Himmelskrieg: Roman (German Edition)
ihren Bauch drückte. »Haben Sie etwas bei sich, das uns bei der Operation nützen könnte?«, fragte er. Valya schüttelte den Kopf.
Als Nächstes zeigte Zack auf den Netzbeutel, der von Makalis Hals herunterhing. »Na schön. Was ist da drin?«
»Wahrscheinlich Schraubendreher und Zangen.«
Zack lächelte. »Ich denke, eine Zange wäre genau das richtige Instrument.«
»Hoffentlich ist auch ein Tacker drin«, sagte Makali. Langsam nahm sie den Instrumentenkoffer aus dem Beutel und kniete nieder, um ihn zu öffnen.
»Wieso gerade ein Tacker?«
Sie grinste und schien allmählich Geschmack an diesem verrückten Abenteuer zu finden. »Um die Wunde zu klammern.«
Zack wandte sich wieder dem Wächter zu. Valya schien es, als würde er blasser. Lag es am Blutverlust? Oder verlor er eine ähnlich lebenswichtige Flüssigkeit? Falls ja, dann musste es sich um innere Blutungen handeln, denn auf dem Boden konnte sie keine Lache entdecken.
Dann hatte Zack sicher richtig entschieden, wenn er eine Operation durchführen lassen wollte.
»Hier ist eine Nadelzange«, verkündete Makali.
»Die nehme ich«, sagte Zack. Er nahm die Zange aus dem Koffer und hob sie langsam in das Blickfeld des Wächters. Ein-, zweimal öffnete er die Zange. Genauso langsam bewegte er die Zange in Richtung des Splitters und zog sie wieder zurück.
Der Wächter machte eine Geste – er wedelte mit der Hand Nummer zwei. Dieser Alien ist Linkshänder, dachte Valya. Laut sagte sie: »Es ist eine simple Gebärde. Sie bedeutet entweder Ja …«
»… oder Nein«, schloss Dale.
»Nehmen wir an, es heißt Ja«, sagte Zack. Bedächtig reichte er Makali die Zange. Nachdem er den Blickkontakt mit dem Wächter wiederhergestellt hatte, bugsierte er Makali, die die Zange in der Hand hielt, in die richtige Position.
»Okay, Doc«, sagte er. »Machen Sie Ihren Job. Vermeiden Sie hastige Bewegungen.«
Valya konnte sehen, dass Makalis Hände zitterten. Aber ihre Körpersprache verriet ihre Entschlossenheit, sie war an gespannt und selbstsicher wie ein Turmspringer auf dem Sprungbrett.
Sie machte zwei bedächtige Schritte nach vorn, fast wie eine Braut, die zum Altar schreitet, bis sie so nahe an den Wächter herangerückt war, dass sie den Splitter erreichen konnte. Wie in einer Pantomime öffnete sie langsam die Zange und packte damit den Splitter.
Im selben Moment wandte sich Zack dem Wächter zu. Er umklammerte seine linke Hand mit der rechten, als sei die linke Hand verletzt, und gab ein Knurren von sich.
Dann löste er den Klammergriff, spreizte die Hände ab und lächelte, als wolle er sagen: In einer Sekunde ist alles vorbei .
Makali befahl er: »Fangen Sie an. Und jeder soll sich bereit machen, notfalls zurückzuweichen.«
Makali zog an dem Splitter – noch ein wenig zaghaft – aber nichts tat sich. Weder bewegte sich das Metallstück, noch äußerte der Wächter irgendeinen Laut.
»Der Bursche ist so groß und schwer wie ein Lineman beim American Football«, meinte Zack. »Sie müssen schon etwas kräftiger ziehen.«
»Ich komme schlecht dran«, erwiderte Makali. »Der Splitter sitzt zu hoch, als dass ich eine Hebelwirkung einsetzen könnte.«
»Versuchen Sie’s einfach.«
Ein zweiter Ruck. Wieder nichts.
»Gottverdammt!«, fluchte Makali. In der rechten Hand hielt sie die Zange, und mit der linken wischte sie sich den Schweiß aus den Augen.
Der Wächter machte eine Geste und ein Geräusch. Beides war anders als die früheren Kommunikationsversuche. Er bewegte die untere Hand, und der Laut klang schriller.
»Der Alien teilt Ihnen mit, Sie sollen sich beeilen«, sagte Valya, die ihre Worte nicht zurückhalten konnte. Woher nimmst du eigentlich die Gewissheit?
»Und was ist, wenn er verblutet, nachdem der Splitter raus ist?«
»Dieses Risiko muss das Ding eingehen«, sagte Dale.
Valya beobachtete, wie Makali mehr Druck auf die Zange ausübte und sie langsam hin und her bewegte.
Und dann sah sie, wie der Wächter erschauerte, als litte er starke Schmerzen.
Binnen weniger Sekunden war der blutige Splitter draußen und fiel auf den Boden.
Makali stand stocksteif da, erschrocken über das, was sie getan hatte. Zack schob sie vorsichtig zur Seite und inspizierte die Verletzung. »Die Wunde blutet ein bisschen«, sagte er. »Sieht nicht entzündet aus, obwohl ich natürlich nicht weiß, ob ich so was überhaupt erkennen könnte.«
Der Wächter schien seine eigenen Vorstellungen zu haben, wie man die Verletzung behandeln musste.
Weitere Kostenlose Bücher