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Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Titel: Himmelskrieg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Goyer
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es ihr, und sie hörte voller Interesse zu. Obwohl er nach außen hin Zack unterstützte, war er im Grunde davon überzeugt – sei es vor Übermüdung oder wegen eines angeborenen Pessimismus –, dass Weldon recht hatte. Zack machte ihnen tatsächlich falsche Hoffnungen. Sie waren im Innern Keanus gefangen und würden früher oder später hier sterben … neue Opfer des Raumfahrtzeitalters, wie die Crews der CHALLENGER und der COLUMBIA  … nur dass sie wesentlich zahlreicher waren. Sogar wenn es ihnen gelänge, mit der Mission Control – verflucht noch mal, mit irgendwem auf der Erde – Kontakt aufzunehmen, nützte ihnen das herzlich wenig.
    Falls nicht ein Wunder geschah, würden sie den Rest ihres Lebens auf Keanu verbringen. Und ihre Herausforderung bestand darin, dafür zu sorgen, dass diese Zeit nicht nur extrem kurz, brutal und grausam wurde.
    Vor allem brauchten sie Nahrung, Trinkwasser, Versorgungsgüter, und wahrscheinlich würde der Kampf um diese überlebenswichtigen Dinge nie enden. Es war egal, was Zack ihnen sagte, sie mussten einen Weg finden, die Erkenntnis zu verkraften, dass es für sie keine Rettung, keine Hoffnung gab.
    Kein Mensch sprach über die Gefahren! Über die Tatsache, dass einer ihrer ersten Astronauten, die Keanu betraten, getötet wurde … und dass zwei weitere während dieser Mission ebenfalls den Tod fanden.
    Die Gruppen aus Houston und Bangalore waren gegen ihren Willen hierher verschleppt worden. Ohne dass man sie vorgewarnt hätte. Soweit er es beurteilen konnte erhielten sie keinerlei Unterstützung, abgesehen von der simplen Gegebenheit, dass die Umwelt, in die hinein man sie verfrachtet hatte, sie nicht sofort umbrachte.
    »Hey!«, rief Sasha. »Sieh mal, wer da ist!«
    Camilla hatte sich ihnen genähert. Die kleine Brasilianerin machte nicht den Eindruck, als sei sie durch den Selbstmord oder den Unfall oder was immer ihrer Ansicht nach passiert war betroffen.
    »Hi!«, grüßte Harley in seinem besten touristenfreundlichen Ton. Er wusste, dass Camilla kein Englisch sprach.
    Dann haspelte das Mädchen einen Satz in einer Sprache herunter, die Harley erkannte. »Ist das Deutsch?«
    »Jepp«, bestätigte Sasha und redete schnell auf Camilla ein. »Als Doktorandin habe ich zwei Jahre lang in Genf gearbeitet. Deutsch spreche ich ziemlich gut.«
    »Wie schön für die Kleine.«
    Sasha entging nicht der sarkastische Unterton. »Komm schon, Camilla ist neun Jahre alt, und die einzige Person, die hier Portugiesisch spricht, ist diese seltsame Russin. Versetze dich mal in die Lage der Kleinen. Wie würde dir so was gefallen?«
    »Überhaupt nicht«, gab Harley zu und kam sich egoistisch vor. Er spürte auch, dass das Gefühl, ein Egoist zu sein, ein Überlebensmechanismus war. »Aber zurzeit gefällt mir eigent lich gar nichts.«
    »Ha«, sagte Sascha. »Komm, lass uns wieder zu Bett gehen.«
    Harley fand sich mit der neuen Realität ab. Offensichtlich waren er und Sasha Camillas Adoptiveltern, ähnlich wie sie sich bereits um Rachel Stewart in der Mission Control gekümmert hatten … vor vier Tagen.
    Waren seitdem erst vier Tage vergangen, oder schon ein ganzes Leben?
    Als sie in das kühle Innere des Tempels zurückkehrten, wo sie sich – theoretisch jedenfalls – in relativer Sicherheit befanden, bemerkte Harley, dass Camilla sich an einer bestimmten Stelle ihres linken Arms kratzte. Ein flüchtiger Blick genügte, um zu erkennen, dass sich dort eine Schwellung befand, die entzündet war. »Woher mag das kommen?«, fragte er Sasha, die es ebenfalls gesehen hatte.
    »Ich denke, es könnte ein Insektenstich sein.«
    Erst als sie alle auf dem Rücken oder auf der Seite lagen und gegen den Schlaf ankämpften, stellte sich Harley die Frage:
    Was für ein Insekt?

DRITTER TEIL

Der Gefangene
    Lediglich durch Routine verhinderte der Gefangene, dass er den Verstand verlor. Er wachte auf, er machte seine Ausscheidungen, er trainierte seinen Körper, er aß. Danach kontrollierte er sein Gefängnis und schritt gewissenhaft die x- und y-Achsen ab.
    Ein neutraler Beobachter hätte ihn als dumm eingestuft, denn offenkundig veränderten die Maße sich ja nicht – mit einer einzigen Ausnahme, die exakt vor sieben Schlafphasen stattfand. Während jener Wachperiode hatte der Gefangene entdeckt, dass seine Kammer breiter und kürzer geworden war, als hätte sie eine neue Form erhalten. Auf der Suche nach einer Bestätigung hatte er das Areal sieben Mal ausgemessen und bis auf

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