Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
Vom Netzwerk:
hatte gefragt:
    »Wenn Sie sich entscheiden, nicht zu kündigen, dann wollen Sie tatsächlich weitermachen, als wäre nichts geschehen?«
    Gröbner hatte nicht geantwortet, stattdessen weiter über den Druck gejammert, und Alvermann hatte resigniert.
    Er ging wieder und wieder die Details des Falles durch, während er sich Nikos näherte. Die Hinweise häuften sich, Stück um Stück, sie reichten womöglich für eine Anklage. Die Seilschaften funktionierten jedoch so exzellent, dass zum Schluss nichts mehr für eine Verurteilung übrig blieb. Bis auf Frederiks Zeugenaussage war mit einem Strengbeweis nicht zu rechnen. Das Gericht musste Frederiks Aussage und die des Richters gewichten. Er stellte sich vor, mit welchen Zeugen der hochmögende Herr Richter wohl sein Alibi zementieren würde.
    Bulleken hatte angeboten, noch einmal Material aus dem Haus des Richters zu besorgen und diese dann persönlich einem der dna -Spezialisten beim lka in die Hand zu drücken. Allerdings arbeite Bartholdy im Moment nicht. Er habe sich krankgemeldet, und es sei nicht klar, wann er den Dienst wieder aufnehmen würde, hieß es. Alvermann wusste den Einsatz zu würdigen. Bulleken war bereit, sich erneut strafbar zu machen.
    »Vielleicht unsere einzige Möglichkeit«, hatte er gemeint, »informier mich, wenn er wieder ins Gericht geht.«
    Alvermann betrat das Restaurant. Eigentlich hatte er sich drücken wollen, aber der Anwalt hatte nicht locker gelassen.
    Er kämpfte seit Tagen gegen eine Müdigkeit an, die nichts mit Schlafmangel zu tun hatte. Er kannte das Gefühl von anderen hoffnungslosen Ermittlungen, aber nicht in diesem Ausmaß. Sein Blutdruck, der sonst keine Chance vergehen ließ, zur Höchstform aufzulaufen, winkte auch müde ab, durchgehend schlappe hundertzehn zu siebzig. Selbst literweise Kaffee brachten ihn nicht auf Trab.
    Das Restaurant war gut besucht. Alvermann suchte sich einen Tisch am Fenster im vorderen Bereich. Er hatte keine Idee, um was es ging. Rohner hatte am Telefon nicht reden wollen, sondern um ein persönliches Gespräch gebeten, außerhalb des Präsidiums. Er war pünktlich und steuerte gleich auf Alvermann zu.
    »Ich bin sehr gespannt«, log Alvermann und winkte dem Kellner, der gerade in ihrer Nähe kassierte. Rohner bestellte einen Demestica und wandte sich dann Alvermann zu.
    Nachdem er den Vorfall in Bartholdys Zimmer minutiös geschildert hatte, war Alvermann einmal mehr fassungslos. Es war bisher nichts von dieser unglaublichen Geschichte an sein Ohr gedrungen.
    »Das ist noch nicht alles, Herr Alvermann. Ich war mehrmals bei Frau Schwab zu Hause, um mit ihr darüber zu reden, wie es weitergehen soll. Es hat mir nie jemand aufgemacht. Heute Morgen hat mich ein Freund von ihr angerufen. Er wollte wissen, ob Katharina verhaftet worden sei. Sie sei nirgendwo zu erreichen, nirgendwo zu finden. Ich habe mich mittags mit ihm bei ihrer Wohnung getroffen. Wir sind mit einem Dietrich reingegangen.«
    »Und?«
    »Überdosis, vor ungefähr achtundvierzig Stunden, meint der Arzt. Ich denke, ich werde eine Obduktion beantragen, obwohl ich fast sicher bin, dass sie zum gleichen Ergebnis führen wird.«

52
    Es war weit nach Mitternacht. Alvermann hatte mit den Kollegen telefoniert und ihnen Rohners Schilderung wiedergegeben. Sie waren mit ihm einer Meinung, dass mit dem Tod der jungen Frau die Szene in Bartholdys Zimmer gegenstandslos geworden war: Die Zeugin gab es nicht mehr. Er war zu aufgewühlt, um schlafen zu können. Seine Gedanken kreisten in einer Endlosspirale um Möglichkeiten, Bartholdy zu überführen. Bullekens Idee, sich eine erneute Probe zu beschaffen und sie direkt jemandem vom lka in die Hand zu drücken, war womöglich ihre einzige Chance.
    Er hätte sich jetzt gern ein Akkordeon geholt, um zur Ruhe zu kommen, wollte aber Frederik nicht stören, der schon schlief. Unruhig lief er durch die Wohnung. Als sein Festnetztelefon schrillte, zuckte er zusammen.
    Mein Gott, was denn noch?
    Erst glaubte er an einen dummen Scherz, begriff dann aber schnell, um was es ging.
    »Keine Namen. Dann sind Sie das, der im Stettnerpark war?«
    Als der Anrufer bejahte und seinen Vorschlag unterbreitete, bat Alvermann ihn, sich in zehn Minuten wieder zu melden.
    Dr. van Laack schien schon geschlafen zu haben und reagierte zunächst ungnädig, wurde aber zusehends aufgeschlossener.
    »Wir können eine Zusage unter dem Vorbehalt machen, dass wir Winter in einer eindeutigen Situation antreffen. Andererseits, Sie

Weitere Kostenlose Bücher