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Himmelsfern

Himmelsfern

Titel: Himmelsfern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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uns am Heck.
    Â»Oh Gott. Ich glaube, sie kommen näher. Was, wenn sie wieder schießen?«
    Marlon antwortete, indem er diabolisch lachte. Er musste sich sehr sicher in seinem Auto fühlen. Oder große Angst haben. Ich hoffte auf Ersteres.
    Â»Greif mal hinter dich, Noa. In der Rückseite des Beifahrersitzes ist ein Loch.«
    Ich hatte keine Ahnung, was ich dort finden würde, aber als meine Finger den Lauf einer Pistole ertasteten, wurde mir schwindelig. Dennoch zog ich sie hervor und reichte sie ihm.
    Marlon legte sich die Waffe in den Schoß und hatte die Nerven, meine Wange zu berühren.
    Â»Hab keine Angst, okay?«
    Â»Klar«, gab ich zurück und versuchte nicht einmal, meinen Zynismus zu verbergen. Die Bitte war so aussichtslos wie der Versuch, das Vaterunser auf Mandarin aufzusagen.
    Erneut drehte ich mich um – unsere Verfolger holten tatsächlich auf, sie waren so nah, dass ich Oliviers Gesicht erkannte sowie das Frettchen auf seiner Schulter. Die Frau neben ihm war älter als er. Sie telefonierte, gestikulierte dabei weit ausholend.
    Verstärkung. Das Wort schoss mir in dem Moment durch den Kopf, als ein zweiter Wagen, eine dunkle, sportliche Limousine, aus einer Querstraße gejagt kam.
    Marlons Augen wurden schmal. Der Grund war klar. Diesen Wagen würden wir nicht abhängen. Das war uns ja noch nicht einmal bei dem verdammten Golf gelungen. Und jetzt?
    Marlon trat aufs Gas, ignorierte jegliche Geschwindigkeitsbegrenzung und überholte ein paar Autos, die vor uns über die Landstraße zockelten. Ein paar verfallene Fabrikgebäude und ein letzter, ärmlicher Wohnblock schossen rechts und links an uns vorbei. Der Wald zeichnete einen gezackten dunkelgrünen Scherenschnitt vor das Azurblau des Himmels. Die Limousine hielt sich in unserem Rückspiegel, der Golf blieb zurück. Ob das gut oder schlecht war, konnte ich nicht beurteilen. Marlon kannte Stephan Olivier als Gegner, doch den Mann, der uns nun verfolgte, hatten wir beide noch nie gesehen.
    Die Straße tauchte in den Wald ein, wurde schmaler und wand sich in Schlangenlinien einen Berg hinauf. Fichten türmten sich zu beiden Seiten der Fahrbahn und schluckten das Licht. Ich begann unweigerlich zu frieren. Noch konnte Marlon die achtzig Stundenkilometer halten. Noch …
    Â»Die Straße macht gleich eine enge Kurve«, warnte ich ihn.
    Â»Gut. Hoffentlich weiß der Jäger das nicht.« Er stellte das Autoradio auf CD-Betrieb um und drehte den Ton auf. Als er die Hand wieder um das Lenkrad schloss, sah ich das Zucken seiner Unterarmmuskeln, so krampfhaft hielt er sich fest. Die Kurve näherte sich und mit ihr die rot-weißen, reflektierenden Warnschilder. Marlon ging vom Gas, trotzdem spürte ich keine Verringerung der Geschwindigkeit. Er riss das Lenkrad herum, der Wagen rutschte in die Kurve, das Heck brach aus und wir schlitterten auf die Leitplanke zu. Ich wollte die Augen zupressen, aber es gelang mir nicht. Starr wie ein vom Fernlicht geblendetes Reh glotzte ich die näher sausende Leitplanke an. Als ich glaubte, wir würden jeden Moment mit voller Wucht gegen das Metall schlagen, drückte Marlon den Rücken in den Sitz und trat das Gaspedal bis zum Bodenblech durch. Möglich, dass ich schrie. Der Laut ging in der dröhnenden Musik von Linkin Park unter. Das Auto schoss nach vorne, die drohende Leitplanke entfernte sich.
    Ich keuchte, griff zitternd nach dem Lautstärkeregler und drehte die Musik leiser. »Wie oft hast du das geübt?«
    Er lachte atemlos und diesmal erkannte ich die Angst darin mit Gewissheit. »Cool, oder? Hab ich mal in einem Film gesehen.« Er sah in den Rückspiegel und auch ich drehte mich um. Die Limousine tauchte auf, aber der Abstand war viel größer geworden.
    Nach der nächsten Kurve, die Marlon ein bisschen weniger waghalsig, aber immer noch mit schlitternden Reifen nahm, wuchs unser Vorsprung weiter. Wir erreichten eine Kreuzung: Geradeaus verlief die asphaltierte Straße weiter, links ging eine schmalere Allee ab und rechts war ein unbefestigter Schotterweg zu erkennen. Marlon entschied sich kurzerhand für Letzteren und bog nach knapp fünfzig Metern auf einen Parkplatz ein – das Gelände einer Baumschule. Wir saßen still im Wagen und wagten kaum zu atmen. Aber es passierte nichts. Unser Verfolger hatte uns offenbar nicht abbiegen sehen und war geradeaus weitergefahren.
    Marlon lehnte

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