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Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg

Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg

Titel: Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Einige jüngere Geschwister von Marie trugen Decken und Körbe mit Brot und Obst. Nach einer Weile sprach Marie mit ihrer Mutter und schlich sich dann heimlich davon. Ein Engel flüsterte mir zu, es sei der Tag, nachdem sie sich mit Edward im Wald getroffen habe, und sie würde ihn nun wiedersehen. Unten am Fluss waren viele Kinder, die miteinander spielten und herumalberten oder etwas aßen. Und doch kam es mir bei genauerem Hinsehen so vor, als stimme irgendetwas nicht. Ich sah einige Frauen, die Maries Mutter um Hilfe riefen. Maries Mutter eilte zu ihnen hinüber, um ihnen zu helfen. Sie hatte immer noch Maries Baby im Arm. Als sie ein Kind blutüberströmt am Boden liegen sah, übergab sie Maries Baby ganz automatisch und ohne zu zögern einer jungen Frau, die neben ihr stand. Die ganze Situation war sehr hektisch, weil die Leute versuchten, dem blutenden Kind zu helfen. Ein paar Minuten später hörte Maries Mutter einen Schrei vom Flussufer. Alles war ganz schnell gegangen. Irgendwie war Maries Baby in den Fluss gefallen. Maries Mutter war entsetzt. Hektisch sprang sie von dem Kind auf, um das sie sich gekümmert hatte, und rannte voller Verzweiflung zum Fluss. Das Baby war mit der Strömung mitgerissen worden, und Maries Mutter lief am Ufer entlang. Da kamen einige Männer auf sie zu und fingen sie ab. Sie sagten, es sei zu spät, das Baby könne unmöglich noch am Leben sein. Sie würden die Leiche des Babys aus dem Fluss holen. Völlig am Boden zerstört, sank Maries Mutter auf die Knie. Sie klagte verzweifelt. Einige Frauen liefen zu ihr hin. Maries Mutter schaute zu ihnen auf und sah voller Entsetzen ihre selbstgefälligen Mienen. Sie blickte in die Menge, die sie schweigend beobachtete. »Wie konntet ihr nur ein unschuldiges Kind umbringen?«, schrie sie. Dann erhob sie sich und versammelte ihre Familie schweigend um sich. Sie warteten sehr lange auf die Rückkehr der Männer. Doch als es dunkel wurde, gingen sie erschüttert und völlig aufgelöst nach Hause, dabei stützten sie sich gegenseitig. Immer wieder sagte Maries Mutter: »Wie soll ich es bloß Marie sagen?«
    Die Vision verblasste. Ich war ganz benommen vor Kummer. Ich konnte mir nicht vorstellen, was eine Mutter oder Großmutter empfand, wenn sie auf diese Art ein Kind verlor. Ich stand auf, ließ mein Kaninchen unbeaufsichtigt, rannte ins Bad und schloss mich dort weinend ein. Die Engel umgaben mich und taten ihr Bestes, um mich zu trösten.
    Sooft ich Marie und Edward auch sah, ihr Kind bekam ich nie zu Gesicht. Nie sah ich diesen kleinen Geist. Ich wusste, dass er geradewegs in den Himmel geschickt worden war und dort auf seine Eltern wartete. Ich denke oft an den kleinen Geist, der im Himmel auf seine Mama und seinen Papa wartet, die als Geister auf dieser Erde bleiben wollten, um den Menschen zu helfen, die ihnen so viel Schlimmes angetan hatten.
    Schließlich kam die Zeit, als die Geister beschlossen, dass nun auch andere erfahren sollten, dass sie im Haus waren. Das war nötig, damit die Dinge sich weiterentwickeln konnten. Deshalb tat Marie etwas, was sie zuvor noch nie getan hatte.
    Eines Morgens schlief ich lange. Ich hatte meinen freien Tag von der Arbeit im Kaufhaus, und ich war am Vorabend bis spät in die Nacht mit Joe aus gewesen. Im Schlaf hörte ich Marie rufen: »Lorna, Lorna …« Immer wieder rief sie meinen Namen. Dann hörte ich ihre Schritte. Es war, als könnte ich hören, wie sie den Gang entlangging – ihren Gang in Mountshannon. Plötzlich wusste ich, dass sie im oberen Flur war. »Lorna, Lorna …«, immer wieder rief sie sanft, aber beharrlich meinen Namen. Plötzlich hörte ich ein Klopfen an meiner Zimmertür. Ich hatte fürchterliche Angst, dass sie noch jemanden aufwecken könnte. Ich rief Marie zu: »Geh weg!« Dann hörte ich meine Mutter nach mir rufen. Offensichtlich hatte Marie sie geweckt. »Ich bin wach, Mam«, rief ich. Ich saß kerzengerade im Bett, voll banger Erwartung, was wohl als Nächstes passieren würde. Plötzlich drückte Marie die Türklinke nach unten und öffnete die Tür sehr weit. Dabei rief sie immer noch: »Lorna, Lorna …«. Das jagte mir Angst ein. Geister können eigentlich gar keine Türen öffnen. Daher wurde ich nun sogar richtig böse auf Marie. Sie kam die paar Schritte auf mein Hochbett zu, in dem ich immer noch saß, und rief auch dabei ständig meinen Namen. Ich starrte sie an und war mittlerweile vor allem empört. Sie sagte weiterhin einfach nur »Lorna«. Jetzt stand

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