl Altstrass, der für die Zeit von Bobbys Besuch in ein kleines Hotel gezogen war, lachten und blödelten die zwei um die Wette. Dabei berührten sie sich immer wieder an den Händen und warfen einander innige Blicke zu. Ihre Vertrautheit machte Bobby glücklich und traurig zugleich. So hatte er sich seine Eltern immer gewünscht. Doch erst jetzt, Jahre, nachdem sie sich getrennt hatten, schienen sie zueinander gefunden zu haben. Für eine halbe Stunde waren sie so etwas wie eine richtige Familie. Nur dass es in einer richtigen Familie keinen Vater gab, der sich mit seiner Frau über deren neuen Liebhaber unterhalten würde.
    Aber würde ein richtiger Vater seine Frau so oft zum Lachen bringen wie

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