Himmelskrieg: Roman (German Edition)
Haut.
»Namaste«, sagte Pav und fügte in seiner Muttersprache hinzu: »Sprechen Sie Hindi?« Er ergänzte: »Oder Englisch?«
»Sie spricht Englisch«, sagte Rachel. Sie stellte sich neben Pav.
»Woher willst du das wissen?«, fragte Zhao.
»Sie kennt mich«, sagte die Mumie und wandte sich an Pav. »Trotzdem namaste , mein junger Freund.«
Pav zuckte zusammen. Er erkannte die Stimme. Und er kannte auch dieses Gesicht, nachdem die Frau die letzten Reste der zweiten Haut abgepellt hatte.
Es war Yvonne Hall, die Flugingenieurin in Zack Stewarts DESTINY -7 -Crew … der erste Mensch, der einen Fuß auf Keanu gesetzt hatte.
Und die vor über einer Woche an diesem Ort gestorben war, als eine nukleare Explosion ihren Körper zerfetzte.
Das Vorstellen ging schnell und für Pavs Geschmack seltsam zurückhaltend vonstatten. »Yvonne, Zhao. Zhao, Yvonne.« »Schön, Sie wiederzusehen«, und so weiter. Pav hatte mit mehr Begeisterung, ja, Überschwänglichkeit gerechnet. Sie alle hätten außer sich sein müssen vor Freude und Ver blüffung.
Aber vielleicht waren sie für derlei Emotionen viel zu müde und ausgelaugt. Oder sie hatten mittlerweile zu viele verrückte Sachen erlebt. Ihre Fähigkeit zu staunen hatte sich aufgebraucht.
Yvonne machte auf jeden Fall einen mitgenommenen Eindruck. Sie starrte auf das PLASM , das sich zu ihren Füßen sammelte und hob den Kopf, um etwas zu sagen. Doch dann sackte sie wieder in sich zusammen wie eine Marionette, deren Fäden erschlafften.
»Bist du sicher, dass es auch wirklich diese Yvonne Hall ist?«, fragte Zhao.
»Ja«, bekräftigte Rachel. »An jedem Vierten Juli kam sie zu uns nach Hause.«
»Ich bin’s wirklich«, sagte die Frau mit rauer, krächzender Stimme. »Aber ich nehme es niemandem übel, der daran zweifelt.« Sie blinzelte, als müsse sie sich nach einem langen Aufenthalt im Dunkeln erst wieder an Licht gewöhnen. »Ich fühle mich …« Sie konnte den Satz nicht beenden. Plötzlich zitterte sie, als würde ihr ganzer Körper seine Funktionen wieder aufnehmen. Na ja, dachte Pav, wenn das tatsächlich die DESTINY -Astronautin Yvonne Hall war, die irgendwer oder irgendwas ins Leben zurückgeholt hatte, dann lag er mit seiner Beobachtung völlig richtig.
Zhao kniete neben ihr und nahm ihre Hand. »Woran erinnern Sie sich? Was ist passiert?«
Yvonne richtete ihren Blick auf ihn und rang sich schließlich ein Lächeln ab. »Zuerst müsst ihr mir erzählen, was ihr hier zu suchen habt. Ich müsste fünfzig Jahre lang tot gewesen sein, ehe ich glauben könnte, dass die NASA euch drei zu Keanu geschickt hat. Und wenn ich mir diese beiden jungen Leute ansehe« – sie meinte Pav und Rachel – »dann weiß ich, dass keine fünfzig Jahre vergangen sein können.«
»Eher eine Woche«, warf Pav ein.
»Okay, erzählt mir alles. Aber zuerst sollten wir versuchen, aus diesem Mist hier herauszukommen.«
Der Marsch ans »Ufer« glich einer Wanderung durch Schlick, der eine Küste säumte. Sie mussten nicht einmal hundert Meter zurücklegen, aber die Anstrengung war ungeheuer.
Ohne darüber zu diskutieren, hatte die Gruppe einfach den nächstgelegenen »trockenen« Ort angesteuert, eine unbebaute Stelle zwischen zwei hohen, konturlosen Gebäuden. Rachel war die Erste, die dort ankam. »Vorsicht«, warnte sie. »Hier gibt es eine Art Stufe.«
Pav sah, dass der große PLASM -Teich von einer massiven Kante umgeben war. Er musste sich hochstemmen, und diese Prozedur kostete ihn mehr Kraft, als er angenommen hatte. »Ist die Gravitation hier höher?«, fragte er laut.
»Ich denke, es liegt nur an diesem Zeug«, meinte Rachel. »Der Glibber hält dich fest.«
»Dieses PLASM … es sieht genauso aus wie das Sabudana-Zeug, das durch die Tunnel gepumpt wurde«, sagte Pav.
Er sah, dass Yvonne Mühe hatte, sich aus der Masse herauszuziehen, deshalb stieg er noch einmal in das PLASM hinein, um ihr zu helfen. Danach half er Zhao, der versuchte, auf seinem unverletzten Fuß zu hüpfen. Endlich standen sie alle zusammen, vornüber gebeugt und keuchend, in einem Durch lass, der nach Pavs Meinung aussah wie eine Straße in einer Stadt auf der Erde – nur ohne die Graffiti, den Dreck und den Lärm.
»Wie hast du das Zeug genannt?«, hakte Rachel nach.
»Sabudana«, antwortete er. »Wie Tapioka.«
»Okay.« Sie schnupperte. »Riecht aber nicht nach Pudding.«
»Ich glaube nicht, dass man diesen Schleim essen kann«, steuerte Zhao bei.
»Schade«, bedauerte Pav. »Einen
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