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Himmelsfern

Himmelsfern

Titel: Himmelsfern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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ausreichte.
    Â»Ich spiele einfach gerne mit dem Feuer«, gab ich in patzigem Ton zurück. Er glaubte wohl, mich einschätzen zu können. Das passte mir nicht, er kannte mich schließlich gar nicht. Und ich hatte immer noch Angst vor ihm. Große. »Ich weiß, dass man sich verbrennt, das gehört dazu. Ich komme damit klar.«
    Er war nicht glücklich über meine Antwort, sie schien ihn sogar zu verärgern. »Du solltest den Flirt mit meinem Bruder nicht unterschätzen. Für ihn ist das sehr ernst. Dabei geht es längst nicht mehr um ihn. Sondern um dich.«
    Â»Was meinst du damit?«
    Er lächelte, es sah fast ehrlich aus. »Ich habe ihn gefragt, was er an dir findet. Willst du wissen, was er geantwortet hat? Ist ’ne lange Liste.«
    Ich winkte ab, weil ich befürchtete zu erröten.
    Corbins Lächeln wurde breiter. Er durchschaute meine Verlegenheit und das missfiel mir. »In Ordnung, Noa. Aber lass mich dir erzählen, was er gesagt hat, als ich wissen wollte, woher er weiß, dass du die Richtige für ihn bist.«
    Â»Weil ich es aushalte«, riet ich, aber Corbin gab einen abfälligen Laut von sich.
    Â»â€ºWeil ich mir so sehr wünsche, sie müsste es nicht sein.‹«
    Seine Worte waren kalt und zugleich warm in meinem Inneren. Sie rührten mich zutiefst. Marlon wollte mir nicht wehtun. Wie absurd, dass gerade dieser Wunsch ihm selbst so wehtat.
    Â»Danke übrigens«, sagte Corbin unvermittelt und bremste vor meinem Haus. »Ich hatte immer gehofft, jemand würde kommen und meinem kleinen Bruder eine Chance geben. Stattdessen kam jemand und gab sie mir. Ich habe es vermasselt.« Seine Augen glänzten, ich sah ihn gegen Tränen ankämpfen. Er dachte sicher an seine verstorbene Freundin, das Mädchen auf dem Foto. »Anna-Lena hat nach Möglichkeiten gesucht, die Metamorphose aufzuhalten. Ihre Recherche führte die Huntsmen auf unsere Spur.« Seine Stimme wurde rau und stockte. »Sie haben nicht gefragt. Oliviers Leute haben sie erschossen.«
    Ich wagte nicht zu atmen, presste meinen Rücken in den Sitz und tastete nach dem Türgriff. Also hatte Olivier sie gemeint, als er von der Letzten sprach. »Das tut mir leid.«
    Â»Muss es nicht. Pass nur auf dich auf. Marlon hat Glück gehabt, dass er angeschossen wurde, anderenfalls hätte ich ihm für seine Unvorsichtigkeit eine Abreibung verpasst, die er nie vergessen hätte.«
    Ich seufzte auf. Warum glaubten manche Männer, alles ließe sich nur mit Gewalt lösen? Ich warf Corbin, der sich am Lenkrad festhielt, einen knappen Blick zu, den er scheu erwiderte.
    Â»Ich will nicht, dass mein Bruder das Gleiche durchstehen muss wie ich, als ich Anna verlor. Er würde daran zerbrechen und das zählt zu den paar Dingen, die ich nicht ertragen würde. Also pass, verdammt noch mal, auf dich auf!«
    Ich murmelte ein Versprechen, dies zu tun, und stieg aus dem Auto. Sehr langsam ging ich ins Haus und die Treppen hinauf, um Zeit zum Nachdenken zu haben. Nach und nach verstand ich Corbin besser. Sein Leben bestand aus Gewalt, Flucht und Kampf. Es hatte ihm nichts außer Marlon gelassen. Unter den Umständen durfte ich ihm keinen Vorwurf machen, dass er sich angepasst hatte und so roh geworden war.
    Ich sah aus dem Fenster die Straße hinunter, blickte über die Hässlichkeit der Stadt. Wie viel von dem da draußen hatte mich zu der Person gemacht, die ich war? Stark hatte Corbin mich genannt. Ich fragte mich, ob ich stark genug sein oder doch noch zum Opfer werden würde.
    Oder längst geworden war.
    Am Tag darauf stand die Probe mit den Death Ponys an. Am frühen Nachmittag packte ich meine Sachen in den Rucksack, fuhr aber zunächst mit dem Bus zum Altenheim, um Oma zu besuchen. Ich hatte sie nicht wissen lassen, dass ich Marlon wiedergesehen hatte und mit ihm zusammen war. Sie glaubte, er sei fort, und in diesem Glauben sollte sie auch bleiben, denn ich wusste nicht, wie ich ihr erklären sollte, dass Marlon nicht ganz menschlich war und trotzdem keine Gefahr darstellte. Wäre vermutlich auch gelogen gewesen.
    Oma sah nicht auf, als ich ihr Zimmer betrat, sie beugte sich über ein Brett, das sie auf dem Schoß hielt, und wischte mit den Fingerspitzen ihrer gesunden Hand darauf herum. Angesichts des gedimmten Lichts musste ich näher treten, um zu erkennen, was sie da machte.
    Â»Du malst?« Ich war

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