Himmelskrieg: Roman (German Edition)
nichts gefunden, das sich für den Tauschhandel eignete … abwarten, was nicht ist, kann noch werden .
Er ging in die nächste Abzweigung hinein und stellte fest, dass alle hier vorkommenden Wabenzellen sehr groß waren. Sie sahen neu aus und beherbergten irgendwelche Lebewesen. Trödel nicht hier herum, ermahnte er sich.
Also machte er kehrt und begab sich in die Hauptkammer zurück. Ein Stück dahinter stieß er auf einen Gang, der dem Aussehen nach die alte, ursprüngliche Passage sein konnte.
Nach knapp zehn Schritten wurde ihm klar, dass er lieber nicht weitergehen sollte.
Irgendwo vor ihm ertönte ein Kreischen.
Ganz in seiner Nähe!
Die Passage war voller Biegungen und Kurven und ziemlich düster – es gab kein Licht außer dem unheimlichen Glühen, das die Vorderseiten der Wabenzellen abstrahlten – deshalb war es schwierig, etwas zu erkennen.
Aber dann sah Xavier, wie eine erschreckende und vertraute Gestalt um die Ecke bog.
Ein gottverdammter Affe!
Der Affe war nicht groß – auf gar keinen Fall hatte er die Statur eines Gorillas. Aber er fuchtelte mit den Armen herum und sah übellaunig aus.
Deshalb rannte Xavier los, als sei der Teufel hinter ihm her. Jedenfalls hätte seine Momma sich so ausgedrückt. Zurück in die Hauptkammer, dann nach draußen. Erst nachdem er sich rund fünfzig Meter vom Bienenstock entfernt hatte, wurde er langsamer, blieb stehen und riskierte keuchend einen Blick zurück.
Er hatte neben einem großen Felsbrocken, der einen niedrigen Hügel krönte, Halt gemacht. Zu seiner Linken wuchsen Bäume und Sträucher … notfalls konnte er in das Dickicht hineinlaufen und seinen Verfolger wahrscheinlich abhängen.
Der Affe hatte aufgehört zu kreischen, hatte die Höhle jedoch nicht verlassen. Vielleicht hatte er eine Banane oder eine Papaya gefunden und war jetzt mit Futtern beschäftigt.
Xavier überließ die Kreatur nur zu gern ihrem Schicksal. Allerdings kam er sich noch dämlicher vor als sonst. Er war mit so hohen Erwartungen hierhergekommen, und das Aben teuer endete damit, dass er in Panik davonrannte.
Noch eine Pleite, die ihm Keanu bescherte.
Nun ja, wenn er sich beeilte, hatte er fast noch die ganze Nacht vor sich, um zu schlafen.
Noch bevor er den Rückweg antrat, hatte er eine Idee, die er ausgesprochen cool fand. Er wusste, dass sich dieser Affe hier herumtrieb. Darke, Nayar, Weldon und Jones würen es auch wissen wollen. Bestimmt fassten sie den Plan, das Tier einzufangen, denn solange es frei herumlief, schreckte es jeden Menschen davor ab, den Bienenstock zu betreten.
Und wer würde der Guide dieser Fangexpedition sein? Wer stünde da als der große Held? Nun, er, Xavier Toutant – der Erste, der auf dieser Welt eine Affenjagd anführte.
Er war höchstens ein Dutzend Schritte weit gegangen, da hörte er abermals ein Geräusch.
Aber es war nicht das Knurren eines Tieres, sondern ein Stöhnen.
Xavier dachte angestrengt nach, welche Tiere Geräusche von sich geben konnten, die wie menschliche Laute klangen. Panther? Etwas in der Art.
Da er keine Ahnung hatte, brauchte er sich nicht den Kopf darüber zu zerbrechen.
Trotzdem drängte es ihn, der Sache auf den Grund zu gehen. Es hörte sich jämmerlich an … vielleicht wurde eine Dschungelkatze von einem anderen, größeren, gefährlicheren Tier zermalmt.
Die Laute kamen aus der Richtung, in der die Bäume standen. Vorsichtig schlich Xavier sich näher und schob einen überhängenden Ast zur Seite. Hier roch es nach Grünzeug, nach irgendwelchen Bäumen.
Und nach diesem seltsamen Aroma, das er im Bienenstock wahrgenommen hatte.
Wieder dieses Stöhnen, dieses Mal viel näher.
Es war ein Mensch! Dessen war er sich sicher.
Er ging weiter und stolperte über einen Körper, der neben einem Baum lag.
Es war eine Frau, nicht viel älter als Xavier … aber sie war von einer bräunlichen Substanz umhüllt, die an ihr klebte wie eine Karamelschicht auf einem Apfel.
Ihr Gesicht wies Kratzspuren auf. Vermutlich hatte sie versucht, das Material abzureißen.
Sie sah Xavier an, schluchzte und sagte etwas.
Während der letzten beiden Tage, als er mit Menschen aus Bangalore zusammenlebte und arbeitete, hatte Xavier ein paar Worte und Sätze in Hindi aufgeschnappt.
Deshalb verstand er, was die Frau murmelte. »Hilf mir!«
8
PAV
Pavs Vater, Taj, hatte eine bestimmte Redewendung. »Wie sagte das Kaninchen, als es das Stachelschwein bumste? ›Jetzt reicht’s mir aber!‹«
Pavs Mutter hasste
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