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Himmelssucher - Roman

Himmelssucher - Roman

Titel: Himmelssucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carl's books Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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habt mit dem Essen gespielt.«
    »Na, das wollte er anscheinend, bevor er es gegessen hat.«
    Es stimmte. Imran saß neben dem Pfosten und aß mit den Fingern vom Teller, den Nathan ihm dagelassen hatte.
    Vater kehrte über den Rasen zurück und wurde von Mutter argwöhnisch beäugt, als er wieder Platz nahm. »Muneer, kann ich ein Gulab Jamun haben?«
    Sie reichte ihm den Tupperware-Behälter.
    »Er ist doch noch ein Kind, das vergessen manche immer«, sagte Nathan, ohne jemanden direkt anzusprechen. »Er hat viel durchgemacht. Alles in allem benimmt er sich dafür doch ziemlich gut.«
    Mina warf ihm einen Blick zu, auf der Stirn eine tiefe Falte, und sah dabei aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
    »Alles in Ordnung, Meen?«, fragte Nathan leise.
    Sie senkte den Kopf und nickte, schniefte einmal und rieb sich die Nase. Aber plötzlich lächelte sie. Es war merkwürdig. »Ich musste nur daran denken, was du mir gestern erzählt hast, Nate …«, sagte sie und gluckste. Wieder war ihr aufgesetzter Ton, ihr falscher Singsang zu hören.
    Ich sah zu Nathan. Sein Halblächeln erschien mir ebenso aufgesetzt.
    »Was meinst du?«, fragte er.
    »Das von Emerson. Mit den Kopfschmerzen. Du weißt doch.«
    »Das?«
    »Das war gut«, sagte sie, während sie sich auf ihrem Klappstuhl aufrichtete und erneut schniefte. »Erzähl es noch mal. Es wird Naveed gefallen.«
    »Was?«, fragte nun Vater.
    »Nathans Witz.«
    »Nathan kennt einen Witz?« Vater nahm einen Bissen von der Nachspeise. Sein Blick war glasig, und er verschliff die Worte – leicht, aber unüberhörbar.
    Er spürte meinen Blick und sah zu mir.
    »Na ja«, fuhr Nathan fort, »ich habe Mina gestern von diesem Schriftsteller erzählt, von Emerson …«
    » Schriftsteller? «, unterbrach ihn Vater, noch immer kauend. »Das nennst du einen Witz?«
    »Du lässt mich ja nicht ausreden.«
    »Ich halte dich nicht auf … Aber nach so einem Anfang hege ich keine großen Hoffnungen.«
    »Gut«, begann Nathan von Neuem. »Es gab da also diesen Schriftsteller, der einmal gesagt hat: ›Warum kann sich in diesem Land keiner zum Nachdenken hinsetzen, ohne dass er gefragt wird, ob er Kopfschmerzen hat?‹«
    Schweigen, während wir alle auf den Rest warteten.
    Mina lachte. Nathan sagte nichts weiter. Ich war verwirrt.
    »Und?«, fragte Vater.
    »Das war’s. ›Warum kann sich in diesem Land keiner zum Nachdenken hinsetzen, ohne dass er gefragt wird, ob er Kopfschmerzen hat?‹ Das ist der ganze Witz.«
    Mutter lächelte und atmete aus, als versuchte sie sich ein Lachen abzuringen.
    Vater stierte nur vor sich hin. »Das nennst du einen Witz?«
    »Na ja, ich würde es nicht unbedingt per se als Witz bezeichnen«, sagte Nathan und wandte sich an Mina, »aber ich verstehe, warum du ihn als solchen aufgefasst hast.«
    »Nate«, sagte Vater. »Das ist kein Witz. Punkt.«
    »Naveed«, unterbrach Mutter in aller Schärfe.
    »Was?«, quengelte Vater wie ein Junge, der sich gegen die Zurechtweisung seiner Mutter sträubte. »Sie hat gesagt, Nate würde einen Witz kennen, der mir gefällt. Ich wollte etwas Witziges hören! Ich wollte lachen. Ist das verboten?«
    Mutter sah weg. »Wie immer betrunken«, murmelte sie.
    Vater wandte sich an Nathan. »Ich dachte, du hättest zumindest einen guten Polacken-Witz oder so was auf Lager. Jeder kennt einen von denen …«
    »Du kennst Polacken-Witze, Naveed?«, fragte Nathan zweifelnd.
    »Ich kenne Sikh-Witze. Ist so ziemlich dasselbe.«
    »Im Ernst?«
    Mutter erklärte es ihm. »Für Punjabis sind Sikhs das, was die Polen hier sind. Alle machen sich über sie lustig.«
    »Na ja«, sagte Nathan, »ich kenne zufällig einen guten Polen-Witz.«
    »Wirklich?«, fragte Mina. Sie klang wenig erfreut.
    »Ob er gut ist, wird sich noch zeigen«, warf Vater aufgekratzt ein. »Aber nach dem letzten bin ich derjenige, der das beurteilen wird.«
    Nathan nickte. »Also, schon mal von dem Polacken gehört, der fünf Tage studiert hat?«
    Todernst starrte Vater starrte seinen Kollegen an. Nathan sah zu Mina – die eindeutig verärgert war – und dann wieder zu Vater. »Er sollte sich einem Urintest unterziehen.«
    »Na, das ist doch ein Witz!«, röhrte Vater. Er lachte und lachte, Tränen standen ihm in den Augen.
    Mina schüttelte den Kopf.
    »Was ist, Meen?«, fragte Nathan.
    Bevor Mina darauf antworten konnte, mischte sich Vater ein. »Hier, ein guter über Sikhs. Zu einem Bewerbungsgespräch bei der Polizei tauchen drei Typen auf. Ein Jude, ein

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