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Himmelssucher - Roman

Himmelssucher - Roman

Titel: Himmelssucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carl's books Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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sich hin.
    »Was summst du da?«, fragte Mina.
    »Das Lied, das den ganzen Tag schon im Radio läuft.«
    »›America the Beautiful‹«, sagte Nathan.
    »Was?«, kam es von Mutter.
    »Das Lied heißt ›America the Beautiful‹. Das, was du summst.«
    »Es gefällt mir«, sagte Mutter. Mina reichte Nathan das Lassi, füllte daraufhin einen kleinen Teller mit Essen und stand auf.
    »Wo willst du hin?«, fragte Nathan.
    »Ich bringe Imran was zu essen.« Sie ging zu ihrem Sohn hinüber und setzte sich neben ihn. Sobald Imran das Essen erblickte, begann er zu kreischen.
    Mutter hörte auf zu summen. »Das gefällt mir nicht«, murmelte sie, während sie Mina mit ihrem Sohn beobachtete. Imran hieb auf den Arm seiner Mutter ein und versuchte ihr den Teller aus der Hand zu schlagen, was ihm schließlich auch gelang. Das Essen fiel ins Gras. Mina stand auf und kam mit leerem Teller zurück.
    » Bhaj ? Kannst du mir zwei Gulab Jamuns geben?«
    »Die sind für den Nachtisch.«
    »Er hat gesagt, die würde er essen. Ich will, dass er irgendwas isst.«
    »Du solltest strenger mit ihm sein. Er tanzt dir doch auf der Nase herum.«
    Mina zuckte zusammen. »Was willst du damit sagen?«, fragte sie.
    » Zwing ihn zu essen.« Mutter machte keinerlei Anstalten, den Nachspeisenbehälter zu öffnen.
    »Das versuche ich doch«, erwiderte Mina gereizt. »Gib mir bitte nur ein paar Gulab Jamuns.«
    »Du weißt, wo sie sind. Nimm sie dir selbst.«
    Ungläubig starrte Mina Mutter an.
    »Ich gebe sie dir, Meen«, bot Nathan an und setzte bereits seinen Teller auf der Decke ab. Aber Mina beachtete ihn gar nicht, kniete sich hin, löste den Plastikdeckel des länglichen Behälters und nahm zwei der goldenen, mit Zuckersirup überzogenen Bällchen heraus.
    Sie erhob sich und ging wieder zu ihrem Sohn.
    »Immer musst du für Wirbel sorgen, Muneer«, sagte Vater. »Lass sie ihr Kind doch erziehen, wie sie will.«
    Mutter zog die Augenbrauen hoch. »Siehst du die Blondinen dort drüben?« Sie deutete auf eine Gruppe von Mädchen in Shorts, die weiter draußen auf dem Feld Frisbee spielten. »Wie wär’s, wenn du bei denen mit deinen klugen Ratschlägen aufwartest? Vielleicht füllen sie dich mit Alkohol ab. Und wer weiß, am Ende landest du noch einen Glückstreffen bei ihnen. Das würde dir doch gefallen, oder?«
    »Es reicht, Muneer«, sagte Vater.
    Mutter spitzte die Lippen und wandte sich an Nathan. »Sie zieht sich ein Ungeheuer heran …«
    Nathan erwiderte nichts darauf, lächelte nur schwach und sah auf seinen Teller.
    Dann kam Mina zurück und nahm sich sich selbst eine kleine Portion Reis und Fleisch auf einen Teller. Keiner sprach, als sie aß.
    Die Aluminiumgelenke des Klappstuhls ächzten, als Vater aufstand. »Hervorragendes Essen, Ladys. Wie immer«, sagte er und marschierte davon.
    Ich sah ihm nach. Aber er ging nicht zu den Blondinen, sondern zum Parkplatz, wo er den Kofferraum unseres Wagens öffnete.
    Mutter beobachtete Mina beim Essen. Mina ignorierte sie.
    Als Mina mit dem Essen fertig war, legte sie ihren Teller ab. Mutter griff nach dem Nachspeisenbehälter, öffnete ihn und holte ein klebriges Gulab-Jamun-Bällchen heraus, das sie auf Minas Teller legte. Mina sah auf, ihr Blick traf den von Mutter. Einen Moment lang starrten sie sich nur reglos an …
    Und dann brachen sie in schallendes Gelächter aus.
    »Was kannst du für eine Nervensäge sein, Bhaj , weißt du das?«
    »Du bist nicht die Erste, die mir das sagt«, erwiderte Mutter lächelnd.
    »Ich halte dich nicht für eine Nervensäge, Muneer«, fügte Nathan unüberhörbar erleichtert an.
    »Du kennst mich noch nicht, Nathan. Warte, bis du mich richtig kennenlernst.«
    Er lachte, dann sah er zu Imran. »Ich gehe mal nachsehen«, sagte er und erhob sich mit seinem nicht leer gegessenen Teller.
    Er ging zum Torpfosten und ließ sich neben Imran nieder, der bald darauf seine Actionfigur über Nathans Essen marschieren ließ. Nathan sah anscheinend amüsiert zu, bald darauf spielten sie zusammen und ließen abwechselnd die Figur über den Teller wandern.
    Erneut sah ich zum Parkplatz. Vater stand immer noch vor dem geöffneten Kofferraum und starrte hinein. Ich hatte keine Ahnung, was er dort trieb. Mit einem Mal warf er den Kofferraumdeckel zu.
    »Hat Spaß gemacht«, sagte Nathan, als er sich wieder auf seinen Stuhl niederließ. »Ich hab ihn sogar dazu gebracht, etwas zu essen.«
    »Er hat was gegessen?«, kam es erstaunt von Mina. Liebevoll sah sie zu Nathan. »Ihr

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