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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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dass das nicht der Fall sein konnte, denn es gab zahlreiche Gegenbeispiele. Aber vielleicht stammten die Eindringlinge von einer der Welten, auf denen die Alten die Saat des Lebens ausgebracht hatten, wie es in den frühen Aufzeichnungen hieß.
    Memor fragte sich, ob die Letzten Eindringlinge über genetische Hilfsmittel verfügten, mit denen sie Werkzeuge und Maschinen erschaffen konnten, die in einer Biosphäre von Bestand blieben. Die Alten hatten Enzyme hinterlassen, mit denen Gerätschaften synthetisiert werden konnten, damit in der Welt vom Vogel-Volk benötigte Apparate wuchsen.
    Die Verwandlung von Sonnenlicht und Wasser in Maschinen repräsentierte den Höheren Weg, und bisher deutete alles darauf hin, dass die Letzten Eindringlinge ihn noch nicht beschritten hatten. Sie mochten in der Lage sein, Gene zu verändern und andere Lebensformen mit veränderten Genen zu erweitern; das war einfach. Aber ihren Werkzeugen fehlte die Eleganz gewachsener Apparate. Es passte in dieses Bild, dass sie einfache Nahrungsmittel aßen und ein Leben mit primitiven Bedürfnissen führten. Andererseits jedoch bauten sie Raumschiffe, die ganz offensichtlich interstellare Entfernungen zurücklegen konnten.
    Memor dachte darüber nach und entschied, es mit Fisch zu versuchen. Sie gab entsprechende Anweisungen, woraufhin die Dienstler den gefangenen Eindringlingen eine Auswahl an Fischen mit der richtigen biochemischen Struktur brachten. Warum nicht großzügig sein, fand Memor. Die Fremden sollten es während ihrer letzten Tage ruhig bequem haben.

16
    An diesem Ort gab es grobe, stinkende, nasse, in einem grauen Metallgeflecht steckende Erde. Von Boden konnte man eigentlich nicht reden, dachte Beth, denn bei nahezu Schwerelosigkeit ließen sich oben und unten kaum voneinander unterscheiden. Es sah mehr nach einer Schicht Stuck mit darin wachsenden Pflanzen aus.
    Sie war in einen der spindeldürren Bäume geklettert und hatte die Landschaft beobachtet. Der hohe »Zaun« war weit entfernt, Dutzende von Kilometern. Vielleicht, dachte Beth, reicht er bis zur Grenze des Himmels, bis zur Atmosphärenmembran.
    »Man könnte meinen, sie hätten uns im langweiligen, feuchten braunen Australien eingesperrt«, sagte Mayra. »Reichlich Auslauf. Jede Menge Platz. Aber von Freiheit keine Spur.«
    »Uns droht der Hungertod«, brummte Abduss.
    »Wir finden schon was zu beißen«, erwiderte seine Frau und lächelte.
    Lau Pin sagte: »Lasst uns wenigstens diese blöden Raumanzüge ablegen. Dann können wir Tananareve besser schienen.«
    Bei den ersten noch sehr schwierigen Verständigungsversuchen bezeichnete sich das große Vogel-Wesen als Astronom, womit offenbar ein Rang gemeint war. Sie – eindeutig eine Sie, denn sie hatte einen von scharlachroten Federn gesäumten Schlitz – wies mit Sternkarten und Bildern darauf hin und formulierte dabei Worte in ihrer Sprache, bestehend aus knurrenden, zwitschernden und pfeifenden Geräuschen. Die Vierte Variante der Einheimischen nannte Beth »Träger«. Wie bei den anderen Varianten handelte es sich um gefiederte, flugunfähige Vögel, doch ihr Körperbau entsprach mehr dem von Reptilien. Gliedmaßen und Zehen waren lang und biegsam. Sie konnten selbst hier nicht fliegen, obwohl beinahe Schwerelosigkeit herrschte, aber sie waren imstande, über weite Strecken zu springen. Die Astronomin, deren Name Memor lautete, hatte ihnen das sofort gezeigt, und Beth fragte sich, ob sie ihre Gefangenen damit einschüchtern wollte. Ihre langen, hupenden Rufe klangen nicht nur freudig, sondern auch dominant.
    Beth stellte fest, dass die meisten anderen Astronomen Harnische trugen, die sie für den Transport von Gegenständen verwendeten.
    Das Exemplar der großen Dritten Variante, das sie führte, war ein Jäger. Beth fragte sich nach seinem Geschlecht. Wo verbargen sich die Genitalien? Der After befand sich unter dem Schwanz, wie bei den Vögeln auf der Erde. Er – dafür hielt sie ihn – trug eine lange, röhrenförmige Waffe und krumme Messer, wirkte wie jemand, der zu töten verstand.
    In die Nähe des Zauns kamen sie nicht. Die Träger wurden dem Namen, den Beth ihnen gegeben hatte, gerecht und erledigten das Tragen. Es dauerte nicht lange, bis sie mit erlegten Tieren, großen Fleischstücken, Wurzeln, Obst, einer Art Getreide und Zweigen zurückkehrten, alles auf Geheiß der Astronomin gesammelt.
    Die Vogel-Frau hatte große, sehr bewegliche viergliedrige Hände, mit denen sie allerdings nicht viel anstellte.

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