Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelsfern

Himmelsfern

Titel: Himmelsfern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
aus dem Bett. Ich war derart müde und so überrascht von seiner guten Laune, dass er sich mehrmals wiederholen musste, bis ich auch nur ein Wort verstand.
    Â»Bad Boy Basti«, rief er durch die Sprechanlage, »hockt im Müllcontainer vor eurem Haus und heult. Los, komm runter und schau’s dir selbst an. Und bring einen Fotoapparat mit!«
    Ich musste mich verhört haben oder noch träumen. Und was war überhaupt mit Dom los? Hatte er unseren Streit einfach vergessen?
    Bis ich endlich angezogen war und aus der Haustür trat, hatte sich bereits eine Traube Schaulustiger um einen der Müllcontainer gebildet. Dieser war mit einer Eisenkette und einem Vorhängeschloss versehen, sodass die Klappe sich nicht mehr als zehn Zentimeter öffnen ließ. Bastien lugte durch den Spalt – mehr als gerötete Augen sah man nicht von ihm. Zwei ältere Männer aus dem Haus nebenan bearbeiteten die Kette mit einem Bolzenschneider. Weitere Nachbarn standen um sie herum und gafften: einige neugierig, andere offensichtlich schadenfroh, wieder andere nur, weil es eben dazugehörte zu glotzen, sobald es etwas anzuglotzen gab.
    Auch wir gafften. Bastien sollte nicht glauben, dass wir seine Schmach verpasst hätten. Er hatte es verdient. Zwischendurch warfen wir uns kleine, scheue Blicke zu.
    Â»Weißt du, dass es mir leidtut?«, fragte ich Dominic schließlich. Ich brauchte nichts weiter erklären, er verstand mich auch so.
    Â»Mir tut’s leider«, gab er zurück. Sein üblicher Missbrauch an der deutschen Sprache.
    Â»Dann ist alles wieder in Ordnung?«, hakte ich vorsichtig nach. »Du bist nicht mehr sauer?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Doch, schon. Aber es gibt nichts Schlimmeres, als alleine büffeln zu müssen. Leistest du mir nachher Gesellschaft? Du weißt schon – die Französisch-Nachprüfung. Wenn ich die verkacke, kann ich das Abi im Klo runterspülen.«
    Â»Ich soll dich als Wiedergutmachung Vokabeln abfragen? Ganz schön viel verlangt. Ausgerechnet Französisch. Une belle merde, mon ami.Ça promet.«
    Â»La ferme! Sieh es als deine große Chance, dich wieder in den erlauchten Kreis meiner besten Freunde einzugliedern.«
    Â»Rehabilitation verlangt eben Opfer.« Ich seufzte theatralisch, dann stieß ich Dom mit dem Ellbogen an. »C’est la vie. Schau mal, sie haben die Kette aufbekommen. Der gefallene Held erhebt sich.«
    Â»Yeah!« Dom applaudierte, was ich ein klein bisschen gehässig, aber vor allem witzig fand.
    Ein kleinlauter, nach Biomüll stinkender Bastien kletterte aus der Tonne. Verschämt wischte er sich den Rotz aus dem Gesicht und eine Mischung aus Katzenstreu und Kaffesatz von der Hose.
    Dom und ich hielten uns abseits, doch Bastiens vorsichtige Blicke in meine Richtung entgingen uns nicht.
    Â»Hast du ihn da reingesetzt oder warum hat er plötzlich solche Angst vor dir?« Dom hielt sich vor Vergnügen den Bauch und lachte so laut, dass er alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Meine Ohren wurden heiß, denn ich hatte eine Ahnung, wer wirklich dahintersteckte.
    Â»Nicht direkt«, flüsterte ich zurück.
    Â»Drei Männer waren das«, hörte ich Bastien erzählen. »Und noch welche im Hintergrund. Mit Kampfhunden, so richtige Bestien, da hatte ich keine Chance. Alle bewaffnet.«
    Â»Bis an die Zähne«, meinte Dom und zeigte sein Haifischgrinsen.
    Ich brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen, denn ich wollte hören, was Bastien erzählte.
    Jemand erkundigte sich nach dem Aussehen der Männer und Bastien erklärte, es wären Ausländer gewesen, mit Baseballschlägern und Schlagringen. Die nervösen Blicke, die er zu uns rüberwarf, erzählten allerdings etwas ganz anderes. Ich hätte mein Frühstück verwettet, dass es Marlon gewesen war, und mein Mittagessen noch daraufgelegt, um zu erfahren, wie er das hinbekommen hatte. Etwa allein?
    Als der kleine Tumult sich langsam legte, Bastien abzog und sich noch einmal über die Schulter nach mir umsah, lächelte ich ihm zu und hob die Hand zum Gruß.
    Mach’s gut, du Opfer. À la revoyure!

 

    Wie man sein Herz in Stein verwandelt
    Joel wurde an einem Sonntag geboren, bei strahlendem Sonnenschein. Als Papa und ich Mama und das Baby im Krankenhaus besuchten, gingen wir alle zusammen in den angrenzenden Park. Ich bekam einen riesengroßen Eisbecher mit Erdbeeren. Es waren

Weitere Kostenlose Bücher