Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelssucher - Roman

Himmelssucher - Roman

Titel: Himmelssucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carl's books Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
zu tun. Sehr viel!
    Ich will die Verse noch einmal vortragen.« Der Imam senkte den Blick auf das Buch in seinem Schoß.
    O Kinder Israels,
Gedenkt des Guten, das ich euch getan,
Und haltet in Treue fest an dem Bündnis mit mir,
dann will auch ich daran festhalten.
Mir allein sollt ihr Ehrfurcht erweisen!
Glaubt, was ich offenbart habe zur Bestätigung der Wahrheit. Seid nicht die Ersten, die nicht daran glauben.
Und verkauft nicht meine Offenbarungen gegen einen nichtigen Preis.
Und mir allein sollt ihr Ehrfurcht erweisen!
    Souhef sah vom Koran auf. »Was der Allmächtige den Kindern Israels sagt, ist Folgendes: Denkt an die Wohltaten, die ich euch zuteil werden ließ. Aber setzt diese Wohltaten nicht an die erste Stelle. Setzt mich an die erste Stelle. Von unserem Herrn kommen die Wohltaten, aber wir dürfen nicht die Wohltaten ehren, bevor wir nicht ihren Urheber geehrt haben.
    Mir allein sollt ihr Ehrfurcht erweisen!
Und mir allein sollt ihr Ehrfurcht erweisen!
    Warum, meine Brüder und Schwestern, ist Allah so erpicht darauf, dass die Kinder Israels das verstehen? Warum sagt er es nur den Juden? Warum sagt unser Herr ›O Kinder Israels‹? Warum sagt er nicht ›O Menschheit‹?«
    Vater neben mir verlagerte das Gewicht und sah wieder zur Rückwand. Ich beugte mich vor, weil ich mich nicht von ihm ablenken lassen wollte, und versuchte konzentriert zuzuhören. Der Imam fuhr fort:
    »Aus einem ganz einfachen Grund, meine Brüder und Schwestern: Wir alle wissen, dass die Kinder Israels Gottes auserwähltes Volk waren. Sie waren das Volk, das er lange Zeit mehr liebte als jedes andere« – kurz hielt Souhef inne, bevor er voller Zorn weitersprach – »bis er es leid war, von ihnen immer wieder hintergangen zu werden! «
    Alle riss es bei Souhefs Wutausbruch. In der Reihe neben mir ruckten die Köpfe, Blicke wurden wieder klar, man lauschte gespannt. »Ich muss euch, meine lieben Brüder und Schwestern, nicht von Hazrat Musa erzählen, dem, den sie Moses nennen und der auf den Berg Sinai stieg und dort vierzig Tage und vierzig Nächte blieb, um den Menschen die Gesetze des Allmächtigen zu bringen! Ich muss euch nicht erzählen, was die Kinder Israels taten, als er fort war! Ihr wisst, was sie taten! Sie versammelten sich um das Goldene Kalb! Sie sangen und tanzten und erniedrigten sich vor dem Gold !«
    Plötzlich brüllte Souhef: »Und selbst dann , als der Allmächtige dafür sorgte, dass sie ihr Tun bereuten , und er ihnen vergab ! Waren Sie glücklich ? Statt dankbar zu sein, sagten sie: › Zeige uns deinen Gott, Moses! Zeige ihn uns, damit wir an ihn glauben können! Denn wir können nicht an einen Gott glauben, den wir nicht von Angesicht zu Angesicht sehen! Und was hat Allah getan? Er hat ihnen ein Bild geschickt, bei dessen Anblick sie erblindeten ! Ein Licht, so hell, dass sie sich zu Boden warfen und wie die Kinder weinten !
    › Bitte vergib uns! ‹, flehten sie. › Bitte vergib uns ‹«, höhnte Souhef und schnitt dabei eine Grimasse. »Und was hat der Allgnädige getan? Natürlich hat er ihnen vergeben. Waren sie dankbar?« Souhef schüttelte den Kopf. »Natürlich waren sie es nicht . Denn sie beleidigten auch weiterhin unseren Herrn und seine reine Liebe.« Kopfschüttelnd ließ Souhef seinen Blick über die Menge schweifen. »Brüder und Schwestern, hört mir zu: Als sie hungrig in der Wüste waren, schickte ihnen der Allmächtige Brot vom Himmel und Wachteln, aber sie weigerten sich, wie befohlen in Jerusalem einzuziehen. Und dann, als der Allmächtige Moses dazu veranlasste, seinen Stab an den Fels zu schlagen, und Wasser hervorquoll und sie alle tranken, alle zwölf Stämme. Selbst da waren sie nicht zufrieden. Sie beschwerten sich, dass ihr Leben unter dem Pharao besser gewesen sei. › Bring uns nach Ägypten zurück! ‹, sagten sie. › Bring uns zum Pharao zurück. ‹ Das wagten sie zu sagen! Nach allem, was Allah getan hatte, um sie aus der Gefangenschaft zu befreien! › Bring uns nach Ägypten zurück … Dort ging es uns besser. Wir hatten zu essen und ein Zuhause, und wir mussten nicht darauf warten, dass es Brot vom Himmel regnet. ‹
    Ist es zu glauben, meine Brüder und Schwestern? Was würde dieses Volk nicht alles tun für sein Wohlergehen! Es würde selbst den Herrn verraten, der dieses Volk doch so sehr liebt … ihn immer und immer wieder verraten … und warum?« Souhef hielt inne. Dann beugte er sich vor, seine Zähne stießen fast gegen das Mikro, und er zischte:

Weitere Kostenlose Bücher