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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Stille … und dann hatte Beth eine Idee. Sie schien ihr zuzuzwinkern, und sie erinnerte sich plötzlich an die Umschreibung dafür, etwas zu verstehen: das Licht sehen.
    »Das fehlende Element – es ist das Licht«, sagte sie. »Bei der Sache geht es darum, das Licht von Wickramsinghs Stern zu nutzen.«
    »Wie?«, fragte Redwing skeptisch.
    »Lasst uns während des Anflugs möglichst viele Spektraldaten gewinnen«, sagte Beth.
    Sie schickte eine Anfrage in die Schiffssysteme und bekam zur Antwort:
    SPEKTRALE SYNTHESE-ABUNDANZ
    MESSUNG VON Fe UND DEN ALPHA-ELEMENTEN
    Mg, Si, Ca, Ti …
    Beth begriff, dass sie sich auf die visuellen Darstellungen der Daten verlassen musste. Dies war eine perfekte Konfrontation: auf der einen Seite die smarten Systeme der SunSeeker, auf der anderen das Unbekannte. Und ich stecke in der Mitte , dachte sie.
    Sie hatte eine Intuition – mehr war es noch nicht. Jeder hatte ein Recht auf seine Intuitionen, aber niemand ein Recht auf private Fakten. Fakten sollten besser für sich sprechen.
    Jetzt kam Beths Moment. Die Steuerung eines Raumschiffs war keine Komitee-Angelegenheit, sondern eine individuelle Aufgabe. Selbst Redwing konnte nur zusehen und Entscheidungen treffen, während die Kunst der magnetischen Navigation in Beths Händen lag.
    »Wünscht mir Glück«, sagte sie mit erzwungener Lässigkeit, als das Schiff in die schleierartige Plasmafahne des Jets eintauchte.
    Cliff umarmte sie und gab ihr einen Kuss, aber ihre Aufmerksamkeit war bereits auf die Schirme vor ihrem Beschleunigungssessel fixiert. »Viel Glück, ja«, flüsterte er, wich zu seinem eigenen Sessel zurück und beobachtete das Geschehen von dort.
    Wickramsinghs Stern war eine Art Leuchtfeuer, zu sehen durch die Öffnung in der Schale. »Wie nennen wir sie, die Öffnung?«, fragte Beth von ihren Kontrollen.
    »Astloch«, sagte Redwing knapp.
    Beim Hotspot des Sterns und dem Ausgangspunkt des Jets wölbten sich gewaltige koronale Bögen, von Magnetfeldern geschaffen. Überall auf der roten Sonne tobten Plasmastürme, die zahlreiche Flecken bildeten – es sah aus, als litte der Stern an einer Hautkrankheit.
    Die SunSeeker kam von »unten« beziehungsweise »hinten« in Bezug auf die Unterseite der Schale. Dass sie schneller waren, wurde nun deutlich erkennbar, denn das riesige Artefakt schwoll immer mehr an. Beth gönnte sich kaum Schlaf; vorsichtig nahm sie leistungssteigernde Medikamente und überwachte ihre Dosierung. Abduss und Mayra lösten sie ab, wenn sie einnickte. Die ganze Zeit über saß sie an den Navigationskontrollen, rang mit ihrer Sorge und versuchte, ruhig zu bleiben. He, Mädchen, von Piloten erwartet man, dass sie sich von nichts aus der Ruhe bringen lassen. Immer wieder spekulierte sie. Im infraroten Spektrum wirkte die Unterseite der Schale wie verkrustet und glomm in der Nacht des Alls. Gewaltige Stabilisierungselemente schufen ausgedehnte dunkle Gittermuster. Dort flog sie, die Schale, und folgte gehorsam ihrem Stern. Die kühle Rückseite reflektierte das Licht der anderen Sterne.
    »Die Spektrallinien deuten auf ein Kompositmaterial hin«, sagte Mayra. »Eine Metall-Kohlenstoff-Mischung. Ganz anders als unsere Legierungen.«
    Cliff spielte in dieser Phase keine wichtige Rolle. Er bereitete das Essen zu und wusch ab, während sich die anderen im Kontrollraum ihrer Arbeit widmeten. Jede Kursänderung wurde mehrmals überprüft. Beth wusste, dass Cliff sehr stolz auf ihre Zusammenarbeit war, sobald sie sich ein Ziel gesetzt hatten. Es bedeutete, dass sie sich auf die technischen Details konzentrieren konnten, und das war ihnen allen am liebsten.
    Cliff hielt sich im Hintergrund. Zwar konnte er kaum helfen, aber auch er schlief nur wenig. Beth glaubte, seine Gedanken lesen zu können: Wenn er sterben musste, wollte er wenigstens wach sein.
    Im unaufhörlichen Getöse des Triebwerks fiel es ihr schwer, ihr Denken nicht von Gefühlen beeinflussen zu lassen. Beths Gereiztheit nahm zu, als sie genauere Berechnungen für die Kurskorrekturen anstellte. Sie projizierte alle Arten von Fantasievorstellungen auf die näher kommende Schale und bereitete die Ramscoop-Magnetfelder auf ein Wendemanöver vor, für das sie nicht konzipiert waren. Die Schwerkraft des roten Sterns sollte ausgenutzt werden, um den Kurs der SunSeeker dem des Artefakts anzupassen.
    Unter der ständigen Beobachtung wurde Beth nervös – oder machte sich Erschöpfung bemerkbar? Redwing spürte das, und deshalb verbrachten er und Cliff

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