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Himmlische Juwelen

Himmlische Juwelen

Titel: Himmlische Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Tisch ziehen«, sagte
er schließlich. »Sie hatten zwar keine Ahnung, was in den Truhen war, aber
jeder der beiden glaubte, der andere werde ihn irgendwie austricksen. Oder sich
den Löwenanteil sichern.« Sie war ganz Ohr. »Ihren Glauben an den Schatz aber
kann nichts erschüttern.«
    »Hast du es versucht?«
    »Ja.« Er schüttelte resigniert den Kopf.
    »Lieber noch wollten sie mir mein Gehalt bezahlen?«
    Die Frage brachte ihn sichtlich in Verlegenheit.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Für einen Monat, ja«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »So steht es im Vertrag.« Es war ihm offenbar peinlich, das zu
sagen, und das überraschte sie. Ihre eigene Beschämung, dass sie den Passus
überlesen hatte, ließ sie sich nicht anmerken.
    »Du hast mir diese Beschäftigung so lange zugesichert, bis ich alle
Papiere gelesen habe«, erklärte sie kühl. »Ich habe dafür meine Stelle in
Manchester gekündigt.«
    [230]  »Ich weiß«, sagte er mit gesenktem Blick. Schämte er sich für die
Rolle, die er gespielt hatte? Dass er auch einen Part in diesem Spiel hatte,
stand für Caterina mittlerweile fest.
    Sie schwieg.
    Also musste Moretti sich weiter erklären. »Anfangs dachte ich, sie
würden dich so lange bezahlen, bis du ihnen eine eindeutige Antwort liefern
kannst: Ja, es gibt einen Schatz, oder nein, es gibt keinen.« Wieder streckte
er ihr die Hand über den Tisch entgegen, wieder zog er sie zurück. »Ich dachte,
den beiden ist es ernst damit, die Sache zu klären: Deswegen habe ich sie
bearbeitet, dich in der Bibliothek recherchieren zu lassen.« Sie hielt es für
das Beste, ihm nicht zu verraten, dass sie diese Recherchen längst für sinnlos
hielt.
    »Und nun haben sie es sich anders überlegt?«
    »Stievani hat mich heute Nachmittag angerufen. Ein Monat. Keinen Tag
länger. Wenn sie am Ende eines Monats keine Antwort haben, wollen sie sich
untereinander einigen.«
    »Na, dann wünsche ich den beiden Idioten viel Glück«, entfuhr es
ihr.
    »Dem schließe ich mich an«, sagte er und fuhr in ruhigerem Ton fort:
»Wenn du willst, kann ich noch einmal versuchen, sie umzustimmen.«
    Sie lächelte. »Sehr nett von dir, Andrea. Würde mich sehr freuen.«
Plötzlich musste sie gähnen. »Entschuldige«, sagte sie und sah auf die Uhr.
    Er tat es ihr nach. »Schon nach elf«, stellte er fest.
    So, wie er das sagte, fragte sie sich, ob er vor Mitternacht zu
Hause sein musste. Er winkte dem Kellner, kritzelte etwas in die Luft, und der
Gerufene kam verblüffend schnell mit einer regulären Quittung, auf die der
Inhaber Steuern [231]  zu zahlen hatte. »Machst du das immer?«, fragte sie und wies
auf die Rechnung, während er etwas darauf notierte.
    »Die Rechnung übernehmen, wenn ich eine Frau zum Essen einlade?«,
fragte er grinsend.
    »Nein. In einem Restaurant, wo du Stammgast bist, um eine ricevuta fiscale bitten.«
    »Du meinst wegen der Steuern, die sie darauf zahlen müssen?«
    »Ja.«
    »Wir alle müssen Steuern zahlen.«
    »Heißt das, du zahlst deine? Komplett?«
    »Ja«, antwortete er schlicht.
    Sie glaubte ihm.
    Sie erhoben sich. Er hielt ihr die Tür auf, und während sie zu dem
Haus spazierten, in dem Caterina im Moment wohnte, sprachen sie von anderen
Dingen als Agostino Steffani und den Cousins. Vor der Tür küsste er sie auf
beide Wangen, sagte gute Nacht und ging davon.
    Caterina stieg die Treppe zu ihrer Wohnung hoch, schloss auf und
trat ein.
    Sie sah auf die Uhr. Fast Mitternacht. Cristina hatte kein Handy,
das hieß, sie konnte ihr keine SMS schicken mit
der Bitte, falls sie noch wach war, zurückzurufen. In der Wohnung gab es ein
Telefon mit Gebührenzähler. Ein Anruf nach Deutschland wäre damit viel billiger
gewesen.
    Sie griff lieber zum telefonino und wählte
Cristinas Nummer. Es klingelte sechsmal, ehe eine verschlafene Stimme sich
meldete: »Ja?«
    » Ciao, Tina«, sagte sie. »Entschuldige,
dass ich dich geweckt habe.«
    [232]  Nach einer langen Pause sagte Tina: »Schon gut, ich hab gelesen.«
    »Lügen ist immer noch eine Sünde, meine Liebe.«
    »Aber nicht, wenn es einem guten Zweck dient.«
    »Schreibst du jetzt die Zehn Gebote um?«
    »Ich bin wach, also sag, was passiert ist – ich höre es an deiner
Stimme –, dann kann ich mit dem Umschreiben der restlichen bis morgen warten.«
    »Ich habe dir doch von diesem Anwalt erzählt.«
    »Ja?«
    »Er ist genauso ein mieser Schurke wie die anderen.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Tina. Es klang bekümmert.
    »Weil er meine Mails gelesen

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