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Himmelsmechanik (German Edition)

Himmelsmechanik (German Edition)

Titel: Himmelsmechanik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio Maggiani
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einmal angefasst, und unter den vielen Meisterwerken der Menschheit, die mich die Duse hat lesen lassen, war die
Ilias
nicht. Bei ihren Sachen habe ich sie noch nicht gefunden. Vor einiger Zeit habe ich ein Exemplar gekauft, eine dieser modernen Übersetzungen, die sie wie einen Roman aussehen lassen, eine Version, die mein Vater nie hätte singen können, wie er sich gegenüber dem berühmten Regisseur gerühmt hatte. Sie liegt hier irgendwo herum und wartet auf ihren Moment: Ich habe sie mir für den Moment aufgehoben, wenn ich begreifen werde, dass ich nichts anderes mehr lesen kann. Ich werde sie auf dem Totenbett lesen, und so werde ich wenigstens zuletzt, wenigstens ein bisschen, meinem Vater und Alexander dem Großen ähneln.

Mein heimatliches Tal
    Ich werde nicht an Leidenschaft sterben, ich werde durch Auszehrung des Fleisches sterben. Meine Seele, weit davon entfernt, in mir irgendeine Art von Besorgnis zu wecken, verfolgt heiter die Aufgabe, mein Fleisch zu trösten, wenigstens jetzt, da sie es noch tun kann. Mein Traum ist so bescheiden, dass er sogar schön anzusehen ist; mein Vater hat das Blau des griechischen Meeres nur im äußersten Moment gesehen, an dem jedes Meer von diesem Blau gewesen wäre, das er sein ganzes Leben lang im Herzen trug, ich kann meinen Traum jedem zeigen. Es ist der Traum einer Waisen, deshalb fehlt es ihm an großen Ambitionen: Wir Waisen lernen schnell, uns nicht ein zweites Mal im Leben hereinlegen zu lassen. Es ist ein Traum über das Zurückkehren und wieder Zurückkehren: eine Leidenschaft, die allen zugänglich ist.
    In diesen Tagen, da über den Steilküsten die Robinien und Sauerkirschen aufgeblüht sind und beim ersten leichten Windzug die rosafarbenen, blauen und weißen Blüten an allen Küsten des Tals herunterschneien, so voller Sanftheit und leicht in der Luft, dass sie, da haben die Alten recht, wie die Liebestränen der armen, bei der Totenwache gestorbenen Frauen aussehen, packt mich die Unruhe, Nita zu nehmen und sie auf den Straßen durch die Felder zu führen. Und zu wandern, solange Licht in dieser wunderbaren Liebesgabe ist. Und an jeder Biegung anzuhalten und sie zur Frau zu nehmen, und sie an jeder Ecke, an jedem Heuschober, an jeder Herrlichkeit erneut zur Frau zu nehmen. Denn ich spüre in meinem Fleisch, dass das ganze Universum in Blüte steht und die Blüte Vorfreude ist, und in der Vorfreude sind wir lebendig und fruchtbar und bereit, noch einmal zurückzukehren. Noch einmal, wie die Robinie immer wieder ihren Blütenschnee über mein heimatliches Tal ausbreitet.
    In diesen Tagen verleiht mir allein der Duft von Brot in den Backöfen meines Tales Frieden. Nur mit den Fingern die neue Rinde des Nussbaums vor dem Haus zu berühren. Nur meinen Blick auf Nitas vor Katzenhaar bebendem Oberkörper ruhen zu lassen, ihrem Oberkörper, aufrecht und biegsam wie ein Schilfrohrbüschel. Allein das verleiht mir Frieden.
    Dann steige ich irgendwo hinauf, gestern nach Colle.
    Ich steige am frühen Morgen hinauf, wenn sie noch schläft; ein Tischtuch, ein paar von ihren Keksen und eine Tasse auf dem Küchentisch, den Kaffee fertig auf dem Herd, wenn sie dann aufwacht; ich verlasse sie nicht, das wird sie begreifen. Und ich steige hinauf. In den letzten Fäden des nächtlichen Dunstes bewegen sich lustlos die Lerchen, springen in den noch von Tau feuchten Gräben herum, unschlüssig, ob sie die Jungen aufziehen sollen, die sie in nicht einmal einem Monat auf der üblichen immergleichen Wiese ausbrüten werden, zwei Handbreit neben dem Stein vom vergangenen Jahr. Am Felsen der Pania del Corfino fliegt ein Falke die von der Sonne erwärmte Strömung hinauf, die ihm gegenüber aufgetaucht ist; er hat die Lerchen gesehen, lässt es aber sein: Er weiß, dass er in diesen Tagen mit den noch vom Winter ausgezehrten Schlangen weniger Mühe haben wird. Und ich steige hinauf.
    Auf Serenis Feld steht der Dinkel einen Arm hoch; im Garten ist seine Mutter schon am Hacken, kräftig und bucklig wie ein Zerreichenast. Er ist im Schuppen und macht sich am Traktor zu schaffen, und zusammen mit dem verstimmten Motor höre ich das Radio, in dem etwas über die Krise erklärt wird, die die Welt heimsucht. Und ich steige hinauf.
    An der Abkürzung, die an Nazzarenos Haus führt, steht ein Pflaumenbaum; ich halte nur an, um zu sehen, ob die Blüten es überstehen werden und wir im Juli Pflaumen essen können, aber es ist nutzlos, da ich es sowieso nicht errate. Aber es strengt mich

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