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Himmlische Juwelen

Himmlische Juwelen

Titel: Himmlische Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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sie dies getan hatte. Sie [73]  tröstete sich damit, dass sie es aus
Bewunderung für Morettis Geschmack getan hatte und nicht weil sie neidisch auf
seinen Reichtum war, der sich in so lässiger Eleganz ausdrückte.
    Scapinellis Anzug ließ nicht auf Reichtum schließen, vermutlich mit
Bedacht. Das Jackett hatte abgewetzte Aufschläge; ein Knopf war durch einen
neuen ersetzt, der nur entfernte Ähnlichkeit mit den anderen besaß. Seine Hände
waren so groß wie die seines Cousins, aber nicht so zerfurcht; und sein Gebiss
musste ein Vermögen gekostet haben.
    Er hatte ein rundes Gesicht, stark gelichtetes Haar und, obwohl er
nicht dick war, den Watschelgang eines Fettleibigen. Caterina wusste nicht, wie
nah die beiden Linien der Familie einst miteinander verwandt gewesen waren;
etwelche Ähnlichkeiten gab es jetzt jedenfalls nicht mehr, außer dass sie jeder
zwei Augen, eine Nase und einen Mund hatten.
    Scapinelli grinste schief, als er ihren Blick bemerkte; er hatte die
verstörende Angewohnheit, bei der unpassendsten Gelegenheit zu lächeln, als
seien seine Gesichtsmuskeln darauf programmiert, sich in bestimmten Abständen
zu verziehen. Nie war das Lächeln die Antwort auf etwas Komisches. Wodurch es
ausgelöst wurde, hatte sie schon beim ersten Mal nicht ergründen können, und
ihn einfach lächeln lassen, was er denn auch regelmäßig tat.
    Man hätte ihn wegen dieses Grinsens als einfältig abtun können, aber
das wäre ein Fehler gewesen, denn über dem starren Lächeln lauerten die Augen
eines Reptils.
    Er sprach als Erster. »Gut. Wenn sie alle Bedingungen akzeptiert hat,
kann sie mit der Arbeit anfangen«, sagte er [74]  mit rauher Stimme und im
venezianischen Dialekt. Was käme als Nächstes, fragte sich Caterina. Fehlte nur
noch die Stechuhr.
    Bevor sie etwas sagen konnte, bemerkte Dottor Moretti: »Vorher sind
noch ein paar Dinge zu regeln, Signor Scapinelli.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Scapinelli unnötig aggressiv, wie Caterina
fand.
    »Sie haben sich einverstanden erklärt – und sehr klug daran getan,
meine Herren –, dass Dottoressa Pellegrini ihre Recherchen je nach Bedarf beliebig
ausweiten kann.«
    Signor Scapinelli machte schon den Mund auf, aber Dottor Moretti kam
ihm zuvor. »Sie wird mir über die Ergebnisse ihrer Lektüre schriftlich Bericht
erstatten und ihre besondere Aufmerksamkeit auf alles richten, was sich auf
etwaige testamentarische Verfügungen Ihres Vorfahren beziehen könnte«, sagte
Dottor Moretti. »Die Berichte werden von mir umgehend an Sie weitergeleitet.«
    Wieder kam Caterina nicht umhin, seine Ausdrucksweise zu bewundern.
Wenn man den Italienern beibringen könnte, an »testamentarische Verfügungen« zu
denken statt »Letzter Wille«, hätten sie alle binnen weniger Tage ein Testament
aufgesetzt.
    »Ja. Das ist richtig. So steht es in dem Papier, das Sie uns gegeben
haben«, meldete sich Signor Stievani. Und dann triumphierend: »Und sie hat
unterschrieben.«
    »Wir verlangen Kopien«, erklärte sein Cousin.
    »Und auf welchem Computer, wenn ich fragen darf, soll die Dottoressa
ihre Berichte schreiben?«, fragte Dottor Moretti ungerührt.
    [75]  Scapinelli drehte sich zu Caterina um und sagte: »Wir kaufen
Ihnen keinen.«
    Statt zu antworten, sah Caterina nur Dottor Moretti an und überließ
es ihm, sich für sie ins Zeug zu legen.
    »Die meisten Arbeitgeber stellen ihren Angestellten einen Computer
zur Verfügung.«
    »Sie ist als una libera professionista eingestellt«, sagte Stievani. »Sie wird doch wohl einen besitzen.« Er sprach
von ihr, fand Caterina, als sei sie ein Schmied, der seine eigenen Zangen,
Hämmer und Hufeisen mitzubringen habe. Das Feuer käme – vielleicht – von ihnen,
das Werkzeug war ihre Sache.
    Dottor Moretti senkte die Stimme. »Ich denke, das kann ich
erledigen.« Vier Gesichter wandten sich ihm zu. »Vor ein paar Monaten hat
unsere Kanzlei die Laptops, die wir den jüngeren Mitarbeitern zur Verfügung
stellen, durch neue ersetzt. Die alten stehen noch im Büro meiner Sekretärin.
Ich kann jemanden, der sich mit den Dingern auskennt, beauftragen, alles von
der Festplatte zu löschen, was sich auf unsere Tätigkeit bezieht.
Internetzugang ist ja wohl ohnehin eingebaut.« Da niemand etwas anzumerken
hatte, fügte er an Caterina gewandt hinzu: »Das Gerät ist einige Jahre alt,
dürfte aber für Ihre Zwecke noch brauchbar sein.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Dottore«, sagte Roseanna,
offenbar entzückt darüber, dass ein Mann

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