Himmelskrieg: Roman (German Edition)
Beispiel …«
»Na ja, wer immer diesen Ort hier geschaffen hat, soll so was wie eine Kopie von ihr gemacht haben.«
Rachel schüttelte vehement den Kopf. »Nein! Nein, das war keine Kopie … es war meine Mutter! Sie wurde wieder lebendig. Ich hab mit ihr gesprochen. Ich meine, ich hätte es gemerkt, wenn ich getäuscht worden wäre.« Sie wartete darauf, dass er ihr zustimmte. »Würdest du deine Mutter nicht auch überall erkennen?«
»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete er. »Aber meine Mutter und ich …«
»Schon gut. Ist mir egal, was du denkst, aber eines sage ich dir – meine Mutter kehrte ins Leben zurück.«
»Und …?«
»Dann starb sie ein zweites Mal.«
Sie wollte die Ohrstöpsel wieder einstecken, aber Pav hinderte sie daran. »Und wo ist sie jetzt?«
»Das wissen wir nicht. Also, mein Vater sagte, dass sie … dass sie …« Rachels Augen füllten sich mit Tränen. »Wir haben keine Ahnung, okay? Frag mich was Leichteres!« Sie entriss ihm das Tablet und die Ohrstöpsel, die sie sich wieder in die Ohren stopfte.
Deshalb hörte Pav das Grollen, ein vibrierendes Stöhnen, das aus der Richtung unter ihnen zu kommen schien. Es dauerte höchstens zwei Sekunden, aber er erschrak so sehr, dass er seine Verlegenheit völlig vergaß.
»Was zum Teufel war das?«
Rachel blinzelte und nahm die Stöpsel aus den Ohren. »Was?«
»Hast du das nicht gehört? «
»Was denn?«
»Warte …« Er streckte einen Arm aus, um Rachel und sich selbst zu stützen. »Ich dachte, es würde schon wieder anfangen.«
»Wovon sprichst du?«
»Es war eine Art Erdbeben.«
»Ich habe nichts gespürt.«
»Kein Wunder, bei deiner Herumtanzerei.«
»Na schön.« Sie rammte ihm das Tablet gegen den Bauch.
»Moment mal«, sagte er. »Es tut mir leid. Behalte ihn ruhig für eine Weile. Ich … habe nur irgendwas gefühlt. Als hätte die ganze Umgebung hier gewackelt.«
»Du machst mir Angst.« Sie sah geschockt aus. »Was passiert hier? Keanu ist ein Raumschiff … kann es da überhaupt so was wie ein Erdbeben geben?«
»Eigentlich ist Keanu ein intelligenter Planet«, sagte er. Er hatte mindestens ein Dutzend Mal gehört, wie Makali Pillay diese Feststellung machte. »Hier gibt es nicht nur Erdbeben, sondern wenn sie auftreten, sind sie wahrscheinlich noch stärker als die, die wir von der Erde her kennen.«
»Und das soll für mich ein Trost sein?«
»Ja. Denn über Erdbeben wissen wir Bescheid. Bei einem Objekt von dieser Größe müssen massenhaft Beben auftreten, aus dem einfachen Grund, weil zwei wesentlich größere Himmelskörper darauf einwirken und so was wie ein Tauziehen damit veranstalten. Ich spreche von der Erde und dem Mond«, fügte er hinzu, überflüssigerweise, denn auch Rachels Vater war ein Astronaut.
Rachel starrte ihn an. »Sag mal, bist du so ein Astro-Geo-Typ?«
Schon wieder wurde er verlegen. Zum einen war er sich keineswegs sicher, ob er die Fakten kannte. Außerdem redete er niemals über wissenschaftliche Themen. Sein Interesse galt der Musik. Darüber sprach er, vor allen Dingen mit Mädchen.
Er gab eine ausweichende Antwort. »Du weißt ja selbst, wie das ist, wenn deine Familie beruflich mit Raumfahrt zu tun hat. Da kriegt man solche Sachen ganz automatisch mit.«
»Ich denke, wir sollten lieber zurückgehen«, meinte Rachel. »Mein Dad drehte immer durch, wenn ich mal zu spät nach Hause kam, und das war noch in Houston.« Sie lächelte. »Hier ist alles ganz anders.«
»Du sagst es.«
In schweigender Übereinkunft machten sie kehrt und gingen langsam zum Tempel und zu den anderen Leuten zurück.
»Hey, mal angenommen, das vorhin war doch kein Erdbeben«, begann Rachel abrupt. »Was könnte das Wackeln dann bedeuten?«
»Sicher was Schlimmes. Vielleicht bricht Keanu auseinander, oder alles hier verändert sich. Und falls sich was verändert, ist das für uns Menschen bestimmt nicht von Vorteil.«
»Du bist ja ziemlich pessimistisch, Pav.«
»Stimmt. Aber erst seit Kurzem.«
17
Ankunftstag: HARLEY
Das Letzte, was Weldon zu Harley Drake sagte, als er ihm aus dem Rollstuhl half und auf einer Matte aus Blättern absetzte, die Sasha aufgeschichtet hatte, war: »Bleib morgen in meiner Nähe.«
»Ich werde schon nicht weglaufen, Shane.«
»Du weißt, was ich meine. Viele der Leute hier benehmen sich im Moment wie betäubtes Vieh. Sie sind total benommen. Morgen, wenn sie kapiert haben, dass wir hier festsitzen, könnten manche ausflippen.«
»Hast du nicht
Weitere Kostenlose Bücher