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Himmelssucher - Roman

Himmelssucher - Roman

Titel: Himmelssucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carl's books Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Und wenn er zurückkommt, wird er ein Muslim sein. Und sein Tod markiert den Anfang vom Ende der Welt.«
    Sprachlos starrte Nathan sie an. »Und das glaubst du ?«
    »Nicht mehr als du glaubst, dass Jesus am Kreuz gestorben ist«, blaffte sie ihn an.
    »Ich war mir nicht bewusst, dass ich das glaube.«
    »Was glaubst du dann? Glaubst du überhaupt an irgendetwas? «
    Die Leute um uns drehten die Köpfe zu uns herum. Nathan stand die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben.
    »Wann fangen sie denn nun endlich an?«, sagte Mutter und sah zum schwarz-blauen Himmel auf. Keiner antwortete. Sie schlug einen Müllbeutel auf und warf den Abfall hinein.
    »Die Religion, meine Freunde«, sagte Vater, während er aufstand und sich zwei Plastikbecher sicherte, bevor Mutter sie wegwerfen konnte, »ist nur etwas für Dummköpfe. Dieses Gespräch ist der beste Beweis dafür.«
    Daraufhin marschierte er zur Tribüne und zu Imran hinüber.
    »Ich verstehe nicht, warum du dich darüber so aufregst, Meen«, sagte Nathan schließlich.
    Ich starrte ihn an und bemerkte, wie blass sein leicht sommersprossiges Gesicht geworden war.
    »Ich kenne mich damit nicht aus«, murmelte sie.
    »Womit?«, fragte Nathan. Mina zögerte. »Womit?« Nathan wurde ungeduldig.
    »Nichts«, erwiderte Mina leise.
    »Nein, sag schon … Womit?«
    Mina stockte, und als sie etwas sagte, war es keine Antwort auf die Frage: »Wenn du am Islam interessiert bist …«
    »Das bin ich. Das weißt du.«
    Mina sah ihn an. Plötzlich wirkte sie müde und resigniert.
    Nathan bemerkte schließlich, dass ich ihn anstarrte. Ich trotzte seinem Blick, bis ich irgendwann doch wegsah.
    Draußen auf dem Spielfeld krochen Vater und Imran auf dem Rasen herum und versuchten mit den Plastikbechern Glühwürmchen zu fangen. In diesem Moment explodierte am Himmel die erste Lichtkaskade. Die nicht sehr große Menge begrüßte die goldenen, funkelnden Lichtbahnen mit vielen »Ohs« und »Ahs«.
    »Wie schön«, rief Mutter und warf über die Schulter einen Blick zu Nathan und Mina. Sie hielten Händchen, beziehungsweise Nathan hatte seine Hand auf die von Mina gelegt, und deren Hand lag regungslos auf der Armlehne des Klappstuhls. Die gleiche Reglosigkeit zeigte sich in ihrem Gesicht. Und erneut fiel mir auf, wie blass Nathan war. Er hatte etwas Krankes an sich. Mir war nicht wohl dabei. Aber dann wurde mir klar, dass es gar keinen Grund dafür gab: Ich hatte ja nicht diese blasse Haut. Er hatte sie.
    Während des Feuerwerks bemühte sich Nathan, Mina aufzuheitern, aber alles prallte an ihr ab. Als die letzten Feuerwerkskörper, Sterne und Päonien, niedergingen und die römischen Lichter abgeschossen wurden, war Mina bereits aufgestanden und auf dem Weg zum Parkplatz. Wir packten die Sachen zusammen und gingen zum Wagen, wo sie wartete, schweigsam und mit gesenktem Blick, damit sie uns nicht in die Augen sehen musste.
    »Meen …«, flehte Nathan sie an. »Rede mit mir.« Das aber wollte sie nicht. Auf der gesamten Heimfahrt sprach Mina kein Wort.
    Zu Hause verschwand sie, ohne den anderen eine gute Nacht zu wünschen. Nathan war völlig aufgelöst. »Ich verstehe das nicht«, sagte er zu Vater. Ich lud die Sachen aus dem Kofferraum. Er und Vater standen neben seinem Auto in der Einfahrt.
    »Wahrscheinlich hat sie nur ihre Tage, Nate«, sagte Vater lachend.
    »Das ist nicht witzig, Naveed. Ich mach mir Sorgen. Ich glaube, ich habe sie wirklich verletzt.«
    »Mit dem Zeug über Jesus?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein! Wir reden von Jesus ! Wer weiß schon, ob es den Typen überhaupt gegeben hat? Dämlicher geht es nicht mehr! Sich über solchen Unsinn zu streiten!« Vater drehte sich um und sah mich an.
    Ich sah weg.
    Kann denn irgendetwas wichtiger sein? , ging mir durch den Kopf. Mina hatte es mir haarklein erklärt: Isa war nie gestorben. Deswegen muss er wiederkommen, und dann als Muslim. Und seine Rückkehr auf Erden, hatte sie gesagt, würde das Ende aller Zeiten markieren und den Beginn des Jüngsten Gerichts. Des wunderbaren Tags, an dem jede Seele aus dem Grab auferstehen und sich für ihre Taten verantworten würde.
    »Naveed, bitte. Offensichtlich ist es für sie sehr wichtig … und durch irgendetwas, das ich gesagt habe, fühlt sie sich verletzt.«
    »Wenn Sie sich von so was verletzen lässt, dann hat sie es nicht anders verdient. Du weißt, was man sagt? Über Religion und Politik kann man nicht reden, schon gar nicht mit einem Muslim.«
    »Ich

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