Himmlisch verliebt
eingefrorene Szene des Computerspiels. Der junge Mann hatte sein Schwert gegen den Gargoyle erhoben, der sich gerade im Anflug auf ihn befand.
Seraphin und Lilith starrten auf den Bildschirm.
„Ich kann damit nichts anfangen“, gab Seraphin zu.
„Vielleicht startest du noch einmal mit dem Intro“, schlug Lilith vor. „Oder ist das nicht möglich.“
„Das ist jederzeit möglich“, erklärte Elias. Er hantierte mit Maus und Tastatur, dann startete das Spiel erneut.
Als man wieder die Männer sah, die das Mädchen in ihren Armen hielten und aus dem Haus trugen, hielt Elias die Szene an. Er zeigte auf das kleine Mädchen, vergrößerte das Bild dann so, dass nur noch ihr Gesicht zu sehen war. „Hier“, erklärte er. „Die sieht ganz klar aus wie Alina. Sogar die Sommersprossen sind zu sehen. Und seht ihr diese kleine Ecke, die am Schneidezahn fehlt. Das ist auch so bei Alina. Ich habe extra darauf geachtet.“
Seraphin hatte sich weit zum Monitor hinüber gebeugt. „Zeig mal die dunklen Gestalten“, forderte er. Er war so dicht an die schwarzen Gestalten heran gerückt, dass Lilith schon glaubte, er wolle in den Monitor kriechen. „Da!“, rief Seraphin nun und tippte auf die eine schwarz verhüllte Gestalt. „Das ist Talur.“
„Talur?“, fragten Lilith und Elias wie aus einem Mund.
„Er ist der Anführer der Schattenwanderer. Sie versuchen die Menschen ins Abseits zu führen, sie sterben zu lassen und für ihre Bruderschaft zu gewinnen“, erklärte Seraphin.
„So ein Unsinn“, wollte Lilith gerade einwerfen, aber Elias kam ihr zuvor.
„Das stimmt“, rief er. „Ich hatte mal so ein Computerspiel. Ein Geheimbund hatte den Auftrag, Menschen zu töten.“
„Und die Toten sollen dann in ihrem Geheimbund mitarbeiten“, ergänzte Seraphin.
„Alina!“, rief Lilith erschrocken und schlug die Hand vor den Mund.
„Wenn man so ein kleines Mädchen in seinem Geheimbund hat, ist das ein großer Gewinn“, erläuterte Seraphin. „Sie schafft es bestimmt, viele Menschen anzuwerben.“
„Was sollen wir bloß machen?“ Lilith hörte, wie sich ihre Stimme in Panik geradezu überschlug.
„Wir müssen versuchen, das Spiel so zu spielen, dass Elias gegen den Gargoyle gewinnt“, mutmaßte Seraphin.
Elias schüttelte den Kopf und wechselte auf eine andere Seite des Spiels. „Guckt mal hier“, sagte er und tippte auf den Monitor. „Kaum noch Lebensenergie.“
„Kann man das nicht ändern?“, wollte Seraphin wissen.
„Man kann einen Zaubertrank trinken, aber ich habe alle Stärkungsmittel aufgebraucht.“ Er wechselte wieder zurück ins Spiel. „Es ist gefährlich“, erklärte er. „Ich weiß nicht, wie ich an diese fliegenden Biester rankomme. Eigentlich ist es ein Kinderspiel, einen Gargoyle zu besiegen, vor allem, wenn man ein Schwert hat. Aber diese Viecher sind anders. Sie greifen mich mit ihren Klauen aus der Luft an und sie sind schnell. Mit meinem Schwert kriege ich sie jedenfalls nicht.“
Seraphin starrte immer noch auf den Monitor. Dann drehte er sich zu Lilith um. „Du musst Elias helfen“, sagte er schließlich und seine Stimme klang klar, duldete keinen Widerspruch. „Du musst in das Spiel eintauchen und den Gegnern direkt begegnen. Elias bleibt außen am Monitor und hilft dir.“
„So ein Quatsch“, protestierte Elias, aber sein Einwand wurde gar nicht gehört.
„Wie komme ich in das Spiel?“, wollte Lilith wissen. Aber dann gab sie sich die Antwort selbst. „Über Alina, oder?“
Seraphin nickte. „Wir müssen zu ihr“, ordnete er an.
12.
Als Elias das Krankenhaus betrat, waren Seraphin und Lilith wieder unsichtbar. Sie folgten ihm in dichtem Abstand.
„Seid ihr bei mir?“, fragte Elias beunruhigt und blickte sich kurz um. Dann nickte er. „Okay, ich spüre euch.“
Es war schon spät. Viele Besucher kamen ihnen in der Eingangshalle entgegen, aber niemand hielt sie auf. Elias betrat den Fahrstuhl und drückte auf die Drei. Dann stieg er aus und lief auf den Flur der Kinderstation.
Eine Krankenschwester stellte sich ihm in den Weg. „Zu wem möchtest du?“
„Zu Alina Schulz. Sie liegt dort hinten …“
„Sie darf keinen Besuch empfangen“, versuchte die Schwester ihn abzuwimmeln. „Es geht ihr nicht gut.“
„Ich weiß. Ich bin ihr Bruder“, log Elias schnell, und noch bevor ihn die Schwester aufhalten konnte, hatte er schon die Zimmertür geöffnet und das Zimmer betreten.
Es war eine unheimliche Szene, die sich ihnen bot. Merle und
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