Himmelskrieg: Roman (German Edition)
von Zootieren erlebt.
Während er im Takt mit den erratischen Bewegungen des Waggons schwankte und ruckte – aufgrund totaler Blackouts war der Wagen zweimal stehen geblieben und neu angefahren – dachte er darüber nach, wie repräsentativ die Gruppe war, in der er sich befand. Ihr gehörten zwei Kinder von Raumfahrern an. Das Mädchen vergeudete obsessiv und egoistisch die ohnehin schon schwachen Batterien des einzigen Tablet-Computers, den sie bei sich hatten, um Bilder von ihren Eltern anzustarren. Der Junge war ein unreifer, impulsiver, mürrischer und unkooperativer Teenager.
Dann war da die zu neuem Leben wiedererweckte amerikanische Astronautin Yvonne Hall. In Zhaos Briefings, die er vor dem Start der DESTINY und der BRAHMA erhalten hatte, wurde die Afroamerikanerin als intelligent und verbittert beschrieben, eine potenziell explosive Mi schung, hieß es, die wahrscheinlich zu »mangelhaften operativen Entscheidungen« führen würde. Wie dem Zünden einer Kofferatombombe während der ersten interplanetaren Mission der Menschheit? Wenn das kein Zootier war …
Das Verhalten, das sie gezeigt hatte, seit sie von den Toten auferstanden war, hatte sie jedoch in gewisser Weise rehabilitiert. Zhao fand, Yvonne habe sich als adäquate Verbindung zu den Intelligenzen bewährt, die das Near-Earth-Objekt Keanu kontrollierten. Die Verbindung war nicht perfekt – er kochte immer noch vor Wut und Frustration über Yvonnes anfängliche Unfähigkeit, rechtzeitig konkrete und nützliche Informationen zu übermitteln. Hätte sie es beispielsweise früher geschafft, die »Stimmen in ihrem Kopf« zu verstehen, wäre ihnen diese entsetzliche Begegnung im Museum für Verlorene Aliens erspart geblieben.
Aber sie hatte sich verbessert. Es war ihr tatsächlich gelungen, einen Architekten zu kontaktieren – sie hatte ihn quasi herbeigerufen, ganz im Stil uralter Zauberer – und ihn auf ihre nächste Reise mitzunehmen, die hoffentlich die letzte sein würde. Das gigantische Zootier hatte sich im Waggon gegenüber von Zhao, Pav und Rachel ausgebreitet und beantwortete geduldig die Fragen, die Yvonne ihm stellte – jedenfalls hatte es diesen Anschein. Die wiederbelebte Astronautin vollführte Gesten und blickte den Architekten fragend an. Zhao hoffte, dass der Alien reagierte.
Zu guter Letzt gehörte ihrer Gruppe noch ein Wesen an, das de facto die meiste Ähnlichkeit mit einem Zootier hatte … der Hund. Die Golden-Labrador-Mischung schien sich am besten an die sonderbare Umgebung anzupassen. Auf jeden Fall gebärdete sich Cowboy so, wie man es von einem Hund erwarten würde. Er bellte alles an, was ihm bedrohlich vorkam, während er interessante oder ungewöhnliche Dinge beschnupperte. Wenn er nicht damit beschäftigt war, leistete er den Menschen einfach Gesellschaft. So auch jetzt. Er lag da, hatte den Kopf auf die Vorderpfoten gelegt und wartete geduldig ab, was als Nächstes passieren würde.
Allerdings hatte Zhao nicht viel Erfahrung mit Hunden. Es war gut möglich, dass ihm Anzeichen für Angst oder für eine Verhaltensstörung gar nicht auffielen.
»Okay«, verkündete Yvonne. »Wir sind gleich da.«
»Hoffentlich«, sagte Pav. »Ich möchte nicht hier festsitzen, wenn die Energie für immer ausfällt.«
»Dieser Fall dürfte nicht eintreten«, erwiderte Yvonne. »Obwohl diese Blackouts ein Symptom dafür sind, dass es Probleme mit dem Energiekern gibt.«
»Ich hoffe, jemand versucht, ihn zu reparieren«, sagte Zhao.
»Das hoffe ich auch«, sagte Yvonne. »Wenn wir ankommen, muss der Architekt mit den Skyphoi Verbindung aufnehmen.«
»Warum?«, fragte Pav in dem höhnischen Ton, den Zhao mittlerweile hasste. »Sprechen sie unsere Sprache nicht? Und das soll eine fortschrittliche Spezies sein?«
Yvonne, die sich offenbar mit dem Sarkasmus von Teenagern auskannte, blieb ruhig. »Die Skyphoi verständigen sich nicht verbal. Im Grunde ähneln sie Quallen, nur dass sie in der Luft leben. Sie kommunizieren, indem sie ihre Farbe verändern. Sie sind Chromatophoren.«
Bei diesen Worten horchte Rachel auf und schloss das Tablet. »Cool. Das möchte ich gern sehen.«
Cool. Das möchte ich gern sehen . Pav, Rachel und Zhao hatten so viele Wunder und Phänomene gesehen, dass die Bevölkerung von Shuandong ein ganzes Jahrhundert lang damit ausgekommen wäre. Zhao wollte nichts mehr sehen, das … cool war.
»Schön«, sagte Zhao. »Wir bleiben im Korridor. Und welche Pläne hat unser großer Freund?«
»Er
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