Himmelsfern
dann besser â¦Â«
»Zum Frühstück bleiben.« Ich nahm ein Paar frische schwarze Socken aus der Schublade und warf es ihm zu. »Ich mache Rührsei.«
»Das heiÃt Rührei.«
»Nein, Rührsei. Kommt von âºRühr das Eiâ¹ und heiÃt so, weil du das tun wirst. Ich meine, solange du nicht â¦Â« Mir schoss Hitze in die Wangen. Oh verdammt, er war doch ein Vogel ⦠oder so was in der Art. Seine Verwandten waren in jedem Fall zurzeit Vögel. Und ich unglaublich dumme Kuh wollte ihm Eier servieren.
Marlon legte den Kopf schief und zuckte mit einer Schulter. »Wenn ich nicht ⦠was?«
Meine Güte, wie peinlich. »Nur für den Fall, dass du nichts dagegen hast ⦠na ja, eben ⦠Eier zu ⦠essen.«
Ich hatte einen Lachanfall erwartet, stattdessen blickte er starr in die Luft und biss sich auf die Lippe. Vermutlich hatte ich gerade etwas Schlimmeres getan, als mich lächerlich zu machen. Ich hatte ihn in Verlegenheit gebracht. Oder ihn beleidigt. Vermutlich beides. Ach, Herrgott noch mal!
»Unter einer Bedingung«, sagte er schlieÃlich und senkte den Kopf. »Du machst das Huhn drum herum vorher ab.«
Mir polterten ganze Felsbrocken vom Herzen und an dem Schalk in seinen Augen sah ich, dass Marlon das bewusst war. Dieser Schuft! Noch einmal würde ich nicht auf ihn hereinfallen. Meine Socken waren ihm zu klein, die Ferse hing ihm irgendwo an der FuÃunterseite, was albern aussah und bestimmt unbequem war, aber ich gönnte ihm beides.
»Komm, du Vogel!«, befahl ich schroff und zog ihn in die Küche.
Wir hantierten lautlos, um meinen Vater nicht zu wecken, aber nicht ohne Albereien. Als die Eier fertig waren, trugen wir die Teller in mein Zimmer, wo ich die Raben durchs Fenster entdeckte. Wir ignorierten sie beide und ich lenkte Marlon von einem Hauch sich einschleichender Schwermut ab, indem ich ihm mitteilte, er würde wie ein Spatz essen.
»Spatzen«, erklärte er, pickte sich eine erbsengroÃe Menge Ei auf die Gabel und steckte sie in den Mund, »essen nur so wenig, weil sie ein so grausames Futterangebot vorfinden.«
»Soll das eine Anspielung auf meine Kochkünste sein? Die Eier sind echt gut geworden, wenn man sich ein bisschen Pfeffer und sehr viel Butter wegdenkt.«
»Ja, wirklich gut. Der Fettgehalt erinnert mich fast an â¦Â« Er formte still das Wort Meisenknödel mit den Lippen und wir kringelten uns ein weiteres Mal über meinen Teppich.
Als wir etwas später aufbrachen, um Emma das Auto zurückzubringen, kam uns jemand entgegen, den ich seit Tagen völlig vergessen hatte.
»Lukas!«, rief ich erstaunt. Ich hätte nicht gedacht, dass er wusste, wo ich wohnte, aber er wollte eindeutig zu mir. Der Blick, mit dem er Marlon abcheckte, gefiel mir nicht. Dass Marlon mit ähnlicher Miene zurücksah, fand ich hingegen süÃ.
»Was machst du denn hier?« Ich stellte die beiden rasch vor: Lukas, Leadsänger einer Band und ein Kumpel, Marlon, mein Freund. Gestatten, ich war Noa, die kleine struppige Brünette, die sich angesichts der Skepsis in den Gesichtern der beiden äuÃerst unbehaglich fühlte.
»Ich dachte, ich komme mal vorbei, nachdem du ja nicht mehr ans Telefon gehst.« Lukas, dessen Haar in der Sonne wie buntes Herbstlaub schimmerte, warf Marlon einen anklagenden Blick zu.
Stimmt, mein Handy hatte ich tags zuvor abgeschaltet und danach vergessen. So was aber auch.
»Hast jetzt Besseres vor, ja? Willst du nicht mehr mitmischen, wenn wir auftreten?«
Meine Schultern strafften sich automatisch. »Doch, natürlich.« Wie konnte er nur denken, dass ich an den Auftritten kein Interesse mehr hatte! Ich registrierte, dass Marlon einen Schritt zurück machte, aber ich beachtete ihn kaum, ich musste zuerst die Sache mit Lukas klären. »Ich hatte mir die Hand verstaucht und durfte eine Weile nicht Poi spielen. Das weiÃt du doch.«
Lukas steckte eine Faust tief in seine Hosentasche â eine Pose, die ich an ihm immer so unwiderstehlich cool gefunden hatte, dass ich sie manchmal imitierte. »Dominic sagt, du spielst seit Tagen wieder.«
Dieser Verräter! »Nur leichtes Training.«
»Trifft sich gut. Morgen ist Probe, Samstag haben wir einen Gig.« Das war mehr als nur reine Information. Das war eine klare Aufforderung à la Friss oder stirb! .
»Diese Woche schon â¦Â« Ich
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